Heppenheim – Die Anzahl der Rettungsdienst-Notrufe sowie die der Rettungsdienst-Einsätze ist in den vergangenen Jahren rasant angestiegen. So gingen bei der Bergsträßer Leitstelle allein im Jahr 2017 über 175.800 Anrufe ein. Von den Mitarbeitern vor Ort wurden daraufhin insgesamt 47.300 Einsätze disponiert, davon rund 45.000 Rettungsdiensteinsätze. Zum Vergleich im Jahr 2011 waren es noch 34.563 und im Jahr 2007 32.167 Rettungsdiensteinsätze gewesen.
Der Kreis Bergstraße hat auf die deutlich gestiegenen Zahlen reagiert und in Kooperation mit den Kostenträgern (Krankenkassen) sieben neue Vollzeitstellen für die Besetzung der Leitstelle geschaffen. „Damit haben wir die erste Leitstelle eines Landkreises in Hessen, die ein neues Personalkonzept umsetzt“, resümiert Landrat Christian Engelhardt. „So können wir der wachsenden Fallzahl Herr werden und reagieren zugleich adäquat audas wachsende Beratungsbedürfnis, das in der Bevölkerung besteht.“
Mit insgesamt neun neuen Mitarbeitern (zusätzlich zu den sieben neugeschaffenen, wurden auch zwei bereits bestehende Stellen nachbesetzt) sei man auf einem guten Weg, auch künftig das zentrale Qualitätskriterium, das für eine Zentrale Leitstelle gilt, zu erfüllen. Denn nach dem Rettungsdienstplan des Landes Hessen müssen 95 Prozent aller eingehenden Notrufe innerhalb von zehn Sekunden angenommen telefonisch werden.
Allerdings: „`Einsatzbearbeiter` ist leider noch kein Ausbildungsberuf“, bedauert der Landrat. Alle neuen Mitarbeitenden der Bergsträßer Leitstelle absolvieren daher derzeit eine Grundausbildungsphase, in der die leitstellenspezifischen Thematiken (u.a. Notrufabfragetraining, spezifische Ortskenntnisse sowie die Struktur und Organisation der Gefahrenabwehr im Kreis) vermittelt werden. Dem folgt ein Praxistraining in Begleitung eines erfahrenen Mentors. Daran schließen sich wiederum Weiterqualifikationen im Bereich der Feuerwehr und die Absolvierung der Ausbildung zum Einsatzbearbeiter an der Hessischen Landesfeuerwehrschule an. „Die Erreichung des Ausbildungszieles kann – je nach Vorwissen – länger als ein Jahr dauern“, erläutert Christian Engelhardt.
Auch Folgendes gibt Engelhardt zu bedenken: „Würde die Rettungsleitstelle des Kreises auch die Fälle des ärztlichen Bereitschaftsdienstes steuern, könnten wir die Anzahl der Fehleinsätze deutlich reduzieren. Denn dann könnte unmittelbar aus einer Hand und ohne zeitliche Verzögerung gesteuert werden, zu wem der Notdienst der kassenärztlichen Vereinigung muss und zu wem der Rettungsdienst des Kreises Bergstraße“, so der Kommunalpolitiker. Erste Modellversuche hierzu seien vielversprechend verlaufen. „Hierüber werde ich in den nächsten Wochen mit unserem Spitzenverband, dem Hessischen Landkreistag, sowie dem Hessischen Sozialministerium sprechen“, kündigt der Landrat an.