Mainz – Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat den verstorbenen Kardinal Karl Lehmann als einen Menschen gewürdigt, der „wie nur wenige in seiner Person und in seinem Wirken die wissenschaftliche Theologie, den priesterlichen und bischöflichen Dienst mit der Seelsorge, der Zuwendung zu den Menschen“ verbunden habe.
„Nicht umsonst nennen die Menschen aus der Diözese Mainz ihn ,unseren Karl‘. Er konnte mit allen umgehen: mit den so genannten einfachen Menschen und mit den gesellschaftlich, kirchlich und politisch Einflussreichen“,
sagte Kohlgraf in seiner Predigt im Requiem für Kardinal Lehmann. Das Requiem für Lehmann fand am Mittwoch, 21. März, im Mainzer Dom statt. Lehmann war am Sonntag, 11. März, im Alter von 81 Jahren verstorben.
Kohlgraf ging in seiner Predigt auch auf das Geistliche Testament von Lehmann ein. Dort heißt es unter anderem:
„Wir haben uns alle, gerade in der Zeit nach 1945, tief in die Welt und das Diesseits vergraben und verkrallt, auch in der Kirche.“
Dieser Satz scheine ihm „in seiner Kürze und Prägnanz geradezu prophetisch zu sein“, betonte Kohlgraf:
„Die Versuchung wird nicht geringer, alles planen und machen zu wollen, als sei das Entscheidende die Verwaltung, die Planung, der materielle Besitz. Insofern mahnt uns unser verstorbener Kardinal, zunächst ganz aus dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe zu leben, bevor wir zu ,machen‘ beginnen. Die Quellen dürfen nicht vergessen werden, die uns wirklich Leben schenken. Mögen wir diese Mahnung nicht vergessen, auch auf den zukünftigen Wegen der Kirche.“
Weiter sagte Kohlgraf, dass es zu Gott unendlich viele Wege gebe. Daher müsse auch die Theologie vielfältig, Glaubenserfahrungen den unterschiedlichen Menschen möglich sein: „Glaube hat nichts Enges oder Uniformes.“
„Ein eigenes festes Glaubensfundament braucht die Offenheit, die geistige Weite. Die Offenheit braucht den Glauben, damit sie nicht beliebig wird. Wir danken dem Theologen und Bischof Karl Lehmann, dass er diese Spannung überzeugend gelebt hat. Er ermutigt uns, auf diesem Weg weiter zu gehen: Klare Position im Glauben, Offenheit im Denken und Reden“,
betonte der Mainzer Bischof.
Rund 1.300 Menschen feierten im Mainzer Dom das Requiem für den verstorbenen Kardinal Lehmann; der Dom war während des Gottesdienstes geöffnet. Darüber hinaus verfolgten über 1.200 Gläubige den Gottesdienst auf dem Mainzer Liebfrauenplatz auf einer Leinwand; auch im Kreuzgang des Mainzer Domes waren Monitore aufgestellt, wo Menschen den Got-tesdienst verfolgten. Nach dem Gottesdienst wurde Kardinal Lehmann in der Bischofsgruft des Mainzer Domes beigesetzt.