Mannheim – Das Mannheimer Energieunternehmen MVV Energie AG (WKN: A0H52F, ISIN: DE000A0H52F5) setzt auch in den kommenden Jahren den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien, die Stärkung der Energieeffizienz durch die umweltfreundliche Fernwärme und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle fort. „Das sind Investitionen in die Zukunft unserer Unternehmensgruppe und unser Beitrag für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende“, betonte der MVVVorstandsvorsitzende Dr. Georg Müller am Dienstag auf der Bilanz-Pressekonferenz des Unternehmens für das Geschäftsjahr 2017 (1. Oktober 2016 – 30. September 2017) in Frankfurt.
So plant MVV allein an ihrem Mannheimer Energiestandort auf der Friesenheimer Insel Investitionen in Höhe von 100 Millionen Euro zur Anbindung ihres Heizkraftwerks an das Fernwärmenetz in Mannheim und der Region sowie die Erweiterung um eine innovative Technologie für das Phosphor-Recycling. Gleichzeitig hat das Unternehmen nach seinen beiden bereits erfolgreich laufenden Kraftwerken in Plymouth und Ridham den Zuschlag für ein drittes Projekt in Großbritannien erhalten: Im schottischen Dundee hat MVV Ende November eine Abfallverwertungsanlage übernommen und wird mit Gesamtinvestitionen von 135 Millionen Euro ein neues Heizkraftwerk errichten und 25 Jahre lang betreiben.
Knapp drei Milliarden Euro hat das Mannheimer Energieunternehmen in den letzten Jahren in Wachstum und in die Modernisierung seiner Netze und Anlagen investiert und kann nun die Früchte seiner frühen Ausrichtung auf das Energiesystem der Zukunft ernten. So hat MVV das operative Ergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017 erneut um 5 Prozent auf 224 Millionen Euro gesteigert. Gleichzeitig konnte das Unternehmen mit Umsatzerlösen von über 4 Milliarden das Rekordniveau des Vorjahres erreichen.
„In einem herausfordernden Markt konnten wir unsere Marktposition gut behaupten“, unterstrich Dr. Müller. „Zum dritten Mal in Folge konnten wir unser Ergebnis steigern und damit auch unsere unterjährige Prognose erreichen. Das zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind und unsere Strategie nachhaltig erfolgreich umsetzen können.“
Aufgrund einer deutlichen Verbesserung des Finanzergebnisses stieg das Vorsteuerergebnis (Adjusted EBT) mit 169 Millionen Euro um 22 Prozent an. Der bereinigte Jahresüberschuss nach Fremdanteilen lag bei 93 Millionen Euro. Der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit erhöhte sich von 274 auf 474 Millionen Euro.
Positiv haben sich vor allem die gute Entwicklung des Umweltgeschäfts sowie die im Vorjahresvergleich kühlere Witterung im letzten Winter ausgewirkt. Gegenläufig hat sich im Geschäftsjahr 2017, wie erwartet und schon vor einem Jahr angekündigt, das Projektentwicklungsgeschäft entwickelt, bei dem das Rekordjahr 2016 weder umsatz- noch ergebnisseitig wiederholbar war. Daneben war ein Rückgang aus den eigenen Windkraftanlagen aufgrund des geringeren Windaufkommens zu verzeichnen.
Positiver Ausblick, hohe Ausschüttungsquote
Für die kommenden Jahre geht MVV-Chef Dr. Müller davon aus, dass die allgemeinen Rahmenbedingungen die Unternehmen der Energiewirtschaft weiterhin vor anspruchsvolle Aufgaben stellen werden. „Mit unserer auf robustes Wachstum ausgerichteten Unternehmensstrategie haben wir die Weichen gestellt, um auch in Zukunft an dem dynamischen Wandel aktiv teilnehmen zu können“, zeigte er sich zuversichtlich beim Blick nach vorne. Für das laufende Geschäftsjahr 2018 erwartet MVV aus operativer Sicht und bei normalem Witterungsverlauf einen weiteren leichten Anstieg bei Umsatz und Adjusted EBIT.
Bei der Dividende setzt das Unternehmen weiterhin auf Kontinuität für seine Aktionäre. Für 2017 schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der am 9. März 2018 in Mannheim stattfindenden Hauptversammlung eine unveränderte Dividende in Höhe von 90 Cent je Aktie vor. Das entspricht einer Dividendenrendite von rund 4 Prozent und einer Ausschüttungsquote von 64 Prozent.
Investitionstempo bleibt hoch
Nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden wird MVV das Investitionstempo hochhalten. So will das Unternehmen in den kommenden Jahren weitere drei Milliarden Euro in das Energiesystem der Zukunft investieren – davon allein 300 Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr 2018. Den Anfang macht das Mannheimer Unternehmen dabei quasi vor der eigenen Haustür: Mit der Anbindung des Heizkraftwerks auf der Friesenheimer Insel an das Mannheimer Fernwärmenetz, mit dem auch die Städte Heidelberg, Schwetzingen und Speyer versorgt werden, wird die umweltfreundliche Fernwärme zugleich auch erneuerbarer. „Wir senken damit den sogenannten Primärenergiefaktor (PEF) um ein Drittel, was für Immobilienbesitzer, Bauherren und Investoren gleichermaßen von Bedeutung ist“, betonte Dr. Müller. MVV verknüpft die Anbindung an das Fernwärmenetz technisch mit einer deutlichen Ausweitung der Dampflieferung an das benachbarte Mannheimer Werk des Roche-Konzerns mit einem neuen Düker unterhalb des Altrheins.
