Weinheim – Energiewende, Wettbewerbsdruck und Erhalt der Versorgungssicherheit erfordern Investitionen und mutige Entscheidungen: Das machte Peter Krämer, Geschäftsführer der Stadtwerke Weinheim GmbH (Stadtwerke Weinheim), am Dienstag (28. Juli) bei der Bilanzpressekonferenz deutlich.
„Die gesamte Energiebranche ist im Umbruch, es herrschen herausfordernde Zeiten“, sagte er bei der Vorlage der Bilanz 2014 und fügte an: „Für unsere Zukunftssicherung setzen wir als Unternehmen vorrangig auf eine nachhaltige Förderung der Lebensqualität in unseren Marktgebieten. Dazu gehören umweltschonende Wärmenetze, Ausbau erneuerbarer Energien, Investitionen in die Energie-Infrastruktur und Ökoprodukte – parallel dazu arbeiten wir konsequent an der Verbesserung unserer eigenen Effizienz und Ausweitung unserer Dienstleistungen.“
Dass das Unternehmen damit nicht falsch liegen kann, belegen die Geschäftszahlen: Der Jahresüberschuss stieg um 6,1 Prozent auf 2,44 Millionen Euro bei einem leichten Rückgang der Umsatzerlöse von 4,5 Prozent auf 59,32 Millionen Euro und Gesamtinvestitionen von 5,3 Millionen Euro in den Ausbau von erneuerbaren Energien und Netzen sowie in die Optimierung von Betriebsabläufen. Dabei bleiben die Stadtwerke Weinheim solide finanziert: Ihre Eigenkapitalquote lag 2014 bei 39,6 Prozent etwas unterhalb des Vorjahresniveaus.
„Wir sind mit 101 Jahren voll in Schwung“, beschrieb Peter Krämer die Verfassung der Stadtwerke Weinheim.
Diese wurden zwar im vorgestellten Bilanzjahr 100 Jahre alt. Gefeiert wurde der runde Geburtstag doch erst kürzlich mit einem elektrisierenden Programm für die ganze Bevölkerung.
Milde Witterung verursacht Absatzminus
Bei Gas, Wärme und Strom verursachte die milde Witterung in den Winterperioden Absatzeinbrüche. Das reduzierte den Gesamtumsatz um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Stark rückläufig war der Gasabsatz. Er sank um 24,8 Prozent auf 287.961 Megawattstunden. Die Wärmeabgabe ist um 18 Prozent gesunken auf 12.897 Megawattstunden. Und bei Strom verzeichneten die Stadtwerke Weinheim einen Rückgang um 10,2 Prozent auf 135.055 Megawattstunden. Bemerkenswert ist, dass der Gesamtstromabsatz erstmalig rückläufig ist. Zum einen machen sich die zunehmenden Einspeisemengen durch Photovoltaikanlagen bemerkbar, zum anderen Energieeffizienzmaßnahmen der Industrie und des Gewerbes. Lediglich der Trinkwasserabsatz stieg um 8,2 Prozent auf 2,59 Millionen Kubikmeter. Als äußerst positiv bewertete der Geschäftsführer die Entwicklung der Wärmeabgabe im Wohn- und Gewerbegebiet Lützelsachsen Ebene. Die zunehmende Besiedelung und das große Interesse an Fernwärme aus Biogas vom Bauern nebenan führten zu einem Anstieg der Wärmeabgabe um 800 Megawattstunden.
Ausbau der eigenen Öko-Stromerzeugung forciert
Mit einem Investitionsvolumen von 2,5 Millionen Euro bauten die Stadtwerke Weinheim ihre Erzeugungssparte im Berichtsjahr aus. Sie investierten in die Stromerzeugung aus Wind und Sonne. Mit 26,4 Prozent beteiligten sie sich an der Komko Wind GmbH, die von der EnBW Anteile an deren Onshore-Windenergieanlagen erworben hat. Insgesamt handelt es sich um 2,8 Prozent an 89 Windrädern, die auf 17 Parks in Deutschland verteilt sind. Diese erzeugen pro Jahr rund 306 Millionen Kilowattstunden kohlendioxidfreien Strom. Der Anteil der Stadtwerke Weinheim daran beträgt 2,24 Millionen Kilowattstunden. Das entspricht dem Jahresbedarf von zirka 640 Durchschnittshaushalten. Die zweite große Investition war die Beteiligung an der Solarpark Königsbronn GmbH. Die Photovoltaik-Anlagen sind auf einem 19 Hektar großen ehemaligen Militärgelände errichtet worden und haben eine installierte Leistung von insgesamt 10 Megawatt. Der Anteil der Stadtwerke Weinheim beträgt 33,3 Prozent. Damit lässt sich der Bedarf von etwa 1.000 Haushalten decken.
