Heidelberg – Informationen und Neuigkeiten aus der Stadt und den Stadt-/Ortsteilen.
Oberbürgermeister Prof. Würzner spendet 1.000 Euro für „Frauen helfen Frauen e.V. Heidelberg“ – Verein unterstützt seit vier Jahrzehnten Frauen und Kinder, die Opfer von Gewalt wurden
Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner hat dem Verein „Frauen helfen Frauen e.V. Heidelberg“ 1.000 Euro aus seinen persönlichen Verfügungsmitteln gespendet. Heidelbergs Stadtoberhaupt überreichte den Scheck seiner diesjährigen Weihnachtsspende bei einem Besuch des Vereins am 6. Dezember 2017 an Fiona Pampuch, Britta Schlichting und Sylvia Haller von „Frauen helfen Frauen“. Der Verein ist Träger des Autonomen Frauenhauses, der Frauenberatungsstelle Courage und der Interventionsstelle für Frauen und Kinder. Oberbürgermeister Prof. Würzner wählt jedes Jahr eine andere soziale Einrichtung in Heidelberg aus, die er mit einer Spende unterstützt.
„Gewalt gegen Frauen und Kinder ist leider noch immer alltäglich und kommt in allen gesellschaftlichen Schichten vor. Der Verein Frauen helfen Frauen leistet mit vielen engagierten Personen seit mittlerweile vier Jahrzehnten hervorragende Arbeit bei der Bekämpfung dieser Gewalt und der Unterstützung von Frauen und Kindern, die Opfer von körperlicher, psychischer, sexualisierter und anderer Formen der Gewalt geworden sind. Für dieses große Engagement möchte ich mich herzlich bedanken“, sagte Oberbürgermeister Prof. Würzner, der betonte: „Die Stadt Heidelberg unternimmt viel für die Sicherheit und Lebensqualität von Frauen und Kindern in unserer Stadt und unterstützt unter anderem engagierte Vereine wie ‚Frauen helfen Frauen‘, die für uns wichtige Partner sind.“
Drei Einrichtungen von „Frauen helfen Frauen“ bieten Hilfe an
„Der Verein Frauen helfen Frauen e.V. muss für seine drei Einrichtungen – die Frauenberatungsstelle Courage, die Interventionsstelle für Frauen und Kinder und das Autonome Frauenhaus – jährlich eine erhebliche Summe selbst aufbringen. Die Zuwendungen der öffentlichen Hand alleine reichen da leider nicht aus. Vor allem im Frauenhaus wird eine pauschale Finanzierung für jede schutzsuchende Frau, unabhängig ihres Einkommens, angestrebt. Bis die Kosten für den regulären Betrieb der drei Einrichtungen annähernd aus staatlichen Mitteln übernommen werden, sind wir dringend auf Spenden angewiesen und danken deshalb Herrn Oberbürgermeister Würzner für seine Entscheidung“, sagte Sylvia Haller vom Verein „Frauen helfen Frauen“.
Im Autonomen Frauenhaus bietet der Verein Frauen mit ihren Kindern eine sichere Unterkunft, Schutz, Geborgenheit und Unterstützung, wenn diese seelische, körperliche und/oder sexualisierte Gewalt erlebt haben. Betroffene finden Begleitung bei der Bewältigung ihrer Gewalterfahrungen, beim Lösen persönlicher, finanzieller und rechtlicher Probleme, im Kontakt mit Ämtern und Behörden sowie bei der Suche nach einer Wohnung oder einer Arbeitsstelle. Die Adresse des Frauenhauses ist anonym. Es ist nicht nur für Heidelbergerinnen eine wichtige Anlaufstelle: Lediglich fünf der 45 im Jahr 2016 aufgenommenen Frauen kamen aus Heidelberg. 23 Frauen stammten aus dem restlichen Baden-Württemberg inklusive dem Rhein-Neckar-Kreis, 17 gar aus einem anderen Bundesland. Hinzu kamen 52 Kinder. Rund drei Viertel der Frauen waren zwischen 18 und 39 Jahren alt.
