Kaiserslautern (ots) – Zwölf besondere Menschen aus der Westpfalz sind am Donnerstag für ihr mutiges Verhalten geehrt worden. Sie haben im vergangenen Jahr Zivilcourage bewiesen und sich dadurch von der breiten Masse abgehoben. Die Mitbürger hatten hingeschaut und sich eingemischt, wo andere wegschauen.
Polizeipräsident Michael Denne begrüßte die „Helden des Alltags“ zu einer kleinen Feierstunde in Kaiserslautern. Er überreichte ihnen als Anerkennung und Dankeschön die Medaille des Polizeipräsidiums Westpfalz sowie eine Urkunde. Der Polizeipräsident bedankte sich für die gezeigte Mitmenschlichkeit, Solidarität und den Bürgermut. „Sie haben Zivilcourage gezeigt. Das verdient unser aller Dank.“, so Michael Denne.
Im Laufe eines Jahres werden der Polizei unzählige Vorfälle gemeldet. Aus der Vielzahl der Ereignisse haben wir neun ausgewählt, bei denen sich drei Frauen und neun Männer im Alter zwischen 13 und 56 Jahren durch ihr couragiertes Verhalten besonders hervorgetan haben. Darunter waren auch zwei Kinder, die den Ermittlern halfen, eine Unfallflucht aufzuklären.
Till Völker und Max Helf spielten am 17. September 2017 auf dem Parkplatz einer Gaststätte in der Schoenstraße. Sie beobachteten, wie der Fahrer eines BMW beim Ausparken gegen einen anderen hinter ihm geparkten Wagen stieß und diesen dabei beschädigte. Ohne sich um den entstandenen Schaden zu kümmern, verließ der BMW-Fahrer den Parkplatz und fuhr davon. Die beiden 13-jährigen Jungs machten mit ihrem Smartphone schnell ein Bild von dem BMW, auf dem das Kennzeichen zu erkennen war und informierten Mitarbeiter der Gaststätte. Die Polizei wurde verständigt und konnte Halter und Fahrer des flüchtigen Fahrzeugs ermitteln. Gegen den Verantwortlichen wurde Strafanzeige erstattet.
Auch Paul Kneiffel und Uwe Schneider haben eine Straftat beobachtet und durch ihr Einschreiten Schlimmeres verhindert. Sie sahen im März 2017, wie auf der Straße ein Mann auf eine Frau einschlug. Paul Kneiffel forderte den Täter lautstark auf, mit den Schlägen aufzuhören, und Uwe Schneider eilte ohne Zögern dem Opfer zu Hilfe und stellte sich schützend vor die Frau. Obwohl sich die Frau durch das beherzte Eingreifen der beiden Männer in einen nahegelegenen Einkaufsmarkt retten konnte, erlitt sie dennoch eine Schädelprellung, eine Platzwunde an der Lippe und eine Oberarmprellung.
Gleich dreimal an einem Tag wurde Klaus Becker aus Pirmasens Helfer in der Not. Am Vormittag des 13.Juli 2016 hörte er, wie eine Frau aus dem Fenster eines Hauses um Hilfe rief. Ihre Kinder hatten sie auf der Toilette eingeschlossen und auf dem Herd stand das Essen. Der Schlüssel war aus dem Schlüsselloch gefallen. Die beiden zweijährigen Kinder waren panisch und wussten nicht, wie sie ihre Mutter befreien konnten. Klaus Becker brach kurzerhand die Wohnungstür auf und konnte so die Mutter aus ihrer misslichen Lage befreien.
Als er am Nachmittag von seinem Dienst nach Hause kam, fand er seinen 74-jährigen Nachbarn bewusstlos im Auto vor. Der Motor lief, die Türen waren offen, ein Bein ragte aus der Tür. Klaus Becker handelte sofort und alarmierte den Notarzt. Er kümmerte sich um den Nachbarn bis der Rettungswagen eintraf. Wie sich später herausstellte, hatte der Mann einen Schwächeanfall.
