Ingelheim – Neuen Schwung in die seit 2001 bestehende Partnerschaft zwischen den Kreisen Mainz-Bingen und Neiße wollen Landrätin Dorothea Schäfer und ihr polnischer Amtskollege Czeslaw Bilobran bringen.
Vor allem in der Bildung, aber auch in wirtschaftlichen Themen suchte eine Delegation aus Neiße bei einem Besuch im Landkreis nach Anknüpfungspunkten – mit Erfolg. Sowohl mit der TH Bingen als auch mit der BBS Ingelheim sind konkrete Verabredungen zur künftigen Zusammenarbeit getroffen worden. Zudem gab es Gespräche mit der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer, bei denen auch auf wirtschaftlicher Ebene Kontakte geknüpft und über Möglichkeiten zur Zusammenarbeit gesprochen wurde. Mit Bilobran nach Ingelheim gekommen waren sein Stellvertreter Piotr Wozniak, die Partnerschaftsbeauftragte Izabela Kicak und der stellvertretende Leiter der FH Nysa, Dr. Thomasz Drewniak.
Drewniak kam bei dem Besuch eine wichtige Rolle zu. Schließlich war die Stippvisite in der TH Bingen einer der zentralen Punkte der Delegationsreise. Dort stellte Drewniak seine Fachhochschule vor, TH-Präsident Professor Klaus Becker tat das Gleiche für die Technische Hochschule in Bingen. Dabei kristallisierten sich als denkbare Kooperationen zwischen den Hochschulen die Fachbereiche Energie, Informatik und englische Philologie heraus. Geplant sind Studierendenaustausche im Rahmen des Programms Erasmus plus, der Austausch zwischen den Auslandsdiensten sowie Praktikumsaustausche mit Betrieben:
„Hier können wir bei der Kontakt-Vermittlung helfen“,
sagte Landrätin Dorothea Schäfer. Als Haupt-Problem wurde die Sprachbarriere identifiziert. Aber mit Kursen und Vorlesungen in Deutsch sowie Modulen in Englisch kann diese in Neiße überwunden werden. Die TH Bingen hat zudem ein neues englischsprachiges Angebot, dass sich auch für polnische Studenten anbietet: „Study Semester Renewable Resources“.
Das Interesse an einer Zusammenarbeit ist groß. Deshalb sollen nun zunächst die jeweiligen Fachbereiche im Detail die Möglichkeiten von Kooperationen ausloten. Begleitet wird dies durch einen Austausch von Mitarbeitern der akademischen Auslandsämter beider Hochschulen, um die jeweiligen Strukturen kennenzulernen. Die Fachbereichsleiter sollen sich ebenfalls kennenlernen, entsprechende Besuche werden vorbereitet: „Der Kreis Mainz-Bingen wird dies alles sehr gerne unterstützen und begleiten“, sagte Landrätin Dorothea Schäfer, die sich über diese Entwicklung sehr freut:
„Wenn die jungen Leute sich gegenseitig kennenlernen, und auch die Strukturen in anderen Ländern, dann ist das die beste Basis für ein friedliches, geeintes Europa.“
Die Kreisverwaltung selbst ist in Sachen Austausch ebenfalls aktiv:
„2018 liegen bereits drei Bewerbungen von Germanistik-Studierenden der FH Neiße vor, denen wir gerne ein vierwöchiges Praktikum in der Kreisverwaltung ermöglichen wollen“,
sagte die Mainz-Binger Partnerschaftsbeauftragte Ricarda Kerl.
Weiterhin angedacht ist eine Zusammenarbeit zwischen der BBS Ingelheim und der FH. Es gibt bereits eine Schulpartnerschaft mit der Berufsbildenden Schule Zespól Mechanicznych ZSM Nysa. Aber auch mit der dortigen FH gibt es Überschneidungen, zum Beispiel in den Bereichen Pflege und Rettungsdienst. Der für die Ausbildung zuständige stellvertretende Landrat Piotr Wozniak möchte mit der Zusammenarbeit dem Problem des Schülermangels entgegentreten. In diesem Jahr werden 200 Schülerinnen und Schüler weniger an der Schule beschult. Um die Klassen zu füllen, lässt der Landkreis bereits Schülerinnen und Schüler mit polnischer Abstammung aus der Ukraine kommen.
Die Tage in Mainz-Bingen nutzte die polnische Abordnung außerdem dazu, die Kontakte zur Kreisspitze mit der Landrätin und den Beigeordneten Steffen Wolf, Ursula Hartmann-Graham und Burkhard Müller sowie zu Vertretern der Kreistagsfraktionen zu vertiefen. Dabei erfuhren sie im Weingut Eppelmann in Stadecken-Elsheim und im Weingut Keßler in Zornheim einiges rund um den rheinhessischen Wein und die Winzer:
„Ich habe gelernt, dass der Wein hier ein echtes Kulturgut ist“,
sagte Landrat Bilobran, der die Idee unterstützt, den rheinhessischen Wein auch in Nysa zu präsentieren – zum Beispiel beim dort jährlich wiederkehrenden Kreisfest im Juni. Dabei könnte auch der touristische Aspekt mit Informations- und Marketingmaterial der Rheinhessen-, Mittelrhein- und Naheland-Touristiken abgedeckt werden. Ebenfalls angedacht ist eine Netzwerkkonferenz im EU-Programm „Europa für Bürgerinnen und Bürger“, an der neben Nysa und Mainz-Bingen auch Regionen in Albanien und Portugal teilnehmen sollen. Zudem steht im Sommer ein Jugendaustausch in der Bildungsstätte Trechtingshausen auf dem Programm.
„Ich freue mich sehr, dass wir in den beiden Tagen so viele neue aber auch alte Themen aufgegriffen haben und gerade auch im Bildungsbereich noch enger miteinander arbeiten“,
so Landrätin Schäfer.