Einer KfW-Studie zufolge, wurde seit dem Jahr 2000 jede vierte Bankfiliale in Deutschland geschlossen. Angesichts der anhaltenden Niedrigzinspolitik, bei der Banken am Kapitalmarkt kaum noch Geld verdienen und sogar Strafzinsen an die EZB entrichten müssen, wird das Filialnetz Deutscher Banken noch drastischer reduziert. Besonders vom Filialsterben betroffen sind dabei die ländlichen Gebiete. Zurecht frage sich viele: Sterben Filialbanken etwa bald aus?
Die Finanzwelt im Umschwung
Durch die fortschreitende Digitalisierung und den technischen Fortschritt hat sich der Finanzmarkt stark gewandelt. In Zeiten von Online und Mobile Banking ist es schon lange mehr notwendig, ein breites Netz an Filialen zu betreiben, um Kunden persönlich zu erreichen. Der Kundenkontakt läuft mehr und mehr über das Internet, kann so von Servicezentralen bewältigt werden. Die neuen Bankmodelle sind damit innovativer, flexibler und können folglich besser auf die neuen Kundenbedürfnisse eingehen. Indes suchen immer weniger Kunden eine Filiale auf, um ihre Bankgeschäfte zu erledigen. Die hohen Kosten für den Unterhalt der Filialen und sinkenden Rendite zwingen dabei immer mehr Banken dazu, ihre Filialen zu schließen. Gerade in ländlichen Gebieten wurden 2016 besonders viele Bankfilialen geschlossen, um Miet- und Personalkosten zu sparen.
„Die Banken entfernen sich immer mehr vom Filialnetz und wollen ihre Onlineangebote erweitern.“
Trend zu Onlinebanken
Die Banken reagieren auf die Anforderungen des digitalen Zeitalters und bauen ihre Onlineangebote zunehmend aus. Das Online Banking ist dabei der klare Gewinner der letzten Jahre. Mehr als die Hälfte der Deutschen nutzt den digitalen Zugang zum eigenen Konto. Der Gang in die Bankfiliale gehört vor allem für die jüngere Generation längst nicht mehr zum Alltag. Hiervon profitieren vor allem die sogenannten Direktbanken. Direktbanken sind Banken ohne eigenes Filialnetz, bei denen die gesamte Kontoführung online abgewickelt wird. In Zeiten, in denen Bankgeschäfts ohnehin zunehmend über das Internet abgewickelt werden, entsprechen Direktbanken dem digitalen Zeitgeist und setzen den etablierten Filialbanken immer weiter zu. Insbesondere in puncto Kontoführungsgebühren. Da sich die Onlinebanken die hohen Kosten für Personal und Filialen sparen, können sie ihren Kunden weitaus günstigere Bankprodukte wie etwa ein kostenfreies Girokonto anbieten. Wie eine kürzliche Untersuchung der Stiftung Warentest zeigte, gibt es derzeit in Deutschland nur noch 23 kostenlose Girokonten. Die meisten davon sind bei Direktbanken zu finden. Zum Vergleich: Bei vielen Filialbanken belaufen sich die jährlichen Kosten für das Girokonto auf über 60 Euro.
Filialbanken: Überlebenschancen?
Banken haben immer größere Schwierigkeiten, ihr Filialnetz aufrechtzuerhalten. Ein gänzliches Verschwinden von Bankfilialen wird in den nächsten Jahren zwar nicht der Fall sein, doch ist bis 2020 mit zehn Prozent weniger Bankfilialen zu rechnen. Filialbanken werden stärker auf die Vorteile gegenüber Onlinebanken – zum Beispiel die persönliche Beratung – fokussieren und ihr Geschäftsmodell auf die neuen Anforderungen anpassen müssen. Eine Kombination aus flexiblen Öffnungszeiten, mobilen Filialen und interaktivem Banking könnte das Überleben der Filialbanken sichern.