Kaiserslautern – Fabio Britz, Absolvent der Wirtschaftswissenschaften an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK), ist für seine Abschlussarbeit mit dem dritten Platz beim Controlling-Nachwuchspreis 2017 des Internationalen Controller Vereins (ICV) ausgezeichnet worden. Er hat sich mit Verrechnungspreisen beschäftigt und sie aus betriebswirtschaftlicher und steuerlicher Perspektive beleuchtet. Mit ihnen können etwa Abteilungen in Unternehmen Leistungen untereinander abrechnen. Aber auch internationale Großkonzerne nutzen sie, um Gewinne zu verschieben und die Steuerlast zu senken. Britz hat die Arbeit am Lehrstuhl für Unternehmensrechnung und Controlling bei Professor Dr. Volker Lingnau geschrieben.
Im Rahmen der „Luxemburg-Leaks“ hat 2014 ein internationales Journalistenteam aufgedeckt, wie multinationale Konzerne durch die Verrechnung interner Leistungen Steuern sparen. Sie gründen Tochtergesellschaften im Ausland und verrechnen intern bestimmte Leistungen, wie etwa Lizenzzahlungen für Markenrechte, wodurch sie auf relativ einfache Weise Gewinne verschieben und die Steuerlast verringern können.
Neben diesem steuerlichen Aspekt finden Verrechnungspreise in Unternehmen aber auch bei der Koordination, Motivation und Erfolgsermittlung dezentraler Einheiten wie zum Beispiel in Profit Centern oder Kostenstellen Anwendung. So hat sich bereits 1909 der Wirtschaftswissenschaftler Eugen Schmalenbach damit auseinandergesetzt, dass es innerhalb eines Unternehmens ein System geben muss, um Leistungen zwischen einzelnen Teilbereichen zu verrechnen.
„Viele Unternehmen nutzen sie, um Dienstleistungen und Waren konzernintern zu verrechnen“,
sagt Fabio Britz, der am Lehrstuhl für Unternehmensrechnung und Controlling viele Jahre lang als wissenschaftliche Hilfskraft und Tutor für die Fächer Finanzbuchhaltung und Finanzberichterstattung tätig war.
In der preisgekrönten Masterarbeit mit dem Titel „Verrechnungspreise zwischen Steuerung und Besteuerung: Verdeutlichung von Zielkonflikten anhand einer Fallstudie“ hat der Kaiserslauterer Student die Verrechnungspreise sowohl aus betriebswirtschaftlicher als auch aus steuerlicher Sicht betrachtet und diese aus verschiedenen Blickwinkeln an Hand von theoretischen Modellen untersucht.
„Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sollten sie so gewählt werden, dass sie zu einer leistungsgerechten Ergebnisermittlung führen und dezentrale Einheiten zu effizientem Handeln motivieren“,
so der Wirtschaftswissenschaftler weiter.
„Aus steuerlicher Perspektive stellt sich hingegen die durchaus moralische Frage, ob Verrechnungspreise auch dazu eingesetzt werden, die Konzernsteuerlast zu minimieren.“
Experten sprechen in diesem Zusammenhang von Zielkonflikten. Hierbei werden mindestens zwei verschiedene Ziele verfolgt, die nicht miteinander vereinbar sind.
Zusammenfassend hat Britz die Thematik der Verrechnungspreise nicht nur konzeptionell theoretisch aufbereitet, sondern auch auftretende Zielkonflikte anhand einer fiktiven Fallstudie näher untersucht. Als Beispiel hat er dafür einen Kaffeemaschinen-Hersteller mit Sitz in Deutschland betrachtet, der eine Tochterfirma in der Schweiz gründet. Die Fallstudie hat der Absolvent derart methodisch aufbereitet, dass diese auch in Vorlesungen und Seminaren im Masterstudium zum Einsatz kommen kann.
Mit seiner Arbeit hat er im November den dritten Platz beim Controlling-Nachwuchspreis 2017 belegt. Er wird vom Internationalen Controller Verein jährlich mit dem Anliegen ausgelobt, den akademischen Controllernachwuchs zu fördern sowie innovative und praktikable Ideen von der Hochschule in die Controllingpraxis zu transferieren. Die Preisverleihung fand am 18. November auf der 17. Controlling Innovation Berlin (CIB) Tagung in Berlin statt.
„Fabio Britz hat mit seiner Masterarbeit vorbildlich gezeigt, dass Verrechnungspreise, ein für das Controlling ebenso spannendes wie essentielles Instrumentarium, sich durchaus mit aktuellen und hochbrisanten gesellschaftspolitischen Fragestellungen in Verbindung bringen lassen. Dem Absolventen gelingt es in ausgezeichneter Weise, die konzeptionellen Grundlagen zum Thema `Verrechnungspreise im Spannungsfeld zwischen Steuerung und Besteuerung` zu beleuchten und die Ergebnisse in einer Fallstudie auch zahlenmäßig für die Lehre anwendbar zu machen“,
so der Arbeitsgruppenleiter Professor Lingnau. Bei seiner Arbeit wurde der Masterstudent von Florian Beham betreut, der bei Professor Lingnau forscht. Neben seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Controlling, an der Universität des Saarlandes, ist Fabio Britz aktuell in einer mittelständischen Steuerberatungsgesellschaft in Karlsruhe tätig.