In der Frauenberatungsstelle Courage berät der Verein seit 30 Jahren kostenlos Frauen, die körperliche und/oder seelische Gewalt in Beziehungen erleben, sich in einer konfliktreichen Trennungs- oder Scheidungssituation befinden sowie den Weg ins Frauenhaus suchen oder dort gelebt haben. Frauen und Mädchen, die akut Gewalt in ihrer Beziehung erleben oder unter Stalking leiden, wird in der Interventionsstelle geholfen. Hilfe erhalten auch diejenigen, deren selbstbestimmte Lebensführung durch die Familie verhindert oder eine Heirat gegen den Willen angedroht wird. Im Jahr 2016 führte die Beratungsstelle Courage rund 800 telefonische und persönliche Beratungsgespräche. In der Interventionsstelle für Frauen erfolgten weitere rund 850 Beratungen, in der Interventionsstelle für Kinder 65.
Die Stadt Heidelberg unterstützt zahlreiche Angebote für Frauen wie beispielsweise das Frauen-Nachttaxi und Kurse zur Selbstverteidigung. Das Engagement der beteiligten Vereine und Institutionen sowie der Stadt zeigt Erfolg: Heidelberg ist laut einer Focus-Studie nach Dresden die Stadt mit der höchsten Lebensqualität für Frauen in Deutschland.
„KulturLabHD“: Bis 31. Dezember Anträge stellen für innovative Kulturprojekte
Im Sommer hat der Gemeinderat den neuen Kulturfonds „KulturLabHD“ beschlossen. Damit unterstützt die Stadt Heidelberg innovative Kulturprojekte in Heidelberg. Erstmals hat der Ausschuss für Bildung und Kultur des Gemeinderats jetzt am 30. November Zuschüsse in Höhe von 50.000 Euro aus dem Fördertopf freigegeben. Von insgesamt 17 eingereichten Anträgen, wurden vier zur Förderung ausgewählt:
- das Projekt Shared Reading des Karlstorbahnhof e.V., ein partizipatives Lese- und Bildungsprojekt, das unterschiedliche Menschen zusammenbringt, um durch die niedrigschwellige Auseinandersetzung über literarische Texte in eine intensive und nachhaltige soziale Interaktion zu treten. (Zuschuss 14.000 Euro);
- das Projekt State of Process des Kalamari Club – Freiraum für analoge Fotografie e.V. will ein Panoptikum aller Künstler, Fotografen und Interessierten abbilden, die sich mit dem Medium der analogen Fotografie beschäftigen. Kern ist ein „Artist in Residence“-Programm für etablierte und aufstrebende (Foto-)Künstlerinnen und Künstler. (Zuschuss 15.000 Euro);
- das Projekt Sexless Babe des freien Choreografen Edan Gorlicki, eine Bewegungsstudie über geschlechtslose Körper und undefinierte Identitäten, die in Kooperation mit dem Queer-Festival Heidelberg und dem Karlstorbahnhof entsteht. (Zuschuss 17.000 Euro)
- das Projekt Five HD Landings, eine performative Intervention im öffentlichen Raum und ein Video-Konzept für Heidelberg auf der Basis eines surrealen Science-Fiction-Plots. (Zuschuss: 4.000 Euro).
Noch bis 31. Dezember können neue Förderanträge für Projekte, die zwischen dem 1. Mai und 30. November 2018 stattfinden sollen, eingereicht werden. Antragsberechtigt sind Personen und Gruppierungen aus Heidelberg, die Projekte oder Veranstaltungen in Heidelberg durchführen. Bei den Projekten muss es sich um neue, innovative Kulturprojekte handeln. Alle Förderanträge werden anhand eines festgelegten Kriterien-Katalogs bewertet. Der Zuschuss beträgt maximal 20.000 Euro je Projekt.
Ziel des neuen Fonds ist es, ergänzend zu den bereits bestehenden Förderstrukturen, die Heidelberger Kulturszene zusätzlich zu fördern. Er ist Teil der Neustrukturierung der Kulturförderung der Stadt Heidelberg, die im Verlauf des Jahres 2018 zum Abschluss gebracht werden soll.
Infos und Antragsformulare zum Download unter www.heidelberg.de/kulturamt.
