Frankfurt am Main – Die Stadt Frankfurt hat erstmals 15 Flüchtlinge in einer größeren Sporthalle unterbringen müssen, weil für die am heutigen 29. Juli 2015 neu zugewiesenen Asylbewerber und Kontingentflüchtlinge aus der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen nicht genügend Plätze in Übergangsunterkünften zur Verfügung standen.
„Das ist ein bitterer Einschnitt“, sagt Stadträtin Daniela Birkenfeld.
Die Sozialdezernentin hatte bereits in der letzten Sitzung des Stadtverordnetenausschusses für Soziales und Gesundheit vor der Parlamentspause angekündigt, dass es in den Ferien zu Engpässen kommen könnte:
„Die Aufnahmequoten werden vom Regierungspräsidium Darmstadt inzwischen quartalsweise erhöht und stellen uns vor immer neue Herausforderungen.“
Die Zahl der Flüchtlinge, die Frankfurt zugewiesen wurden, hat sich seit 2012 jeweils verdoppelt auf zuletzt 800 in 2014. Im laufenden Jahr war diese Marke bereits nach den ersten beiden Quartalen erreicht. Nach einer erneuten Anhebung der Quote im Juli ist für das zweite Halbjahr mit 1.200 weiteren Flüchtlingen zu rechnen, denen die Stadt Unterkünfte zur Verfügung stellen muss.
Angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen engagiert sich die Stadt Frankfurt seit mehr als zwei Jahren im Ausbau der Unterkunftskapazitäten. Bevorzugt werden Wohnungen und Wohnheime genutzt, die von freien Trägern der Wohlfahrtspflege wie dem Evangelischen Verein für Wohnraumhilfe, dem Internationalen Bund, dem Deutschen Roten Kreuz und der Arbeiterwohlfahrt in Wohngebieten betrieben werden.
„Der Kapazitätsausbau lässt sich leider nicht in der Geschwindigkeit realisieren, wie es die wachsende Zahl an Flüchtlingen erfordert“, bedauert Birkenfeld: „Es ist sehr aufwändig, in einer Großstadt wie Frankfurt genügend geeignete Liegenschaften und Objekte zu finden.“
Zudem seien die in den meisten Fällen erforderlichen Bauarbeiten mit vielen Unwägbarkeiten verbunden, die immer wieder zu Verzögerungen führen.
Obwohl zahlreiche Projekte in der Umsetzung seien, müssten deshalb als Zwischenlösungen schon seit Monaten zusätzlich Hotelzimmer belegt und Containeranlagen genutzt werden.
„Selbst die Gewinnung dieser Kapazitäten stößt im Moment allerdings an Grenzen“, sagt die Sozialdezernentin.
Deshalb müsse die Stadt nun vorrübergehend auf die Sporthalle Süd ausweichen, die das Stadtschulamt für den Zweck zur Verfügung stellt.
Die Sporthalle ist knapp 1.000 Quadratmeter groß. Für die Nutzung als Notunterkunft wird sie in einen Schlafbereich und einen Aufenthaltsbereich unterteilt. Im Schlafbereich sind 100 Feldbetten aufgeschlagen. Im Aufenthaltsbereich stehen Tische und Bänke, an denen auch die Mahlzeiten eingenommen werden können, die drei Mal am Tag angeliefert werden. Die Führung des Einsatzes obliegt dem Deutschen Roten Kreuz. Unterstützt werden die DRK-Helfer von weiteren Hilfsorganisationen wie den Johannitern. Außerdem ist rund um die Uhr ein Sicherheitsdienst präsent.
Die Stadt will die Halle mit alleinstehenden Männern belegen. Sollte es zu Engpässen kommen, können aber auch Frauen untergebracht werden. Es stehen genügend sanitäre Anlagen zur Verfügung, um eine Geschlechtertrennung vorzunehmen. Es ist geplant, die Flüchtlinge jeweils sobald Plätze frei werden in andere Unterkünfte zu bringen und die Halle dann wieder mit Neuankömmlingen zu belegen, um die Dauer der Unterbringung in der Notunterkunft für den Einzelnen möglichst kurz zu halten.
Die Vorsitzenden der drei Sportvereine, die die Halle normalerweise nutzen, sind von Birkenfeld und dem Vorsitzenden des Sportkreises Frankfurt, Roland Frischkorn, heute vorsorglich über die vorübergehende Nutzung der Halle für die Unterbringung von Flüchtlingen informiert und um Verständnis gebeten worden.
„In der Sommerpause ruht der Trainingsbetrieb zwar, doch natürlich wollen die Vereine Bescheid wissen, was passiert und wie es weitergehen soll“, so Birkenfeld.
Die Stadt Frankfurt plant, die Halle zum Ende der Ferien wieder zu räumen und die Menschen in neue Unterkünfte zu verlegen, die bis dahin bezugsfertig sein sollen.
Die Sozialdezernentin bittet um Verständnis, dass Pressevertreter keinen Zugang zur Sporthalle Süd erhalten und die Helfer für Interviews nicht zur Verfügung stehen:
„Die Situation ist für alle Beteiligten neu und erfordert volle Konzentration auf die Aufgabe.“