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„Die Demokratie entschlossen verteidigen“ – Auschwitz-Gedenken in der Paulskirche

„Am 27. Januar 1945, gestern vor 73 Jahren, wurden die noch im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz verbliebenen Gefangenen von der Roten Armee befreit. In Auschwitz ermordeten die Nazis mehr als anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder. Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas und es waren Sinti und Roma, Homosexuelle, behinderte Menschen, politische Gefangene und Kriegsgefangene“, hat Oberbürgermeister Peter Feldmann bei der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus am 28. Januar in der Paulskirche gesagt.

Die Frankfurter Ehrenbürgerin Trude Simonsohn hat diese Hölle überlebt. Während sie an ihre Zeit im KZ Theresienstadt noch viele Erinnerungen hat, ist das bei Auschwitz anders. Versucht sie sich an Auschwitz zu erinnern, dann erinnert sie sich an wenig: Appell stehen in bitterer Kälte und dröhnend laute Musik. Als „Ohnmacht der Seele“ hat Trude Simonsohn diesen psychischen Zustand der inneren Blockade beschrieben: Vergessen als Schutz.

Die deutsche Nachkriegsgesellschaft habe sich lange Zeit schwer getan mit dem Gedenken an die Opfer von Holocaust und Nationalsozialismus, erinnerte der Oberbürgermeister. Die etablierte Kultur des Erinnerns und Gedenkens bleibe bis heute umkämpft.

Es ist erst 22 Jahre her, dass der Jahrestag der Befreiung von Auschwitz zum offiziellen deutschen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus wurde. 1996 hat der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar dazu erklärt. Es war vor allem der Frankfurter Ignatz Bubis – bis zu seinem Tod 1999 Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland – der in den neunziger Jahren darauf gedrängt hatte, einen nationalen Gedenktag an einem anderen Datum als dem geschichtlich bereits mehrfach belegten 9. November zu schaffen – dem Tag, an dem die Novemberpogrome begonnen hatten.

Der Oberbürgermeister: „Der Weg, der nach Auschwitz führte, bestand aus vielen Schritten. Möglich wurde er, weil die Republik nicht entschlossen genug von den Demokraten gegen ihre Feinde verteidigt wurde. Auch daran erinnern wir, wenn wir der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz gedenken.“


Empfang im Kaisersaal anlässlich der Feier des Karlsamts

In Erinnerung an Kaiser Karl den Großen, der nicht nur Gründervater Europas ist, sondern auch Patron der Stadt und des Kaiserdoms, feiert die katholische Stadtkirche Frankfurt das traditionelle Karlsamt.

Die einzigartige Liturgie mit mittelalterlichen Gesängen wird seit alters her nur in der Karlsstadt Aachen und in Frankfurt gefeiert, wo im Mittelalter die deutschen Kaiser gewählt wurden. Hauptzelebrant und Prediger ist jedes Jahr ein anderer europäischer Bischof. Bei der diesjährigen Feier am 27. Januar sprach Bischof Ivo Muser aus der Diözese Bozen-Brixen.

Oberbürgermeister Peter Feldmann: „In den beiden Kaiserstädten Frankfurt und Aachen hat man sich angewöhnt, Karl den Großen als ‚Pater Europae‘ zu bezeichnen. Das mag seine Berechtigung haben, aber tatsächlich trieb dieser ‚Vater‘ seine widerspenstige Familie mit Gewalt zueinander. So wie nach Karl dem Großen alle Versuche der Einigung Europas letztlich auf Gewalt gründeten – und letztlich alle scheiterten. So entstand nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges endlich das Modell eines freien Europas. Es hat uns summa summarum Frieden, Freiheit und Wohlstand beschert, aber es bedarf nun der Fantasie und des Gestaltungswillens nicht nur der Politik, sondern jedes einzelnen Bürgers, um die Erfolgs- und Freiheitsgeschichte fortzuschreiben. Vielleicht geht es gar nicht immer darum, Europa in Sonntagsreden zu verteidigen, sondern darum, das gemeinsame europäische Gefühl mit Leben zu füllen. Freunde in Nachbarländern zu finden. Über Grenzen hinweg zu kommunizieren. Frankfurt als internationale Stadt ist dafür ein gelungenes Modell.“

Stadtdekan Johannes zu Eltz: „Den Fliehkräften des Nationalismus, die an der Europäischen Gemeinschaft zerren, können wir nicht einfach bürokratischen Zentralismus entgegensetzen. Und mit Angst, Zorn und Ekel kommt man gegen Populismus nicht an. Wir brauchen Tiefenentspannung aus unseren spirituellen Ressourcen. Eine davon ist die Erfahrung, dass klug behandelte Gegensätze die Lebendigkeit fördern. Im wunderschönen Südtirol kann man etwas davon entdecken. Herzlich willkommen, Bischof Ivo!“