Mainz – . Die Qualifizierung von Geflüchteten zu Busfahrern verläuft in Mainz sehr erfolgreich. Dieses Fazit lässt sich gut zwei Jahre nach dem Start des Pilot-Projektes der Mainzer Mobilität ziehen.
Im Januar 2016 hatte die zur Mainzer Mobilität gehörende City Bus Mainz GmbH (CBM) gemeinsam mit der gemeinnützigen Gesellschaft „ARBEIT&LEBEN“ im Rahmen des Förderprogrammes „Integration durch Qualifizierung (IQ)“ und des ESF-BAMF-Förderprogrammes 20 männliche Flüchtlinge durch berufsbezogene Sprachkurse für weiterführende Maßnahmen für den Beruf des Busfahrers qualifiziert. Vier von ihnen starteten im August 2016 eine Ausbildung zum Busfahrer bei der CBM. Die anderen 16 Teilnehmer des Sprachkurses begannen mit einem mehrmonatigen Qualifizierungskurs zur Vorbereitung auf die innerbetriebliche Fahrerschulung. Dieser berufsvorbereitende Kurs war zuvor von „ARBEIT&LEBEN“ im Rahmen des Teilprojekts „IQ-Rheinland-Pfalz – Brücke in den Arbeitsmarkt, ein branchenspezifisches Vermittlungsprojekt von Flüchtlingen in Arbeit“, in enger Absprache mit der Mainzer Mobilität konzipiert worden. Ziel: Möglichst viele der Geflüchteten sollten später ebenfalls als Busfahrer bei der Mainzer Mobilität eingesetzt werden und so helfen, den Bedarf an qualifiziertem Personal zu decken.
„Die Bilanz des ersten Kurses kann sich mehr als sehen lassen“,
freut sich Stefan Löhner, Personalleiter der CBM. Von den vier im August 2016 gestarteten Auszubildenden sind drei weiterhin dabei, sie werden ihre Ausbildung voraussichtlich im Sommer 2019 beendet haben und sollen dann als Busfahrer übernommen werden. Von den anderen 16 Flüchtlingen, die nach dem Projektstart zunächst den Qualifizierungskurs durchlaufen haben, haben vier Teilnehmer am 1. Januar 2018 einen Anstellungsvertrag als Busfahrer in Mainz bekommen. Elf der zwölf übrigen Teilnehmer sind weiterhin im Programm, sie haben inzwischen alle den Führerschein Klasse B absolviert. Aktuell befinden sie sich in der Endphase zum Führerschein Klasse D oder sie müssen noch die IHK-Grundqualifikation bestehen. Diese Qualifizierung stellt die Teilnehmer vor große Herausforderungen, da sie auf Muttersprachenniveau (Deutsch) und mit spezifischer Fachsprache absolviert werden muss.
Die Mainzer Mobilität unterstützt die Teilnehmer dabei, sich auf diese Qualifizierung vorzubereiten und bietet zusammen mit „ARBEIT&LEBEN“ eigenfinanziert einen Vorbereitungskurs an. Sobald die IHK-Qualifizierung erfolgreich absolviert wurde, werden die Geflüchteten bei der Mainzer Mobilität als Busfahrer in den Fahrbetrieb aufgenommen. Personalbetreuerin Sylvia Pyzik lobt:
„Wir sind gemeinsam schon einen weiten Weg gegangen und wir werden versuchen, es allen Teilnehmern möglich zu machen, alle nötigen Qualifikationen zu erreichen, damit sie als Busfahrer bei uns arbeiten können. Es ist toll zu sehen, wie die Teilnehmer letztendlich als vollwertige Mitarbeiter im Firmenalltag integriert sind.“
Der Stadtwerke-Vorstandsvorsitzende Daniel Gahr sieht in der Initiative der Mainzer Mobilität Vorbildcharakter für die Nahverkehrsbranche und andere kommunale Unternehmen.
