Frankfurt am Main – Eine Brücke komplett zu erneuern, ohne dass der Straßenverkehr lahm gelegt wird, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Bei der großen Spannbetonbrücke an der Hanauer Landstraße, die im Volksmund gerne auch Neckermannbrücke genannt wird, geht das Verkehrskonzept des Amts für Straßenbau und Erschließung (ASE) auf: Unaufgeregt fließt der Straßenverkehr in drei Spuren über die Brücke aus dem Jahr 1962. Mit mehr als 40.000 Autos täglich ist die Hanauer Landstraße immerhin eine der wichtigsten Verkehrsachsen im Frankfurter Osten.
Unterhalb des Bauwerks hat sich seit Beginn der Bauarbeiten im Sommer 2017 einiges getan: Die Fundamente sowie große Teile der Widerlager wurden bereits errichtet. Des Weiteren wurden große Spannbetonfertigteilträger, über die normalerweise der stadteinwärtige Verkehr fließt, mittlerweile ausgetauscht. Ab Mitte April ist auch die Asphaltschicht fertig, dann kann dieser Teil der Brücke wieder befahren werden.
Das wird auch nötig sein, denn gegen Ende April 2018 beginnt die vielleicht spannendste Bauphase: Dann ist der Mittelteil der Brücke an der Reihe, auf dem die Straßenbahnlinien 11 und 12 fahren. Da die bestehenden Träger des Mittelteils samt Schienen ausgetauscht werden, sichern Ersatzbusse die Überfahrt ab dem 21. April. Bei diesem Bauabschnitt gibt es dann einen Seitenwechsel: Der Straßenverkehr wird über die frisch erneuerte Brückenseite dreispurig geführt.
Um die schweren Brocken (bis zu 58 Tonnen) von der alten Brücke herauszuheben, kommt Anfang Mai ein großer Kran zum Einsatz. Das ASE wird in der Bauphase ein paar Nachtschichten einlegen, damit der Straßenverkehr möglichst wenig gestört wird. Was für die Anlieferung der neuen Brückenteile sehr praktisch ist: Unterhalb der Neckermannbrücke verläuft die Hafenbahn, über die die neuen Fertigteile von der Firma Max Bögl angeliefert werden. Insgesamt sechs Fertigteile werden für den Mittelteil der Brücke gebraucht und jedes hat ein Gewicht von etwa 26 Tonnen. Acht Wochen sind für diese Bauphase insgesamt vorgesehen.
Ab Mitte Juni soll die Straßenbahn über dem Mittelteil der Brücke wieder wie gewohnt durchgängig fahren. Im letzten Bauabschnitt wird der letzte verbleibende Träger der Brücke auf der südlichen Seite ausgetauscht. Zudem ersetzen die Fachkräfte noch eine rund 40 Meter lange Stützwand, die den Straßendamm gegen das „Neckermanngrundstück“ sichert. Ende des Jahres 2018 sind die Arbeiten nach derzeitiger Planung abgeschlossen. Die Neckermannbrücke ist Teil des städtischen Brückenbauprogramms. Die Baukosten liegen bei knapp zehn Millionen Euro.
Zum Abschluss noch ein paar Details: Große Unterschiede werden auf den ersten Blick – abgesehen von der neuen Asphaltschicht – zwischen alter und neuer Brücke kaum zu erkennen sein. Die entscheidenden Neuerungen sieht man von der Unterseite der Neckermannbrücke: Die Last wird künftig auf zwölf Träger verteilt, vorher waren es sechs. Von den zwei Gleisen der Hafenbahn wurde eines rückgebaut. So war mehr Platz unter der Brücke vorhanden, um Teile der neuen Brückenfundamente und der Widerlagerwände zu bauen, ohne den Straßenverkehr auf der Hanauer Landstraße zu stören.