Mainz – Der Ehrenpräsident der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen, Kraft Waentig, ist am 23. Dezember 2017 im Alter von 90 Jahren in Mainz verstorben. IHK-Präsident Dr. Engelbert J. Günster würdigte Waentig für dessen außerordentlichen Einsatz für die rheinhessische Wirtschaft: „Den politischen Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit hat Kraft Waentig während seiner Präsidentschaft 1988 bis 1998 mit großer persönlicher Präsenz immer wieder deutlich gemacht, dass die Unternehmen wettbewerbsgerechte Standortbedingungen brauchen, um Arbeits- und Ausbildungsplätze zu sichern und damit den Wohlstand dieser Region zu garantieren.“
Kraft Waentig, gebürtig in Großhennersdorf/Sachsen, studierte nach Ende des Zweiten Weltkriegs Landwirtschaft in Leipzig, konnte aber aus politischen Gründen die geplante Hochschullaufbahn nicht antreten. 1951 floh er in die Bundesrepublik. Er übernahm 1954 die Geschäftsführung des Großhandelsunternehmens Waentig + Co.KG in Frankfurt/Main, gründete im Jahr darauf die Zweigniederlassung Mainz, in die er 1956 den Firmensitz verlegte. Anfang der 1970er Jahre folgte die Fusion zur Firma Bolte & Waentig, die Kraft Waentig zu einem leistungsfähigen Zulieferer für Industrie und Handwerk ausbaute und 2003 mit dem Ingelheimer Unternehmen Huf zu einem Neuanfang führte.
Neben ehrenamtlicher Arbeit in Fachverbänden der Eisenwarenbranche setze sich Kraft Waentig auch früh ein für die Belange der regionalen Wirtschaft. Als Jungunternehmer trat er den Wirtschaftsjunioren bei, deren Vorstand er mehrere Jahre lang angehörte. 1978 wurde er in die Vollversammlung der IHK für Rheinhessen gewählt, seit 1986 war er Mitglied des Präsidiums. Zum Präsidenten der IHK wurde er im Oktober 1988 gewählt und 1990 und 1994 in diesem Amt bestätigt.
Während seiner Präsidentschaft setzte sich Kraft Waentig ein für die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen und die Anpassung der Berufsbilder an die Bedürfnisse der Unternehmen im Wettbewerb. Zur Innovationsförderung intensivierte er den Dialog zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, indem er IHK-Gremien für Hochschul-Vertreter öffnete. Mit großem Engagement kämpfte er für den damals politisch umkämpften Ausbau des Autobahnabschnitts „Mainzer Ring“ und für die Ausweisung von Gewerbegebieten in Rheinhessen. Noch bis in das Jahr 2006 galt sein besonderer Einsatz dem Verein Mainz City Management, an dessen Gründung 1997 er maßgeblich beteiligt war und dem er neun Jahre vorstand.
Sein großes fachliches Wissen brachte er in Ehrenämter ein, unter anderem im Rundfunkrat des Südwestrundfunks, im Kulturfonds Mainzer Wirtschaft, im Kuratorium der Fachhochschule Mainz, im Vorstand der „Freunde der Universität Mainz e.V.“, im Großen Rat des Gonsenheimer Carnevalsvereins oder als Handelsrichter. Zudem setzte er sich in der Ewald Meltzer-Stiftung im sächsischen Großhennersdorf zu Gunsten Schwerstbehinderter ein.
Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer für Rheinhessen ernannte Kraft Waentig 1998 zum Ehrenpräsidenten und zeichnete ihn mit der IHK-Verdienstmedaille in Gold aus. Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und wurde mit dem Ehrenring der Stadt Mainz ausgezeichnet.