Überzeugende Vision für den Neubau des Hauses der Jugend – Architektenwettbewerb entschieden – Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten vom 6. bis 12. Dezember 2017
Modern in seiner Ausstattung, einladend nach draußen, jugendgerecht bei seinen Angeboten – so wünschen sich die Jugendlichen ihr neues Haus der Jugend in der Heidelberger Südstadt. Am 6. Dezember gab das Preisgericht die Gewinner des Architektenwettbewerbs „Haus der Jugend“ bekannt. Der erste Preis geht an das Büro Murr Architekten aus Dießen am Ammersee mit L+P Landschaftsarchitekten aus München. Der Siegerentwurf sieht an der Stelle, an der das Haus der Jugend auch heute platziert ist, einen prägnanten ausdruckstarken und unverwechselbaren Baukörper mit hoher Identität vor. Die Jury überzeugte die gelungene Integration in den Schulcampus, eine hohe Funktionalität bei gleichzeitig guter Aufenthaltsqualität. Das Haus der Jugend in der Rohrbacher Straße 87 ist die größte und älteste Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung in Trägerschaft der Stadt. Das seit den 50er Jahren erfolgreich arbeitende Haus muss baulich erneuert werden, um geänderten Anforderungen an die Jugendarbeit gerecht zu werden.
Architektenwettbewerb: 19 Entwürfe in der Endrunde
In einem zweiphasigen Wettbewerb waren europaweit Architekturbüros aufgerufen, Entwürfe für den geplanten Neubau zu entwickeln. Mit dem Wettbewerb werden die Voraussetzungen geschaffen, um das Vorhaben als Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) anzuerkennen und zum Teil der Ausstellung zu machen. Aus insgesamt 93 eingereichten Arbeiten wurden in der ersten Sitzung des Preisgerichts im April dieses Jahres 19 Entwürfe für die Weiterentwicklung und Vertiefung in einer zweiten Bearbeitungsphase ausgewählt.
Am 4. Dezember hatten Jugendliche ihr Votum zu den Entwürfen in einer nichtöffentlichen Sitzung abgegeben. In einem moderierten Prozess analysierten die Jugendlichen die Entwürfe hinsichtlich ihrer Gebrauchsfähigkeit. Die Auswertung des Jugendvotums wurde dem Preisgericht als Information zur Verfügung gestellt. Das Preisgericht mit Vertretern aus Verwaltung, Politik, Jugendvertretern sowie Fachpreisrichtern und Sachverständigen unter Vorsitz von Dr. Eckart Rosenberger aus Fellbach kürte am 5. Dezember im Haus der Jugend das Büro Murr Architekten aus Dießen am Ammersee mit L+P Landschaftsarchitekten aus München zum Sieger.
Jugendgerecht und städtebaulich maßgeschneidert
„Ich bin begeistert über die hohe Qualität der Siegerentwürfe. Es zeugt von der Geschlossenheit des Preisgerichts, dass nach intensiven Diskussionen die Preise einstimmig vergeben werden konnten. Das Ergebnis ist eine hervorragende Grundlage für die Realisierung dieser, vor allem für die Jugend der Stadt Heidelberg, bedeutenden Bauaufgabe“, sagte Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck. Bestätigt sieht sich der Baudezernent darin, dass nur durch einen solchen Architektenwettbewerb Entwürfe gefunden werden konnten, die einerseits die Vorstellungen der jugendlichen Nutzer erfüllen und andererseits auch unter städtebaulichen und gestalterischen Aspekten maßgeschneiderte Lösungen darstellen, die die Anerkennung als Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) verdienen.
Gelungene Jugendbeteiligung
Das Wettbewerbsergebnis spricht für einen gelungenen Beteiligungsprozess: „Ich freue mich, dass wir heute das Ergebnis eines Prozesses präsentieren können, bei dem auch die Nutzerinnen und Nutzer, die Heidelberger Jugendlichen selbst, ausgesprochen engagiert mitdiskutiert und ihre Ideen und Meinungen eingespeist haben. Das war eine Verzahnung von Experten- und Nutzerwissen, die keineswegs selbstverständlich ist. So sind wir zu einem Ergebnis gekommen, mit dem das Haus der Jugend auch für die kommenden Jahrzehnte gut aufgestellt sein wird“, sagte Bürgermeister Dr. Joachim Gerner.
