Kaiserslautern – Es ist zu begrüßen, dass die DB Netz die vom Bund bereitgestellten Mittel verbaut und so die Bahn zukunftsfester macht. Es ist auch vollkommen nachvollziehbar, dass es während Baumaßnahmen zu zum Teil erheblichen Einschränkungen kommen muss.
„Wir versuchen als Aufgabenträger im Schienenpersonennahverkehr, die Auswirkungen der Bahnbaustellen im Rahmen unserer Möglichkeiten zu begrenzen. Die DB Netz ist aber aufgefordert, stärker mit uns und den Verkehrsunternehmen zu kooperieren und sich endlich bei der Kundeninformation zu beteiligen. Das bisweilen praktizierte Schönreden von Sperrungen und Verspätungen hilft uns nicht. DB Netz muss ehrlich mit den Kunden umgehen, sonst suchen sie sich andere Verkehrsmittel“,
stellt Verbandsdirektor Michael Heilmann fest.
Großbaustellen außerhalb der Ferien stören den Schüler- und Berufspendlerverkehr
Die unvermeidlichen Beeinträchtigungen müssen nach Auffassung des ZSPNV Süd für alle Beteiligten tragbar sein. Deshalb sind bessere Absprachen und mehr Rücksichtnahmen auf den Schüler- und Berufsverkehr zwingend nötig. Sperrungen und eingleise Abschnitte dann vorzusehen, wenn keine Ferien sind, ist gerade an der linken Rheinstrecke jetzt mehrfach Realität. Noch vor den Osterferien, ab 19. März 2018, startet DB Netz zwischen Mainz und Bingen umfangreiche Arbeiten – dies ist nach der Großbaustelle im letzten Jahr jetzt das zweite Mal, dass gegen den Protest des ZSPNV eine solche Maßnahme zur falschen Zeit durchgezogen wird. Deshalb werden in wenigen Wochen selbst in der Hauptverkehrszeit am Morgen zahlreiche Züge ausfallen oder nicht in ihren üblichen Fahrplänen fahren können. Die Auswirkungen dieser Baumaßnahmen betreffen sogar Züge zwischen Bingen und Alzey sowie die Regionalbahnen bis Remagen.
Seit Jahren müssen die Bahnkunden in der ganzen Pfalz die Auswirkungen des Ausbaus der Strecke zwischen Mannheim und Homburg für höhere Geschwindigkeiten aushalten, die alleine für einige wenige ICE von und nach Paris umgesetzt werden (sog. POS Nord). Der Nahverkehr hat keinen Vorteil, aber die Kunden in den S-Bahnen und Regionalbahnen müssen es aushalten, dass ständig Fahrpläne verändert werden und Anschlüsse nicht gehalten werden können.
Ein besonderes Augenmerk ist auf die Brückensanierungen zu legen. Die bisherigen Planungen der DB Netz sehen vor, selbst bei kleineren Anlagen längere Vollsperrungen vorzusehen. Für den ZSPNV Süd stellt sich die Frage, wie man die Bevölkerung für die Vorzüge des Bahnfahrens gewinnen kann, wenn sich der Netzbetreiber auf Kosten der Kunden optimiert.
Neue Konzepte bei der Baustellenplanung nötig
Deshalb ist bei der Baustellenplanung ein methodischer Wechsel unausweichlich: Nicht die Bauingenieure dürfen mit kostensparenden Bauverfahren den Takt der Fahrpläne angeben, sondern der Bedarf der Kunden in den Zügen und im Güterverkehr. Die DB Netz AG selbst hat ermittelt, dass man mit kundenfreundlicherem Bauen auch mehr Einnahmen aus dem Verkauf der Trassen, also der Slots für Züge, erreichen kann. Sich also angepasste Bauweisen für die Staatsbahn rechnen können. Parallel dazu ist der Bund aufgefordert, dem Unternehmen die finanziellen und konzeptionellen Freiräume zuzugestehen, dass kundenfreundlicher gebaut werden kann. Für die ab 2019 geltende neue Periode der sogenannten ´Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung´ (kurz: LuFV) sollten ausreichend Mittel bereitgestellt werden, um das Bauen mit dem Fahren besser in Einklang zu bringen.