Am Abend desselben Tages ging Klaus Becker mit seinem Hund am Eisweiher spazieren. In der Nähe einer kleinen Hütte bemerkte er im Vorbeigehen ein Paar Beine, die hinter dem Bauwerk hervorragten. Herr Becker sah eine Frau, die blutend am Boden lag. Sie hatte einen Suizidversuch unternommen und sich die Pulsadern aufgeschnitten. Er alarmierte einen Krankenwagen und die Frau konnte gerettet werden.
Auch Aline Risch und Daniel Lambrecht gelang es, ein Menschenleben zu retten. Aline Risch fuhr im September 2017 in der Hauptstraße in Oberweiler im Tal hinter einem Traktor her. In einer leichten Linkskurve fuhr das Gespann aber geradeaus, stieß gegen eine Straßenlaterne und kam zum Stehen. Sie hielt an und sah, dass der Fahrer des Traktors bewusstlos war und Schaum vor dem Mund hatte. Frau Risch verständigte zunächst den Rettungsdienst und suchte Hilfe in der Umgebung. Auf ihr Rufen eilte Herr Lambrecht herbei und half bei den notwendigen Reanimationsmaßnahmen. Beide leisteten bis zum Eintreffen der Rettungskräfte erste Hilfe in Form von Herzdruckmassage und Mund zu Mund Beatmung. Sie retteten so dem Mann das Leben.
Eingemischt hat sich auch Thomas Kasel aus Kaiserslautern. Er beobachtete im August 2017, wie zwei Männer einen Betrunkenen ansprachen. Während einer der beiden den alkoholisierten Mann ablenkte, griff der andere in dessen Hosentasche und nahm ihm den Geldbeutel ab. Herr Kasel stellte die mutmaßlichen Diebe zur Rede und konnte den Gelbeutel an sich nehmen. Er verfolgte die Männer und alarmierte die Polizei. Den Diebstahl hatte das Opfer gar nicht bemerkt. Dank des couragierten Einschreitens von Thomas Kasel erhielt der Betrunkene seinen Geldbeutel zurück und die beiden Tatverdächtigen konnten gefasst werden.
Mitmenschlichkeit und Mut haben auch Claudia Matheis, Birgit Rieth und Andreas Zahn bewiesen. Im Mai letzten Jahres verfolgten sie eine Handtaschendiebin und übergaben sie an die Polizei. Eine ältere Frau hatte durch Schreie auf sich aufmerksam gemacht. Ihr war vor wenigen Augenblicken ihre Handtasche aus der Ablage des Rollators gestohlen worden. Frau Rieth und Herr Zahn verfolgten eine Frau und sprachen sie an. Die war so überrascht, dass sie sofort zugab, die Handtasche gestohlen zu haben. Während Birgit Rieth und Andreas Zahn die Verfolgung der Diebin aufnahmen, kümmerte sich Claudia Matheis um die völlig verstörte ältere Dame und brachte sie nach Hause. Leider konnte Frau Matheis bei der Ehrung nicht persönlich anwesend sein.
Auch Manfred Schwarz aus Zweibrücken konnte seine Medaille am Donnerstag nicht persönlich entgegennehmen. Er hatte sich im Juli 2017 vorbildlich verhalten. Er beobachtete einen jungen Mann, der aus dem Hinterausgang eines Pflegeheimes herauskam. Da ihm die Situation komisch vorkam, informierte er die Polizei und fuhr dem Mann mit seinem Pkw hinterher. Bei der Polizei war bereits kurz zuvor von einer Zeugin mitgeteilt worden, dass ein junger Mann im Keller des Pflegeheimes mehrere Spinde aufgebrochen hatte. Dabei sei er gestört worden und aus dem Gebäude geflüchtet. Herr Schwarz konnte den Tatverdächtigen und seine Bekleidung genau beschreiben und hielt ständigen Kontakt mit der Polizei. Die nahm kurz darauf den jungen Mann fest.
Polizeipräsident Michael Denne erklärte, dass die Rettungskräfte und die Polizei nicht überall sein können. „Deshalb dürfen wir das Helfen nicht allein dem Staat überlassen. Jeder Einzelne sollte Bereitschaft zeigen, Verantwortung für andere Menschen in Not zu übernehmen,“ so der Präsident. Den „Helden des Alltags“, die diese Bereitschaft bewiesen und Verantwortung für andere Menschen in Not übernommen hatten, galt Dennes besonderer Dank.