Der Gemeinderat hatte entsprechend den Leitlinien für mitgestaltende Bürgerbeteiligung beschlossen, mit dem Neubau ein Beteiligungsverfahren für Jugendliche zu verbinden, um deren Wünsche und Interessen in den Planungsprozess einfließen zu lassen. Seit Ende November 2015 hatten sich rund 100 Jugendliche über die Online-Plattform WhatsApp an der Diskussion um die Erneuerung des Hauses beteiligt. Zusätzlich gab es vor der Preisgerichtssitzung ein Jugendvotum, bei denen die Ergebnisse mit den Jugendlichen hinsichtlich ihrer Bedürfnisse diskutiert wurden. Jugendvertreter waren außerdem ins Preisgericht eingebunden.
Die Preisträger
Preisgerichtsvorsitzender Dr. Eckart Rosenberger erläuterte die Siegerentwürfe: „Der Entwurf des 1. Preisträgers überzeugte die Jury durch die gelungene Integration in den Schulcampus, eine hohe Funktionalität bei gleichzeitig guter Aufenthaltsqualität. Unter dem Motto ‚House of Houses‘ wird eine eigenständige Antwort auf die Bauaufgabe Jugendhaus gefunden. Der zentrale Entwurfsgedanke sind die Haupträume, die sich durch ihre dreidimensionale Geometrie unterscheiden, deren Schnittfiguren sich in der Fassade abzeichnen, als seien die Räume aus dem Volumen ausgestanzt. Sie führen zu einem prägnanten, ausdruckstarken und unverwechselbaren Baukörper.“
Den 2. Preis erhielt die Arbeitsgemeinschaft Gies Architekten mit Freisign Landschaftsarchitektur aus Freiburg im Breisgau. Das Jugendhaus gruppiert sich bei diesem Entwurf um eine kommunikative Halle. Der Entwurf ist eine gute und praktikable Antwort auf die Typologie Jugendhaus.
Der 3. Preis ging an das Team von mvm+starke Architekten mit clubL94 Landschaftsarchitekten GmbH, Köln. Um einen begehbaren Lichthof herum sind die Funktionen funktional angeordnet. Der eingeschossige Pavillon wird durch drei quadratische Raumüberhöhungen akzentuiert.
Für bemerkenswerte Teilleistungen wurden die Teilnehmer NEW Architekten, Dortmund, mit wbp Landschaftsarchitekten, Bochum, sowie Payel Rahmann Architekten, Frankfurt am Main, mit Daniel Gornik Landschaftsarchitektur, Heidelberg, ausgezeichnet.
Wirtschaftlichkeit und Höchstmaß an architektonischem Anspruch vereint
„Das Preisgericht hat sehr darauf geachtet, dass Beiträge ausgewählt wurden, die neben der Qualität auch ein Höchstmaß an Wirtschaftlichkeit erwarten lassen. Denn nach Phase eins des zweiphasigen Wettbewerbs hatte sich gezeigt, dass die Einhaltung des Budgets als kaum realisierbar erscheint. Deshalb wurde den Architekten zur Bearbeitung der zweiten Phase ein reduziertes Raumprogramm und der Nachweis eines besonders wirtschaftlichen Baustandards ins Pflichtenheft geschrieben“, erklärte Erster Bürgermeister Odszuck. „Der erste und zweite Preis sind aufgrund ihrer Größe, Konstruktion, Kubatur, Materialität und dem weitgehenden Erhalt der Außenanlagen Beiträge, die die Wirtschaftlichkeit mit einem Höchstmaß an architektonischem Anspruch in Einklang bringen“, so Odszuck.
So geht’s weiter
Die endgültige Entscheidung, welcher der prämierten Entwürfe endgültig umgesetzt wird, fällt im ersten Halbjahr 2018. In einem vergaberechtlich vorgeschriebenen Verhandlungsverfahren werden die Preisträger ergänzende Angebotsunterlagen einreichen, die von einem Auswahlgremium abschließend bewertet werden.
Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten
Die Wettbewerbsarbeiten sind vom 6. bis 12. Dezember im Haus der Jugend, Römerstraße 87, ausgestellt. Öffnungszeiten sind montags bis samstags von 15 bis 19 Uhr.
