Speyer. Mit Mut, Zuversicht und Gottvertrauen ins neue Jahr, um das Leben anzupacken und zu gestalten: Beim Pontifikalamt zum Jahresschluss leitete Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann aus dem Rückblick auf das vergangene Jahr positive Anstöße für 2018 ab und stärkte die Gläubigen für die Zukunft. Wie jedes Jahr waren sie am Silvester-Nachmittag in den Speyerer Dom geströmt, dessen Sitzplätze auch dieses Mal nicht ausreichten.
In seiner Begrüßung gab sich der Bischof noch nachdenklich. Manche seien vielleicht beunruhigt wegen der weltweiten schwierigen Situation, überlegt er und sagte: „Wir beten um Frieden, Miteinander und Solidarität in der Gesellschaft.“ Andere schauten mit Schmerz zurück und könnten nur betrübt ins neue Jahr schauen, fuhr er fort. All dies solle in dieser Feier zum Jahresschluss hineingenommen und vor Gott gebracht werden.
In seiner Predigt stellte Wiesemann aber durchweg das Positive heraus und leitete daraus Wegweiser für die Zukunft ab. Ausführlich ging er auf das 500. Reformationsjubiläum ein und freute sich, dass es zum ersten Mal ökumenisch gefeiert wurde. Er würdigte dies als ermutigendes Zeichen, das auf einen künftigen gemeinsamen Weg weise und „ein neues bedeutendes Zeitalter eingeläutet hat“. Mit dem gemeinsam gefeierten Jubiläum habe sich auch die Perspektive umgekehrt. Jetzt, so Bischof Wiesemann, würden evangelische und katholische Kirche nicht gegenseitig zuerst die vermeintlichen Mängel des anderen sehen, sondern die Gaben und Talente, die jeder einbringt. Dies könnte auch eine Maxime für jeden Einzelnen sein, sagte der Bischof und riet, diese Sichtweise im neuen Jahr zu leben: Bei sich selbst und den anderen solle man nicht nach vermeintlichen oder tatsächlichen Defiziten schauen, sondern auf Begabungen achten, denn auf jedem ruhe Gottes Segen und in jedem stecke etwas, das diesen Segen weitertragen könne.
Der Bischof blickte auch auf das 200. Jubiläum der Neugründung des Bistums Speyer, das mit einem großen Fest an Pfingsten gefeiert wurde. Dieser Neuanfang brachte ihn zum zweiten Leitgedanken für 2018: Er pries die Kraft des Herrn: „Gott setzt in uns die Kraft frei, neue Anfänge zu wagen.“ Er appellierte, „nicht vom Schicksal, sondern von der Freiheit der Kinder Gottes das Leben zu deuten“.
Wiesemann zeigte sich beeindruckt von den Kundschafterreisen, die Ehren- und Hauptamtliche aus der Diözese nach Südamerika, Afrika, Asien und ins europäische Ausland führten. Das Ziel der Reisen besteht darin, von der Weltkirche, anderen Gesellschaften und Gläubigen zu lernen. Begeistert sprach Wiesemann von den vielen Anstößen, die die Kundschafter mitgebracht haben und leitete über zum dritten Ratschlag: Er ermutigte jeden Christen, selbst zum Kundschafter zu werden und anderen freudig vom eigenen Glauben zu erzählen. Wenn wir uns von diesen drei positiven Perspektiven tragen lassen, „dann haben wir ein ganzes Stück der Geschicke des nächsten Jahres selbst in der Hand“, beendete der Bischof seine Predigt, ehe er mit der Gemeinde das Glaubensbekenntnis betete. Nach Eucharistie und Kommunion bildete die eucharistische Anbetung einen weiteren Höhepunkt des Gottesdienstes.
Die musikalische Gestaltung übernahmen der Mädchenchor, die Domsingknaben, der Domchor und die Dombläser unter anderem mit der Missa „Fidem cantemus“ von Christian M. Heiß, dem Tantum ergo von Malcolm Archer und Liedsätzen von Praetorius und Rüding. Die Leitung hatte Domkapellmeister Markus Melchiori inne, die Orgel spielte Domorganist Markus Eichenlaub.