Mannheim – „Das Konzept des Kooperationskinderhauses als ehemaliges Pilotprojekt bietet sich als beispielhaft für eventuelle zukünftige Einrichtungen an“- zu diesem Ergebnis kommt der wissenschaftliche Beirat der Kindertageseinrichtung Kleestraße, der die Arbeit des Hauses über drei Jahre hinweg fachlich begleitet und hierzu einen Bericht erstellt hat. Dieser wurde heute dem Jugendhilfeausschuss der Stadt vorgestellt.
Zu Beginn des Jahres 2014 hat die Tageseinrichtung Kleestraße ihren Betrieb aufgenommen. In dem Haus sind die städtische Krippe Kleestraße mit zwei Krippengruppen und der muslimische Kindergarten Lâlezâr mit zwei Kindergartengruppen mit Ganztagesangebot untergebracht. Träger der Krippe ist die Stadt Mannheim, Träger des Kindergartens der „Verein zur Gründung und Erhaltung muslimischer Kindergärten“. Die beiden Einrichtungen arbeiten als Kooperationskinderhaus eng zusammen.
Zur fachlichen Begleitung des Kooperationshauses wurde ein Beirat gegründet. Dieser ist überkonfessionell und überparteilich zusammengesetzt. Mitglieder sind Vertreter aller großen Mannheimer Religionsgemeinschaften, der politischen Parteien der Wissenschaft sowie ausgewiesene Kenner der islamischen Theologie. Der Beirat hat seine Tätigkeit im Juni 2014 aufgenommen und das Kooperationskinderhaus seitdem fachlich eng begleitet. Die Bilanz der über dreijährigen Begleitung fällt positiv aus: „Das Kooperationskinderhaus hat durch Kooperation, durch gemeinsame Feste und Feiern, Öffnung in die Nachbarschaft und besondere Sprachförderung ein gutes, tragfähiges Konzept entwickelt, um Spracherwerb und Integration bestmöglich zu fördern“, heißt es in dem Bericht.
Besonders hebt der Beirat das besondere Profil, die Förderung von Mehrsprachigkeit, hervor: Der Einrichtung sei es gelungen, die sprachliche Bildung besonders intensiv und erfolgreich zu gestalten. Befürchtungen aus der Gründungsphase des Kooperationskinderhauses, Kinder könnten im Lâlezâr-Kindergarten besondere Defizite in der Sprachentwicklung der Zielsprache Deutsch aufweisen, haben sich nicht bestätigt. Im Gegenteil: „Lâlezâr gelingt es hervorragend, die Kinder auf ihrem Weg zu kompetenten mehrsprachigen Persönlichkeiten zu unterstützen“, betonten Prof. Dr. Marion Baldus und Edmund Sichau bei der Vorstellung der Bilanz des wissenschaftlichen Beirates.
„Ich freue mich, dass Mannheim einige der wenigen Städte ist, die einen Kindergarten in muslimischer Trägerschaft hat. Somit können wir eine weite Spreizung in unserem Angebot vorweisen, die es Eltern ermöglicht, die für ihr Kind beste vorschulische Option wählen zu können“, erklärte Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb. „Durch die konzeptionell festgelegte, besonders enge Kooperation mit der städtischen Krippe im selben Haus wurden die Grundlagen geschaffen, Sprachförderkonzepte über eine unterschiedliche Trägerschaft und entlang der altersmäßigen Kindesentwicklung mit hoher interkultureller Kompetenz zu entwickeln und zu erproben.“ führt die Bürgermeisterin weiter aus.
Gemäß seines pädagogischen Konzepts steht der Kindergarten Lâlezâr allen Kindern der Bevölkerung offen, unabhängig von deren Konfession. Nicht-muslimische Mädchen und Jungen werden ebenso willkommen geheißen wie Kinder aus muslimischen Elternhäusern, da für die Wahl des Kindergartens das pädagogische Konzept entscheidend sein sollte, nicht der Träger. Der pädagogische Ansatz von Lâlezâr ist vor allem durch die Montessori-Pädagogik und einen systemorientierten Ansatz geprägt. Mittelpunkt steht das Kind mit seinen Bedürfnissen und Impulsen.
Freundlieb dankte dem wissenschaftlichen Beirat für seinen Einsatz. Seine Arbeit stelle einen wichtigen Beitrag zur Qualitätsentwicklung und -sicherung im Kooperationskinderhaus Kleestraße dar, so die Bürgermeisterin.