Heidelberg – Seit Ende letzten Jahres wohnt Kronensifaka Daholo im Zoo Heidelberg. Die ersten Tage blieb er noch hinter den Kulissen, um sich in Ruhe an die neue Umgebung zu gewöhnen. In dieser Zeit konnte Daholo durch Kontaktgitter nach und nach die beiden Kattas schon einmal kennenlernen. Inzwischen bewohnen alle drei Lemuren das neugestaltete Innengehege im Großen Affenhaus.
Die Vergesellschaftung der beiden Lemuren-Arten verläuft vielversprechend. Die Tierpfleger beobachten aufmerksam, wie sich die Freundschaft unter den drei Tieren entwickelt. „Wir achten besonders darauf, ob sich eine gewisse Rangordnung unter den Tieren einstellt und wie sie sich untereinander verhalten“, erklärt Tierpfleger Norman Hänel. „Nicht jedes Tier kommt mit jedem anderen Tier gleichermaßen gut aus. Daher ist es wichtig, die Tiere Schritt für Schritt aneinander zu gewöhnen und das Verhalten genau zu beobachten. Bisher scheint aber alles gut zu klappen.“
Auch die Zoobesucher können die Annäherung mitverfolgen. Häufig ist zu beobachten, wie sich die Tiere gegenseitig putzen. Das Putzen dient nicht nur zur Fellreinigung, sondern ist auch Bestandteil der sozialen Bindung unter den Tieren. Während der ausgiebigen Fellpflege nehmen die Tiere die speziellen Gerüche des anderen wahr und lernen ihn so Stück für Stück besser kennen. Durch den intensiven Körperkontakt werden Spannungen abgebaut und Freundschaften gefestigt. Beide Tierarten haben von Natur aus ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Gesellschaft. Umso erfreulicher ist es, dass alle drei nun gemeinsam ihr Gehege unsicher machen können.
Infobox:
Sowohl Sifakas als auch Kattas stammen ursprünglich aus Madagaskar. Wie viele der dort vorkommenden einzigartigen Tier- und Pflanzenarten stehen beide Lemuren-Arten auf der Liste der bedrohten Tierarten der IUCN. Die Zerstörung ihres Lebensraums lässt die Anzahl der im Freiland lebenden Individuen konstant stark sinken.
Gemeinsam mit sechs anderen europäischen Zoos unterstützt der Zoo Heidelberg seit einigen Jahren ein spezielles Artenschutzprojekt für Kronensifakas auf Madagaskar. Die Besonderheit des Sifaka Conservation-Projekts liegt im Populationsmanagement: Es wird eine Gesamtpopulation bestehend aus aktuell 20 Sifakas in Zoobeständen und weiteren neun Sifakas in einem Freilandgebiet als gemeinsame Zuchtgruppe betreut. Dadurch erfolgt nicht nur ein Austausch unter den sieben beteiligten Zoos, sondern auch die Tiere aus dem Freiland werden in das Erhaltungszuchtprogramm integriert.