Nürnberg / Ludwigshafen – Nach dem Abpfiff streckte Ben Matschke die linke Faust nach oben. Er strahlte, die Eulen-Fans trommelten noch Minuten nach dem Abpfiff. Sie hatten diesmal allen Grund zur Freude. Der Bundesliga-Aufsteiger verpasste zwar nach zuletzt sechs Spielen ohne Punktgewinn den ersten Auswärtserfolg. Mit dem 22:22 (12:13) Unentschieden beim HC Erlangen sendete die Mannschaft ein klares Lebenszeichen, dass sie im Kampf um den Ligaverbleib nicht aufgeben wird. Mit dem ersten Zähler in dieser Saison in fremder Halle belohnten sich Dietrich und Co. die großartige Aufholjagd sowohl in der ersten als auch in der zweiten Spielhälfte.
Es war aber auch mehr drin gewesen. 55 Sekunden vor dem Spielende kam Patrick Weber, der als vorgezogene Spitze in der Defensive agierte, zum Ballgewinn und lief dann alleine auf das gegnerische Tor zu. Mit einem Sprungwurf aus zehn Metern sollte ihm wieder zum Abschluss der Partie die Führung für die Eulen gelingen. Diesmal stand ihm Erlangens Torhüter, Nikolas Katsigiannis im Wege, der seinen Wurf abwehren konnte. Noch in der ersten Hälfte gelang Weber auch mit dem letzten Treffer vor dem Pausentee die hart erkämpfte Führung. Es wäre der Sieg gewesen. Die Eulen blieben nach der Parade noch in Ballbesitz und retteten das Unentschieden über die Zeit. Einen Fauxpass wie in Hüttenberg sollte sich nicht wiederholen.
Sie haben diesmal großartige Moral bewiesen. Sowohl in Spielabschnitt eins als auch zwei lagen die Jungs von Ben Matschke mit bis zu sechs Toren zurück. Der Trainer ließ sich in dieser Phase nicht aus dem Konzept bringen, stellte seine Mannschaft immer wieder neu auf den Gegner ein und fand damit das richtige Mittel zur Wende. Diesmal nahm er früh Kevin Klier aus dem Tor, gab Roko Peribonio erneut eine Chance und setzte auf eine Fünf-Eins-Defensive. So brachten sie das Angriffsspiel der Erlangener aus dem Rhythmus. Auch unterliefen den Gastgebern eine Reihe von technischen Fehlern. Nach einem 10:6 Rückstand kamen die Eulen Zug um Zug dem Ausgleich immer näher und als dann Frederic Stüber zum 11:11 Ausgleich traf, war der Bann gebrochen. Ben´s Jungs blieben dran und in den letzten Sekunden vor dem Pausentee war auch deren Torhüter Nikolas Katsigiannis machtlos. Patrick Weber „hämmerte“ den Ball im ICE-Tempo zur 13:12 Führung in die Maschen.
Nach dem Wiederanpfiff waren die Eulen hellwach und blieben zunächst auf Augenhöhe mit den Mittelfranken. Dann scheiterte Alexander Feld mit einem Gegenstoß als auch Minuten später mit einem Siebenmeter an Katsigiannis. Es kam noch bitterer: Nach der 15:14 Führung durch Jonas Thümmler sah Kai Dippe mit der dritten Zeitstrafe die Rote Karte. Ein schmerzlicher Ausfall. Die Mannschaft wirkte nach diesen Aktionen etwas gehemmt. Die Aggressivität in der Defensive ging ein wenig verloren, auch im Abschluss scheiterten die Pfälzer an Katisigiannis. Sechs Gegenstöße konnten sie nicht verwerten. und Erlangen zog mit 20:14 davon. Die HCE-Fans träumten schon vom erneuten Sieg. Dann warfen die Eulen alles in die Waagschale, bewiesen eine Riesenmoral und schafften mit einem Sechs-Null-Lauf noch durch Patrick Weber den 20:20 Ausgleich. Der Jura-Student hatte in dieser Phase mit vier Treffern wesentlichen Anteil an der großartigen Aufholjagd. In den letzten Minuten war auch David Schmidt nicht zu bremsen. Nach der erneuten Führung der Erlanger glich der Linkshänder stets aus. Die ganz große Chance zum ersten Auswärtserfolg verpasste Weber 55 Sekunden vor dem Abpfiff.
„Ich freue mich heute einfach über den ersten Auswärtspunkt der Saison. Die Leidenschaft und der Kampf stimmte. Wir haben zum richtigen Zeitpunkt den Impuls gesetzt, wir sind in den kritischen Situationen cool geblieben und meine Mannschaft hat zu keinem Zeitpunkt aufgegeben. Das macht Mut für die kommenden Aufgaben. Ich bin überzeugt, der Punkt tut uns ganz gut“, meinte ein sichtlich glücklicher Ben Matschke. Auch Patrick Weber freute sich trotz der verpassten Sieg-Chance über das Unentschieden. „Das war ein weiterer Schritt nach vorne, nach dem wir schon in Melsungen und gegen die Rhein-Neckar Löwen deutlich besser auftraten“, sagte Weber. Der gebürtige Rheinhesse entscheid sich erst in letzter Minute für einen Einsatz, da er nach fast dreiwöchiger Verletzungspause am Tag vor der Partie die erste Trainingseinheit absolviert hatte. „Ich will der Mannschaft helfen, deshalb werden wir jetzt in den nächsten zehn Tagen vor der Winterpause alles raushauen“, versprach Weber. So feierten die Eulen das Unentschieden wie einen Sieg.
Statistik
HC Erlangen: Skof (n.E.), Katsigiannis (22/14) – Sellin, J. Link, Lux (1), Haaß (1), Gorpishin, Walz, Büdel, Bissel (6), Schletterer, N. Link (4), Steinert (5/4), Thümmler (3), Schröder (2/1)
Die Eulen Ludwigshafen: Klier (8/0), Peribonio (14/9) – Stüber (4), Dietrich (1), Scholz, Haider, Bolius, Feld (3/1), Remmlinger (2), Falk (1), Bührer, Kirchenbauer, Weber (6), Dippe (1), Schmidt (4).
Spielfilm:4:1 (8.), 8:4 (12.), 10:6 (19.), 11:9 (23.), 11:11 (28.), 12:13 (30.), 14:14 (38.), 20:14 (47.), 20:20 (56.), 22:21 (58.) 22:22 (59.) – Siebenmeter: 5/5 – 3/1 (Feld scheitert 2x an Katsigiannis) – Zeitstrafen: 6 Min. (2x N. Link, Steinert) – 10 Min. (3 x Dippe, Remmlinger, Schmidt) – Rote Karte. Dippe (38., 3. Zeistrafe) – Beste Spieler: Katsigiannis, Steinert – Weber, Dietrich, Peribonio – Zuschauer: 3413 – Schiedsrichter. Schneider/Hartmann (Magdeburg/Elxleben).