Mannheim – „Mann-Heim als Frauen-Ort“ war der Themenschwerpunkt des diesjährigen Neujahrsempfangs der Stadt Mannheim, der heute, am 6. Januar, im Rosengarten stattfand. Anlass für den Themenschwerpunkt ist das Frauenwahlrecht, dessen Einführung sich 2018 zum 100. Mal jährt. Seit 1918 haben viele Initiativen und gesetzliche Regelungen zu einem Zuwachs an Geschlechtergerechtigkeit geführt. Auf der Ebene 3 des Rosengartens wurden den Bürgerinnen und Bürgern die vielfältigen Aspekte der Geschlechtergleichstellung präsentiert. Bei sogenannten „Fishbowls“ konnten sie unter anderem der Frage nachgehen, ob Gesetze gleichberechtigte Lebenswirklichkeiten schaffen. Des Weiteren stellten sich zahlreiche Institutionen vor, darunter auch das Amt der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Mannheim. Auch künstlerisch wurde das Thema aufgegriffen – etwa durch eine Performance von Studentinnen der Theaterakademie.
Neujahrsrede des Oberbürgermeisters
Im Mittelpunkt des Festaktes stand auch in diesem Jahr die Neujahrsrede des Oberbürgermeisters. „Wenn sich Frauen in ihrem demokratischen Recht allein auf die Teilnahme an Wahlen beschränkt hätten, wären sie und wir als Gesellschaft heute keinen Schritt weiter als 1918“, sagte Kurz über die Erfolge in der Geschlechtergerechtigkeit. Der Grundgedanke des Neujahrsempfangs, nämlich Anlässe und Orte der Begegnung und Verständigung zu schaffen, solle ausgeweitet werden. So lud er die Besucherinnen und Besucher ein, sich am 2017 begonnen Leitbildprozess 2030 zu beteiligen. In diesem Zusammenhang verwies er auch auf Orte, die gerade entstanden sind, entstehen oder entstehen werden und die der Begegnung und Verständigung dienen sollen – wie zum Beispiel dem Neubau der Kunsthalle, dem Marchivum oder der Stadtbibliothek.
„Neben den alle Städte treffenden gesellschaftlichen Fragen erleben wir zugleich einen umfassenden Prozess der Erneuerung unserer Stadt, wie er seit der unmittelbaren Nachkriegszeit nicht mehr stattgefunden hat“, so der Oberbürgermeister in seiner Rede. „Die Erneuerung betrifft die äußere Gestalt unserer Stadt, sie gilt aber auch für Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur und für die Stadtverwaltung selbst. Es ist absehbar, dass diese Umgestaltung oder sogar Transformation auch die nächsten Jahre prägen wird.“ Dabei gehe es darum, die Erneuerung der Stadt weiter zu treiben und zugleich die Stadt als Heimat zu bewahren. Kurz: „Das entspricht der Geschichte und dem Charakter unserer Stadt: Erneuerung einerseits und Bewahrung von Heimat andererseits sind kein Widerspruch, sie bedingen sich vielmehr.“
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz zeigte in seiner Rede außerdem globale und kommunale Herausforderungen wie beispielsweise Zuwanderung auf. „Über all diese Fragen wird gestritten – oftmals wenig produktiv und in wechselseitigem Unverständnis“, so Kurz. Dabei gäbe es keinen natürlichen Kampf der Kulturen, aber Menschen, die diesen wollen. „Und sie haben einen Gegner. Uns, die offene Gesellschaft. Die offene Gesellschaft ist nicht schwach. Im Gegenteil: Sie hat ihre Feinde, weil diese sie als Bedrohung empfinden!“ Die Gesellschaft müsse sich wieder neu erarbeiten, sich klar und deutlich streiten zu können, ohne dass der andere als Feind wahrgenommen werde.
Rund 9.000 Besucherinnen und Besucher
Dr. Ursula Redeker, Sprecherin der Geschäftsführung der Roche Diagnostics GmbH, übernahm den Festvortrag mit dem Titel „Ist gleich gleich gleich? 100 Jahre Frauenwahlrecht“. Auch die künstlerischen Beiträge waren vom Themenschwerpunkt geprägt. So hat zum Beispiel die Gesangsklasse der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst „The March of the Women“ sowie „On the road“ präsentiert, zwei Titel aus der englischen Suffragetten-Bewegung.
Insgesamt haben rund 250 Gruppen, Vereine, Unternehmen, Hochschulen, Verbände und sonstige Einrichtungen mit über 1.000 Mitwirkenden den Neujahrsempfang gestaltet. Rund 9.000 Bürgerinnen und Bürger haben den Neujahrsempfang im Rosengarten besucht.
Die Stadt Mannheim dankt für die freundliche Unterstützung: MVV Energie, GBG, Stadtmarketing Mannheim GmbH, RNF, Eichbaum, Coca Cola, Dorint und m:con.