Frankfurt am Main – „Das neue Abwärme-Kataster ist ein wichtiger Baustein für die Energieversorgung und den Klimaschutz in Frankfurt am Main, denn es zeigt auf, wo konkrete Potenziale für die Abwärme-Nutzung liegen“, sagt Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. „Wärme, die sonst verpufft, kann ein zweites Mal genutzt werden. Damit tun wir was Gutes für das Klima und für unseren Geldbeutel.“
Das neue Kataster liefert eine Übersicht, wo Abwärme anfällt und erleichtert die Planung einer umweltschonenden Wärme-Versorgung von (Neu)-Baugebieten.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
In den Abwasserkanälen und Kläranlagen, den Industriegebieten und den Rechenzentren stehen zusammen fast 200 Megawatt (MW) an Abwärme-Leistung zur Verfügung. Über 90 Prozent der erfassten Abwärme-Potenziale steht auf einem niedrigen Temperaturniveau zur Verfügung, das für Heizzwecke mit einer Wärmepumpe nutzbar gemacht werden muss. Insgesamt können damit rund 470 Gigawattstunden (GWh) Wärme für Heizung und Warmwasserbereitung zur Verfügung gestellt werden. Das sind etwa 16 Prozent des derzeitigen und knapp 60 Prozent des für 2050 prognostizierten Bedarfs der Haushalte in Frankfurt.
Mit den derzeitigen Emissionsfaktoren für Strom lassen sich über 53.000 Tonnen CO2 einsparen.
Die Erhebung hat auch gezeigt, dass noch große Lücken bei der Industrie und dem produzierenden Gewerbe bestehen. Die ausführenden Ingenieure schätzen, dass hier noch deutlich höhere Potenziale schlummern und erwarten, dass die Datenlage durch die externe Nachfrage in den kommenden Jahren besser wird. Grobe Schätzungen weisen auf ein Potenzial von zusätzlich mindestens 100 MW hin.
Hindernisse gibt es bei der Nutzbarmachung industrieller Abwärme-Potenziale. Was passiert, wenn beispielsweise eine industrielle Produktion, die viel Abwärme abwirft, aus wirtschaftlichen Gründen abgeschaltet wird? Eine Lösung, die das Risiko für das Unternehmen reduziert, das in eine Abwärme-Nutzungsanlage investiert hat, gibt es zurzeit nicht. Deshalb forderte die Umweltdezernentin auf der Pressekonferenz eine „Hermesbürgschaft für den Klimaschutz“.
Achtzehn Maßnahmen und Projekte sind in der Studie beschrieben, die kurzfristig schon Erfolg auf Umsetzung haben.
Bedeutung des neues Abwärme-Katasters für den „Masterplan 100% Klimaschutz“
Im „Masterplan 100% Klimaschutz“ wird der Nutzung von Abwärme aus gewerblichen und industriellen Prozessen eine hohe Bedeutung beigemessen. Aus ökologischer Sicht stellt die Nutzung von Abwärme eine sehr gute Möglichkeit der CO2-Einsparung dar. Die Nutzung von „Restwärme“ substituiert die Erzeugung von Wärme aus anderen, bei Wärme meist fossilen, Energieträgern wie Erdöl oder Erdgas. Damit trägt die Nutzung von Abwärme zur Einsparung an CO2-Emissionen bei. Mit dem neuen Abwärme-Kataster setzt die Stadt Frankfurt am Main einen wichtigen Eckpfeiler des „Masterplan 100 % Klimaschutz“ um.
Grundlage der Datenerhebung
Die Ermittlung der Potenziale erfolgte im Laufe des Jahres 2017 durch das Ingenieurbüro ECO.S Energieconsulting in enger Zusammenarbeit mit der Stadtentwässerung Frankfurt (SEF), den Industrieparks Höchst, Griesheim und Cassella (Fechenheim), den Verbänden der Rechenzentrumsbetreiber und dem Energiereferat.
Darüber hinaus wurden etwa 200 Unternehmen des produzierenden Gewerbes und Rechenzentren mittels Fragebögen angesprochen. Weitere Zahlen und Fakten können per E-Mail an presse.energiereferat@stadt-frankfurt.de angefordert werden.
Exkurs zum Thema Abwärme
Bei vielen Prozessen in der Industrie und im Gewerbe entsteht Abwärme mit einem Temperaturniveau zwischen 30 und 140°C. Abwärme-Quellen können Produktionsmaschinen oder -anlagen sein, die Verlustwärme an die Umgebung abstrahlen. Aber auch Öfen, Abwässer aus Wasch-, Färbe- oder Kühlungsprozessen sowie Kühlanlagen wie sie beispielsweise für große Rechenzentren benötigt werden, sind wichtige Abwärme-Quellen.
Projektförderung
Das Energiereferat der Stadt Frankfurt am Main hat mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit das Projekt Klimaschutzteilkonzept für Integrierte Wärmenutzung durchgeführt.