OB zu Ankunftszentrum für Flüchtlinge: „Wir benötigen verbindlichen Umzugsplan“ – Land arbeitet an Lösung in der Region und bestätigt, dass Einrichtung auf PHV befristet ist
Heidelbergs Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner fordert vom Land Baden-Württemberg weiterhin eine verbindliche Umzugsplanung für das Ankunftszentrum für Flüchtlinge in Patrick Henry Village. Die Landesregierung hat in einem Schreiben an die Stadt bekräftigt, dass es die Einrichtung nur befristet auf dem Areal betreiben wird. Wie lange dies aus Sicht des Landes jedoch noch andauern soll, lies Staatsminister Klaus-Peter Murawski in seiner Antwort offen.
Die Stadt Heidelberg plant auf dem Areal einen neuen Stadtteil für 10.000 Bewohner und 5.000 Beschäftigte. Eine Nutzungsvereinbarung zwischen Stadt und Land zum Betrieb des Ankunftszentrums läuft Ende April kommenden Jahres aus.
Würzner informierte am Mittwochabend den Hauptausschuss des Heidelberger Gemeinderats über den Stand des Verfahrens. Danach bestätigt das Land in seinem Schreiben zum einen, dass das Ankunftszentrum Heidelberg „keinesfalls als Rückführungszentrum im eigentlichen Sinne genutzt werden soll“. Der Oberbürgermeister hatte sich entschieden gegen entsprechende Pläne gestellt, die im Oktober auf Bundesebene diskutiert worden waren. Danach hätten Abschiebungen direkt aus Ankunftszentren heraus erfolgen sollen – was zu einem völlig anderen Charakter der Einrichtung geführt hätte. Einen entsprechenden Hinweis, dass in Heidelberg kein Rückführungszentrum geplant sei, habe das baden-württembergische Innenministerium auch an das Bundeskanzleramt gegeben, heißt es im Schreiben der Landesregierung.
Zur Umzugsplanung schreibt Murawski: „Das Land steht nach wie vor zu seinem Wort, das Ankunftszentrum in PHV nur übergangsweise zu nutzen und das Areal binnen weniger Jahre freizumachen“. Allerdings benennt er keine verbindliche Laufzeitplanung. Würzner hatte dies in einem Brief an den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann eingefordert. Nach Angaben Murawskis erstellt das Finanzministerium des Landes derzeit eine Machbarkeitsstudie zur Unterbringung des Ankunftszentrums. Das Land sei bemüht, Heidelberg vor Ablauf der Nutzungsvereinbarung eine verbindliche Laufzeitplanung zu übermitteln.
„Wir brauchen jetzt Verbindlichkeit“, erklärt OB Prof. Würzner. „Wir planen dort einen neuen Stadtteil für 10.000 Bewohner und 5.000 Beschäftigte. Wir brauchen die Fläche spätestens in zwei Jahren. Ich trage eine Verlängerung der Ankunftszentrums gerne mit. Aber das kann ich dem Gemeinderat nur vorschlagen, wenn sich das Land auf einen konkreten Umzugsplan verpflichtet.“
Würzner betonte auch: „Das Innenministerium bemüht sich hier um eine Lösung. Ich stehe mit der Spitze des Hauses in gutem Kontakt.“ Tatsächlich gebe es Alternativvorschläge für einen Standort des Ankunftszentrums. „Wir sind auf regionaler Ebene in einem engen Austausch. Wir werden die Einrichtung natürlich auch an ihrem künftigen Standort unterstützen. Die Region ist bereit, Verantwortung für das ganze Land zu übernehmen. Das ist ein starkes Zeichen. Hier ist eine gute Lösung möglich. Aber das können wir als Kommunen nicht alleine regeln.“
Heidelberg wächst seit Jahren. Die Zahl der Einwohner steigt pro Jahr um etwa 1.500 Menschen, die Zahl der Arbeitsplätze ist auf Rekordniveau. Pro Jahr werden rund 800 zusätzliche Wohnungen gebaut. Letzte große Entwicklungsfläche der Stadt ist das ehemalige Militär-Areal Patrick Henry Village. Es ist etwa so groß wie die Heidelberger Altstadt. Am 14. Dezember liegt dem Gemeinderat ein Masterplan für die Entwicklung von Patrick-Henry-Village zur Beschlussfassung vor. Er sieht einen Stadtteil für 10.000 Bewohner und 5.000 Beschäftigte vor.