„Die Mainzer Mobilität ist mit den bisherigen Erfahrungen des Projekts mehr als zufrieden, daher werden wir versuchen, weiterhin solche Programme anzubieten.“
Aktuell durchlaufen weitere elf Geflüchtete ein Qualifizierungsprogramm, das im Mai 2017 gestartet ist. Zwei Teilnehmer aus dieser zweiten Gruppe konnten im vergangenen August ihre Ausbildung zum Berufskraftfahrer starten. Sylvia Pyzik:
„Auch diese Gruppe entwickelt sich toll. Da die Teilnehmer teilweise schon länger in Deutschland leben, sind sie natürlich schon besser integriert und sprachlich auf einem guten Niveau. Alle Teilnehmer haben schon ihre Einstellungszusage von uns erhalten und können parallel zur sprachlichen Weiterbildung über ARBEIT&LEBEN mit dem Erwerb der Führerscheine B und D starten.“
Aus dieser Gruppe wird im Sommer 2018 einem jungen Geflüchteten ebenfalls eine Ausbildung zum Busfahrer angeboten. Lediglich ein Teilnehmer hat abgebrochen, da er ein anderes Jobangebot angenommen hat.
Hintergrund
Die City Bus Mainz GmbH hatte bereits Ende 2015 in Mainzer Flüchtlingsunterkünften einen Aufruf gestartet, um geeignete Bewerberinnen und Bewerber ausfindig zu machen. Kriterien bei der Auswahl waren insbesondere Motivation sowie berufliche Erfahrung. Zur Unterstützung wurde schon bald „ARBEITLEBEN“ sowohl in der Rolle als Trägerin berufsbezogener Sprachkurse als auch in der Rolle als Anbieterin betrieblicher Prozessberatung hinzugezogen. Schließlich startete in Absprache mit dem Job-center Mainz im Januar 2016 der berufsbezogener Sprachkurs für Busfahrer an fünf Tagen die Woche à vier Stunden. Lernziel dieses Kurses bestand darin, die gängigen Kommunikationssituationen des Berufsalltags sowie spezifisches Wissen für den Er-werb des Führerscheins zu erlernen. Neben dem täglichen Sprachlernen im Unterricht konnte im Rahmen des Teilprojekts „IQ-Rheinland-Pfalz – Brücke in den Arbeitsmarkt sowohl die Begleitung der Teilnehmer des Kurses als auch des Betriebes erfolgen. So wurden diese schon während des Sprachunterrichts an die CBM herangeführt und konnten im Rahmen von Infoveranstaltungen und Gesprächsterminen ihre Fragen und Anliegen klären. Auch in alltäglichen Angelegenheiten (Wohnungssuche, Arztbesuche etc.) wurden die Teilnehmer sowohl von „ARBEIT&LEBEN“ als auch durch die CBM unterstützt. In regelmäßigen Gesprächen zwischen beiden Akteuren wurden die nächsten Schritte zur betrieblichen Integration geplant.
Über das IQ Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz
„ARBEIT&LEBEN gGmbH“ ist Partner im IQ Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz, das eines von insgesamt 16 Landesnetzwerken im bundesweiten Förderprogramm “In-tegration durch Qualifizierung (IQ)” ist. Das Teilprojekt von „ARBEIT&LEBEN“ „IQ-Rheinland-Pfalz – Brücke in den Arbeitsmarkt. Ein branchenspezifisches Vermitt-lungsprojekt von Flüchtlingen in Arbeit“ wird komplett finanziert vom Förderprogramm IQ. Ziel des Förderprogramms ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Arbeitsmarktin-tegration von Migrantinnen und Migranten zu leisten. Umgesetzt werden die Ziele auf Länderebene durch Projektpartner und ihre Teilprojekte in drei Handlungsschwerpunkten: Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung, Qualifizierung im Kontext des Anerkennungsgesetzes und Interkulturelle Kompetenzentwicklung. Die Projektpartner sind teils regional, teils überregional aktiv. Die Gesamtkoordination des IQ Netzwerks Rheinland-Pfalz liegt beim Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V.