Parallel dazu will MVV eine innovative Technologie zum Phosphor-Recycling in sein Mannheimer Heizkraftwerk integrieren. Damit kann der wertvolle Rohstoff zurückgewonnen und so Importe reduziert werden: „Mit unserer neuen Anlage, die sich derzeit im Genehmigungsverfahren befindet, bieten wir dafür eine nachhaltige Lösung.“
Neues Heizkraftwerk im schottischen Dundee
Gleichzeitig konnte das Mannheimer Energieunternehmen seine bereits dritte Kraftwerksinvestition in Großbritannien realisieren. Im schottischen Dundee hat MVV eine bestehende thermische Abfallverwertungsanlage übernommen und baut in direkter Nachbarschaft ein hochmodernes und hocheffizientes neues Heizkraftwerk. Der Neubau mit Gesamtinvestitionen in Höhe von rund 135 Millionen Euro soll 2020 in Betrieb gehen. Das neue Kraftwerk ist ausgelegt auf einen jährlichen Durchsatz von 110.000 Tonnen Abfall. Diese Mengen kommen überwiegend direkt von den kommunalen Partnern, in Verbindung mit Gewerbeabfall erreicht MVV eine Vollauslastung.
Auch dieses neue Kraftwerk betreibt MVV in Kraft-Wärme-Kopplung. Bei einem Gesamt-Wirkungsgrad von knapp 55 Prozent wird dabei Strom und Wärme mit einer Leistung von jeweils rund 10 Megawatt erzeugt. Die Wärme wird als Prozessdampf an das benachbarte Werk des Reifenherstellers Michelin geliefert. „Wir haben die thermische Abfallverwertung mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung und unserem breiten Know-how in den letzten Jahren zu einem Paradebeispiel für Nachhaltigkeit sowie lokalen und regionalen Klimaschutz entwickelt“, betonte MVV-Chef Dr. Müller.
Wind-Ausschreibungen nur noch für genehmigte Projekte
Mit Blick auf die energiepolitischen Herausforderungen einer neuen Bundesregierung forderte der MVV-Vorstandsvorsitzende einen forcierten Ausbau der erneuerbaren Energien und eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung des Wärmesektors. Aus seiner Sicht ist und bleibt die Windkraft an Land die Schlüsseltechnologie der Energiewende: „Um die Klimaschutzziele zu erreichen, muss der Ausbau der Windkraft bundesweit erfolgen.“ Dazu müssen, so Dr. Müller, „rasch die Fehler bei den Wind-Onshore-Ausschreibungen beseitigt werden“. Die verzögerte Regierungsbildung dürfe nicht dazu führen, dass dringend erforderliche Entscheidungen unterbleiben, die von allen politischen Kräften getragen werden. So sollten ab sofort nur noch genehmigte Windprojekte für Ausschreibungen zugelassen werden. Zudem fordert Dr. Müller für 2018 die zusätzliche Ausschreibung einer Sondermenge von 1,5 Gigawatt, um die Fehlsteuerung aus den ersten Ausschreibungsrunden schnell auszugleichen. Dr. Müller: „Der Umstieg auf wettbewerbliche, technologiespezifische Ausschreibungen ist richtig und erfolgreich. Er hat zu deutlich sinkenden Kosten geführt. Es wäre aber fast schizophren, den Ausbau genau dann zu stoppen, wenn die Effizienzbemühungen der letzten Jahre beginnen zu greifen.“
Für den MVV-Chef bildet daneben die Wärmeversorgung einen maßgeblichen Baustein zum Erreichen der Klimaziele. Rund ein Drittel der CO2-Emissionen in Deutschland entfallen auf die Wärmeerzeugung. Deutschland müsse die unterschiedlichen Wärmeoptionen bewahren, da es in Städten anderer Lösungen als auf dem Land bedarf. Dabei spielt Fernwärme auch in Zukunft eine unverzichtbare Rolle. Gerade in Ballungsgebieten sind Fernwärmenetze als zukunftssichere Infrastruktur wichtige Energiedrehscheiben, die nicht entwertet werden dürfen. Fundament einer umweltfreundlichen Fernwärme ist die hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung. Deshalb sollte auch das KWK-Gesetz und der Kohlewechselbonus über 2022 hinaus verlängert werden, so Dr. Müller. Parallel müssten auch in der Wärmeversorgung erneuerbare Energien und industrielle Abwärmelösungen eingebunden werden. Dr. Müller: „Politik muss klimaorientierte Ziele für die Wärmeversorgung formulieren, darf aber keine Technologien vorschreiben.“ So behalte auch Gas in der Vielfalt der Wärmeanwendungen seine Bedeutung. Wärmenetze bilden heute und in Zukunft eine infrastrukturelle Voraussetzung für immer grünere Fern- und Nahwärme sowie für sich weiter entwickelnde Power-to-Heat-Anwendungen.