Stadthalle: Austausch mit Nutzern über Sanierungspläne – Planungen werden weiter konkretisiert – Sanierungen dringend notwendig
Nächster Schritt zur Stadthallen-Sanierung: Die städtische Heidelberg Marketing GmbH als Betreiberin tauscht sich derzeit mit den bisherigen Nutzern über die Pläne zur Modernisierung des Veranstaltungshauses aus. „Die Stadthalle soll so saniert werden, dass alle bisherigen Nutzer die ,gute Stube Heidelbergs‘ auch in Zukunft in gewohnter Weise nutzen können. Daher stehen wir mit den bisherigen Veranstaltern intensiv im Austausch. Die Rückmeldungen fließen in die Konkretisierung der Sanierungspläne ein, an der wir derzeit arbeiten“, sagt Mathias Schiemer, Geschäftsführer von Heidelberg Marketing. Dabei geht es um die Anforderungen an die Detailplanung von Bestuhlung, Bühnenkonstellationen und Akustik. Zudem erörtert Heidelberg Marketing mit den Vereinen und Veranstaltern Möglichkeiten für alternative Veranstaltungsorte während der Umbauzeit der Stadthalle.
Um die Planungen mit den Nutzern abzustimmen, wurde eine Expertenrunde ins Leben gerufen. Dieser gehören unterschiedlichste Veranstalter an, die die Stadthalle seit Jahren bespielen, darunter Vertreter des Philharmonischen Orchesters, des Musikfestivals „Heidelberger Frühling“, des Karlstorbahnhofs, des Festivals Enjoy Jazz, des Hauses der Jugend, der Perkeo-Gesellschaft und des Klangforums sowie mehrere Bürger.
Spender ermöglichen Sanierung
Die Stadt muss in den kommenden Jahren dringende Sanierungsmaßnahmen vornehmen. Die eingeplanten Mittel – rund sechs Millionen Euro – reichen jedoch nur für die dringendsten Einzelmaßnahmen – etwa barrierefreie Zugänge, die Sanierung der Toiletten-Anlagen und die Einrichtung getrennter Umkleidebereiche.
Dank äußerst großzügiger Spendenzusagen kann die Stadt die Stadthalle jedoch ohne eigene Mehrkosten komplett sanieren und zum Konzert- und Kulturhaus weiterentwickeln. Der Gemeinderat hat Anfang Oktober mit großer Mehrheit zugestimmt, entsprechende Pläne weiter zu verfolgen. Grundlage für die künftige Nutzung bildet ein Konzept, das von der Heidelberg Marketing GmbH und der Heidelberger Frühling gGmbH erstellt wurde.
Der Impuls für diese umfassende Lösung zum jetzigen Zeitpunkt geht auf eine Initiative von Mäzenen und Sponsoren des „Heidelberger Frühling“ zurück. Heidelberger Unternehmer unterstützen die angedachte Sanierung mit Zusagen von über 22 Millionen Euro. Den Löwenanteil davon hat der Heidelberger Unternehmer Wolfgang Marguerre zugesagt.
Die Stadthalle kann damit in Zukunft mehrere Funktionen erfüllen: als Konzerthaus nach international erstklassigen Standards, als Ort für ein breites gesellschaftliches Veranstaltungsangebot – vom Jugendtanztag über gesellschaftliche Bälle, Feste und Empfänge bis hin zu Fastnachtsveranstaltungen – und als Anbieter von Abendveranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem neuen Konferenzzentrum, das bis 2021 in der Bahnstadt entsteht.
Heidelberger Thingstätte: Stadt untersagt Feier zur Walpurgisnacht auf den 1. Mai – Gutachten benennt unverantwortbare Risiken / Mobile Zaunanlage soll Zugang in der Nacht verhindern
Die Stadt Heidelberg wird die sogenannte Walpurgisnachtfeier auf der Thingstätte künftig untersagen. Die Stadt zieht damit die Konsequenzen aus mehreren bedenklichen Vorfällen in der jüngeren Vergangenheit – zum Beispiel ein Schwerverletzter sowie ein Waldbrand. Das Event mit bis zu 15.000 Besucherinnen und Besuchern auf dem Heiligenberg hat keinen offiziellen Veranstalter oder ein grundlegendes Sicherheitskonzept. Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Gefährdungsbeurteilung hat nun eine Reihe von hohen, zum Teil auch unzumutbaren Gefahrenquellen aufgezeigt.
