Karlsruhe – Die Staatliche Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe erhält von der VolkswagenStiftung eine dreijährige Forschungsförderung. PD Dr. Daniel Hornuff von der HfG Karlsruhe hat gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Universitäten Frankfurt (Prof. Dr. Birgit Richard, Prof. Dr. Heinz Drügh) und Münster (Prof. Dr. Moritz Baßler) Drittmittel für ein Verbundforschungsprojekt in Höhe von knapp 1,14 Millionen Euro eingeworben. Im Rahmen der Förderinitiative „Schlüsselthemen für Wissenschaft und Gesellschaft“ erarbeitet ein interdisziplinäres Team unter dem Stichwort „Gegenwartsästhetik“ Kategorien, mit denen sich die kulturelle Bedeutung populärer Massenphänomene aus Medien und Märkten erfassen lässt. Neben Stellen für Promovierende umfasst die Förderung Mittel für internationale Symposien, Workshops, Publikationen sowie ein größeres Ausstellungsprojekt, das die künstlerische Reflexion des Themas durchdringen wird.
„Unser Ziel ist es“, so Hornuff, „der noch immer hartnäckigen Geringschätzung populärer Ereignisse ebenso konkret wie konstruktiv zu begegnen.“ Das Team möchte zeigen, welche kulturellen Folgen Phänomene erzeugen, die von traditionellen ästhetischen Theorien oft als nieder, plump und letztlich zu unbedeutend für genauere Analysen eingestuft werden. So widmet sich das von Hornuff an der HfG Karlsruhe geleitete Teilprojekt Gestaltungsleistungen, mit denen Menschen ihr Eingreifen in natürliche Prozesse öffentlich inszenieren – und damit nicht selten zu legitimieren versuchen. Konkret geht es um die Frage, wie Körpern und Umwelt – wie etwa in der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie oder im Zuge des Klimawandels – ein je eigenes Design verpasst wird. Hornuff dazu: „Die Images, Methoden und Folgen der Schönheitschirurgie gehören zu den am tiefsten eingreifenden Designpraktiken unserer Zeit. Bevor wir sie pauschal verteufeln und mit dem Verdacht einer pathologischen Entfremdung belegen, müssen wir verstehen, welche Menschenbilder diesen Eingriffen zugrunde liegen, inwiefern kulturelle und soziale Kräfte einwirken und welche Ideen von Authentizität, Identität, Geschlechtlichkeit und Wettbewerb durch sie verfestigt werden.“
Ebenso sei der Klimawandel ein Themenfeld, in dem nicht nur Energiekonzerne, sondern ebenso NGOs, Umweltschutzorganisationen und politische Akteure mitunter erbittert um Deutungshoheit ringen. In beiden Fällen gehe es um Aushandlungsprozesse, die gestalterisch und medial mit allergrößtem Einsatz organisiert werden, erläutert Hornuff. Dass dabei immer auch das Verhältnis von Natur und Kultur, von Mensch und Technik zur Debatte steht, mache das Vorhaben historisch wie gesellschaftlich brisant. Umso wichtiger sei es, dass es nun Forschenden aus Literatur-, Kunst- und Designwissenschaften möglich werde, die kulturellen Folgen dieser und etlicher weiterer Massenphänomene konzentriert aufzuarbeiten. Die Ergebnisse sollen neben fachwissenschaftlichen Arbeiten auch in Beiträgen für die breitere Öffentlichkeit zugänglich werden.