„Die eigene Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ist unser größtes Zukunftsprojekt, das wir konsequent verfolgen“, unterstrich der Stadtwerke-Chef.
Stadtwerke stabilisieren städtischen Haushalt
Die Stadtwerke Weinheim haben 2014 insgesamt 59,32 Millionen Euro umgesetzt, das sind 4,5 Prozent weniger als 2013. Mit rund 2,44 Millionen Euro liegt der Jahresüberschuss aber 6,1 Prozent über dem Vorjahr.
Für die Stadt Weinheim sind die Stadtwerke eine verlässliche Größe. Sie profitiert neben der Gewinnausschüttung zusätzlich von Konzessionsabgaben für das Recht, in Straßen und auf öffentlichen Grundstücken verlegen zu dürfen. 2014 waren das 2,0 Millionen Euro. Hinzu kamen Gewerbesteuern von 0,7 Millionen Euro. Über das gesamte Marktgebiet der Stadtwerke betrachtet, flossen insgesamt rund 18,9 Millionen über Steuern, Abgaben, Löhne sowie durch Aufträge an heimische Firmen wieder zurück in den regionalen Wirtschaftskreislauf.
„Wir tragen damit zur Stabilisierung der Wirtschaft in der ganzen Region bei“, betonte der Stadtwerke-Chef.
Zukunft fest im Blick
Effektivität und Effizienz stehen im Fokus aller Entscheidungen der Stadtwerke Weinheim:
“Wir wollen unsere Kunden möglichst preisgünstig und sicher mit umweltschonender Energie und qualitativ hochwertigem Trinkwasser beliefern“, führte Peter Krämer aus, „das erfordert neben konkreten Vorstellungen für die Zukunftsgestaltung des Unternehmens permanente Anstrengungen in die interne Optimierung von Organisation und Prozessen.“
Dass sich die Stadtwerke bereits frühzeitig den Aufgaben der sich wandelnden Märkte und der regulatorischen Rahmenbedingungen gestellt haben, würde sich jetzt auszahlen. Dazu zähle auch das seit Jahren intensive Engagement in den Ausbau umweltschonender hocheffizienter Nahwärmenetze über Gas-Blockheizkraftwerke und Holzhackschnitzel. Durch den im November 2014 begonnenen Neubau des Lagers, das jetzt bezugsfertig ist, haben die Stadtwerke Weinheim die Voraussetzungen für eine weitere Optimierung ihrer Prozesse geschaffen. Es ermöglicht eine effizientere Betreuung der Netze
Mit dem mobilen Servicebüro haben die Stadtwerke den Service für Kunden außerhalb Weinheims verbessert.
„Kundennähe heißt bei uns auch, unseren Kunden möglichst nahe zu sein – räumlich wie mit unseren Angeboten. Wir wollen nützliche Dienstleistungen mit Mehrwert bieten“, erläuterte Peter Krämer das Konzept.
Erfolgreich sei auch die gemeinsame Vertriebsmarke mit den Stadtwerken Schwetzingen: MSE – meine StadtEnergie – etabliert sich zunehmend als Marke. Mit verkauften Strommengen von 25.125 Megawattstunden Strom und Gasmengen von 50.255 Megawattstunden sorgt das Tochterunternehmen für eine Stabilisierung des Energieeinkaufs und kompensiert Kundenverluste im Netzgebiet der Stadtwerke Weinheim.
„Wir können mit dem abgeschlossenen Geschäftsjahr zufrieden sein. Das dürfte nicht bei allen Mitbewerbern der Fall sein“, bemerkte Peter Krämer abschließend.
Bei den Stadtwerken Weinheim waren im Jahresdurchschnitt 126 Mitarbeiter beschäftigt, einer weniger als im Vorjahr. In deren Weiterbildung investierte das Unternehmen im Berichtsjahr 58.000 Euro. Großen Wert legt das Unternehmen auch auf eine fundierte Ausbildung junger Menschen.
„Fachlich gute, motivierte und freundliche Leute sind entscheidend für unseren Erfolg – vor allem vor dem Hintergrund des gewaltigen Umbaus der Energieversorgung und dem immer schärfer werdenden Wettbewerb“, betonte der Geschäftsführer.
Die Stadtwerke bilden in vier Ausbildungsberufen aus und bieten in Kooperation mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim Studiengänge an. Auch engagieren sie sich im Weinheimer Bündnis für Ausbildung – den Zweiburgen-Talenten.