„Wir können die Gesundheit und die Sicherheit der Menschen nicht gewährleisten. Das Gelände ist unübersichtlich, nicht ausgeleuchtet, es gibt unzählige Sturzfallen und keinerlei Organisationsstruktur. Die jüngsten Ereignisse und erforderlichen Sicherheitsanforderungen sowie die nun vorliegende Gefährdungsbeurteilung zeigen ganz klar, dass das Risiko dieses Events sowohl für die Besucherinnen und Besucher als auch für die Stadt nicht länger zu verantworten ist. Die Walpurgisnachtfeier ist ein untragbares Sicherheitsrisiko geworden und wir haben keinen Ermessensspielraum mehr, die Untersagung ist zwingend“, erklärt Bürgermeister Wolfgang Erichson.
Die Stadt Heidelberg ist nicht nur als Eigentümerin der Thingstätte in der Pflicht – sie trägt als Ortspolizeibehörde auch die Verantwortung für die öffentliche Sicherheit. In der Vergangenheit hatte die Stadt zwar Vorkehrungen getroffen, um ein Mindestmaß an Sicherheit für die Besucherinnen und Besucher zu schaffen. Für einen Notfall reicht dies aber nicht aus.
Gefährdungsbeurteilung: 23 Kategorien, 17 mal höchste Risikostufe
Zu diesem Schluss kommt auch die Gefährdungsbeurteilung der Firma Event Consult Europa. Der aktuelle Zustand sei für die Stadt Heidelberg und für die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben nicht hinnehmbar. „In der Gesamtbetrachtung ist das Happening baulich und organisatorisch als mangelhaft einzustufen und kann in dieser Form auf keinen Fall weitergeführt werden“, heißt es im Fazit der Beurteilung.
Event Consult Europa hat für sein Gutachten 23 Kategorien begutachtet – von der Geländebeschaffenheit über Zu- und Abgangswege bis hin zum Besucherverhalten oder einer eventuellen Räumung des Areals im Schadensfall. Bei 17 Kategorien sehen die Gutachter „nicht zu vertretende und kalkulierbare Risiken“ – das ist die höchstmögliche von sechs Risikostufen.
Als besonders kritische Punkte nennt das Gutachten:
- Kein offizieller Veranstalter und kein organisierter Ablauf
- Unkontrollierte Feuerstellen im Waldgebiet mit hoher Brandgefahr
- Vielzahl von Sturzstellen und Stolperfallen auf dem Gelände
- Kein System für Zu- oder Ableitung von Besuchern, kein System von Rettungs- und Fluchtwegen
- Keine Beleuchtung
Gefahrenvorsorge für die Walpurgisnacht 2018
Um die Untersagung der Walpurgisnachtfeier auch wirksam durchsetzen zu können, wird die Thingstätte in der Nacht zum 1. Mai 2018 mit einem mobilen Zaun abgesperrt und von einem Sicherheitsdienst bewacht. Zudem werden konkrete Gefahrenquellen ausgeleuchtet, um Personen, die im Vorfeld nichts über die polizeirechtliche Untersagung der Veranstaltung erfahren haben, zu schützen. Zusätzlich sollen eine verstärkte Polizeipräsenz und die Anwesenheit städtischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Sicherheit sorgen. Die mobile Zaunanlage wird nach dem 1. Mai wieder abgebaut, so dass die Thingstätte wieder frei zugänglich ist.
Hintergrund: Die Heidelberger Thingstätte auf dem Heiligenberg ist ein Beispiel für nationalsozialistische Architektur und eine nach dem Vorbild antiker griechischer Theater errichtete Freilichtbühne. Die Thingstätte wurde von 1934 bis 1935 vom Reichsarbeitsdienst und Heidelberger Studenten erbaut. Die Bühne sollte vor allem für Propagandaveranstaltungen genutzt werden. Doch schon bald verloren die Nationalsozialisten das Interesse an der Anlage. Während des Zweiten Weltkriegs war die Thingstätte weitgehend ungenutzt. Heute ist die Thingstätte ein Kulturdenkmal, das für Touristen, Wanderer und Waldspaziergänger frei zugänglich ist. Sie verfügt über keine baulichen Anlagen und ist weder eingezäunt noch beleuchtet.