Buchen / Mosbach – Los ging es direkt mit einer „Rakete“ – für viele der Studierenden bei der 4. Auflage der Kinderhochschule Medizin am vergangenen Donnerstag (30.) und Freitag (31.) ein vertrauter Einstieg.
Ein großer Anteil der jeweils über 100 Kinder in Buchen und Mosbach hatte sich schon in den letzten drei Jahren bei den Neckar-Odenwald-Kliniken „immatrikuliert“.
„Das ist für uns das allergrößte Lob!“
meint dazu der Ärztliche Direktor der Kliniken und Organisator der Kinderhochschule Priv.-Doz. Dr. med. Harald Genzwürker und sieht dies gleichzeitig als klaren Auftrag, auch für das nächste Jahr wieder interessante Themen und Dozenten zu finden.
Im ersten Vortrag entführte Genzwürker, der auch Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin ist, die 8- bis 12-jährigen Studenten zunächst auf die Internationale Raumstation ISS. Unter dem Titel „Medizin auf dem Raumschiff“ zog er zahlreiche Parallelen zu einer Intensivstation, wo die Versorgung der Patienten mit ausreichend Sauerstoff, Flüssigkeit und Nahrung auch ganz besondere Maßnahmen notwendig macht. Ein großes Anliegen war ihm dabei zu verdeutlichen, dass neben der vielen, für Patienten und deren Familien teils beängstigenden Technik ein Aspekt in der Intensivmedizin enorm wichtig ist: die Pflegekräfte und Ärzte, die rund um die Uhr mit viel Engagement ihr Wissen einbringen, damit schwerkranke Patienten gesund werden können.
Bei „Wie funktioniert ein Krankenhaus?“ versorgte Dr. Reiner Stupp, Leiter der Notaufnahme in Mosbach, die Kinder mit zahlreichen Informationen rund um die medizinischen Abläufe. Gemeinsam mit seiner ehemaligen Kollegin Dr. Isabell Klopsch, die eigens für die Kinderhochschule in den Neckar-Odenwald-Kreis gekommen war, zeigte er aber auch, wie über 800 Menschen mit ganz unterschiedlichen Qualifikationen an beiden Klinikstandorten zusammenarbeiten müssen, damit alles funktioniert. Nicht nur zum Medizinbereich, sondern auch zur Technik, Verwaltung, Küche, Hygiene, Reinigungsdienst, Bettenaufbereitung und zum Lager gab es spannende Bilder und Neuigkeiten.
„Über 50.000 Rollen Klopapier – dreilagig – verbrauchen die Patienten und Mitarbeiter der Kliniken jedes Jahr!“
– auch für ihn eine neue Information, die er erst bei der Vorbereitung des Vortrags erfuhr, so Dr. Stupp.
Der Frage „Was passiert, wenn wir alt werden?“ widmete sich Isabelle Czaja in ihrem Vortrag. Die Physiotherapeutin arbeitet am Standort Mosbach der Neckar-Odenwald-Kliniken viel mit Patienten der Akutgeriatrie oder „Altersmedizin“. Sie zeigte auf, wie neben der Beweglichkeit auch die Sinne wie Sehen und Hören mit fortschreitendem Alter nachlassen. Ganz praktisch wurde es, als einige Kinder dann mitgebrachte Hilfsmittel wie einen Rollator ausprobieren durften, mit denen älteren Menschen die Bewältigung des Alltags erleichtert und ein Stück Eigenständigkeit ermöglicht werden kann. Ganz praktische Erfahrungen haben viele der jungen Studenten natürlich schon zum Thema „Wie heilen Wunden?“ gemacht. Andrea Mader vom Standort Buchen der Kliniken konnte als Wundexpertin aber viele interessante Details zu dem liefern, was Blutplättchen und Freßzellen leisten, bis aus einer Verletzung eine Narbe wird. Auch hier durften ganz praktische Tipps zum richtigen Umgang mit Pflastern und zur Wundversorgung natürlich nicht fehlen.
Die Kinder „revanchierten“ sich bei den Vortragenden der Kinderhochschule mit zahlreichen interessanten und manchmal sehr überraschenden Fragen.
„Gerade das macht für uns den Reiz der Veranstaltung aus“, so Genzwürker.
Ziel der Kinderhochschule Medizin sei nicht in erster Linie die Vermittlung von Faktenwissen, sondern es gehe vielmehr darum, Interesse für die faszinierenden Zusammenhänge im menschlichen Körper zu wecken und damit auch ein Bewusstsein für den sorgsamen Umgang mit der eigenen Gesundheit zu schaffen. Der Termin für 2016 steht bereits fest: am 28. und 29. Juli laden die Neckar-Odenwald-Kliniken wieder junge Studenten in die Stadthalle Buchen und das Mosbacher Ärztehaus ein.
Für die Begleitpersonen wurden an beiden Veranstaltungsorten die Vorträge live in separate Räume übertragen. Von diesem Angebot machten zahlreiche Eltern und Großeltern Gebrauch und mussten danach zugeben, dass auch sie noch Einiges dazu gelernt haben.
In den Pausen gab es dank einiger Sponsoren Getränke und Brezeln, damit nicht nur der Wissenshunger gestillt werden konnte. Die erhobenen Eintrittsgelder oder vielmehr Spendenbeiträge kommen in vollem Umfang dem Ambulanten Kinderhospizdienst Neckar-Odenwald-Kreis e.V. zu Gute, dessen Vorsitzender Jürgen Kriege sich über eine Summe von 1.000 Euro freuen durfte, da etliche Eltern den Mindestbetrag für die Eintrittskarten von 2 Euro pro Tag freiwillig erhöhten. Auf der Homepage www.kinderhochschule-medizin.de sind aktuelle Informationen sowie Bilder aus diesem und den letzten Jahren zu finden.