Viernheim – Erster Stadtrat Jens Bolze, u.a zuständig für Investitionen in die städtische Infrastruktur, bringt es gleich zu Beginn auf den Punkt:
„Die Behebung von Straßenschäden und der damit verbundene finanzielle Aufwand ist in allen deutschen Kommunen ein großes Thema. Viernheim ist da keine Ausnahme! „Groß“ ist das Thema deshalb, weil nahezu alle Kommunen knapp bei Kasse sind und in den Jahr für Jahr über Haushaltsberatungen stattfindenden Prioritätensetzungen i.d.R. mit Straßensanierungen „kein Blumentopf zu gewinnen“ ist. Straßensanierung im weitesten Sinne bedeutet, gleich mehrere hunderttausende von Euro in Asphalt o.ä zu investieren, ohne dass man viel sieht. Da fallen einem in der Haushaltsdebatte schnell sehr viel schönere, ansehnlichere und vermeintlich wirkungsvollere „Notwendigkeiten“ ein, die es zu unterstützen gilt.“
Die Folge sind heftige Investitionsstaus innerhalb der kommunalen Infrastruktur, allem voran im Straßennetz, im Kanalnetz und im Bereich vieler kommunaler Gebäude. Natürlich spielen auch die finanzielle Ausstattung der Kommunen über horizontale oder vertikale Finanzausgleiche und kommunale Zahlungsverpflichtungen eine große Rolle, zumal jeder eingenommene Euro nur einmal ausgegeben werden kann.
„Und so kommt es, dass sich viele Kommunen – auch Viernheim – bei der Bewältigung der unstreitig wichtigen infrastrukturellen Herausforderungen z.Bsp. der Straßensanierung in den letzten Jahren, aber auch aktuell, in Bescheidenheit und Zurückhaltung üben mussten. Wir konnten dies in Viernheim im Falle der Straßensanierung exemplarisch an dem fast schon inflationär eingesetzten Instrument des blow-patching beobachten. Ich habe mir dies eine Weile angesehen, aber 2016 mit Wirkung ab 2017 einen Paradigmenwechsel eingeläutet – mit dankenswerter Unterstützung aller Fraktionen im Parlament bei den Haushaltsberatungen. Das blow-patchen „auf Teufel komm raus“ weicht nun dem sog. Dünnschichtverfahren (kalt oder heiß) und wir haben 2018 einiges vor.“, so der 1. Stadtrat.
Hinter dem Begriff des „blow-patching“ verbirgt sich ein Verfahren zur schnellen, dauerhaften und kostengünstigen Wiederherstellung der Verkehrssicherheit auf Straßen. Das Patchverfahren ist dabei geeignet für die Sanierung von Schlaglöchern, Frostaufbrüchen oder Schäden an Fahrbahnrändern. Deutlich erkennbar sind beim Patchverfahren regelrechte „Schlangenlinien“ auf dem vorhandenen Asphalt – keine Freude für Zweiradfahrer und die Bildung von Hubbeln hat das Fahrvergnügen insgesamt auch tlw. immens eingeschränkt.
„Ich habe fesgestellt, dass über viele Jahre hinweg so mancher Straßenabschnitt mehrfach überpatcht worden ist, was dem Gesamtzustand des Straßenabschnittes nicht unbedingt zuträglich war. Der über Jahre sich stetig wiederholende Einsatz des blow-patchers auch für dem Grunde nach ungeeignete Schadensituationen musste daher aus meiner Sicht ein Ende finden!“, bringt der 1. Stadtrat seine Motivation zum Ausdruck. Natürlich wird im Bedarfsfalle auch weiterhin gepatcht werden müssen. Aber als Alternative – und für viele Schadensbilder in Viernheim besser geeignet – steht auch das sog. DSK-Verfahren zur Verfügung. DSK bedeutet übersetzt „Dünne Asphaltdeckschichten in Kaltbauweise“. Das Verfahren eignet sich zur Sanierung von Verkehrsflächen aller Art. Es beseitigt Spurrinnen, erhöht die Griffigkeit der Straße, setzt ausgemagerte Asphaltschichten wieder in Stand, dichtet offene Fahrbahndecken ab, gleicht Unebenheiten aus und wertet das Erscheinungsbild der kompletten Verkehrsfläche wieder auf. Dieses Verfahren wurde 2017 erstmalig im Bereich der Industriestraße, der Raiffeisenstraße und der Kreuzstraße eingesetzt. Die Ergebnisse überzeugen, so dass diese Methode nun verstärkt auch 2018 Anwendung finden soll. Für 2018 stehen im städtischen Haushalt allein für die Unterhaltung von Straßen, Wegen und Plätzen 650.000 € zur Verfügung.
Angedacht ist die Verwendung des DSK-Verfahrens in der Werk-, Jahn-, Sand-, Uhlandstraße und Im Wingert. Partielle Deckschichterneuerungen sollen in der Kreuzstr, Saarlandstr, Am Königsacker, Wiesenstr. und Neuer Weg erfolgen. Ferner soll ein sog. Risseverguss in der Rathausstraße und Heidelberger Straße für Abhilfe bei speziellen Schadensbildern schaffen. Ferner geplant ist eine Ertüchtigung der Zufahrtsstraße zur (Wertstoff-) Deponie.
„Dies ist ein ambitioniertes Programm und ich bin mir nicht sicher, ob im Zusammenspiel zwischen dem Markt (geeignete Unternehmen), der jeweiligen Auftragslage bei den Unternehmen (Konjunktur) und den Tücken des öffentlichen Vergabewesens allen Vorstellungen für 2018 entsprochen werden kann.
Aber – wir machen uns auf den Weg und bauen den Investitionsstau in die so wichtige Infrastruktur unserer Stadt peu à peu ab.
Und unsere Gehwege sind dabei auch nicht vergessen worden.
Für das Schließen von Gehweglücken und die Instandsetzung größerer Gehwegabschnitte aufgrund deren schlechten Zustandes sind im Haushalt ab 2018 weitere 150.000 €/ anno etatisiert worden.“, beendet 1. Stadtrat Bolze seinen Ausblick auf 2018 anstehende Maßnahmen zu Gunsten des Straßen- und Wegenetzes.