Bensheim – Dem Museum Bensheim ist es in der Vergangenheit immer wieder gelungen, nicht nur regional, sondern auch national für Aufsehen sorgende Ausstellungen und international bekannte Künstler nach Bensheim zu holen. Jetzt hat Museumsleiter Christoph Breitwieser die nächste, in der Kunstszene vielbeachtete, Sonderausstellung in Planung: „Patrick Angus – Under the Surface“ lautet der Titel der am 20. April 2018 startenden Ausstellung. Patrick Angus wurde 1953 im kalifornischen Nord-Hollywood geboren und ist 1992 im Alter von 38 Jahren an den Folgen von Aids verstorben.
Angus war ein echter Pionier, der das schwule Leben in den USA der 80er Jahre festhielt. Fasziniert war er von den Arbeiten des Malers David Hockneys, der die glamouröse Seite des schwulen Lebens darstellte. Doch die Realität, die Patrick Angus – selbst homosexuell – erfahren hatte, war nicht vergleichbar mit den Vorstellungen, die Hockneys Bilder vermittelten. Angus malte schließlich das, was er sah: intime Porträts von Freunden und Familie, zahlreiche Selbstporträts mit Variationen des stets gleichen durchdringenden Blicks, die Landschaften und Städte, von denen er sich umgeben findet und immer wieder explizite Szenen aus der schwulen Subkultur in New York City. Inspiration fand der Künstler im Zwiespalt homosexuellen Lebens in Stripclubs und Badehäusern der schwulen Szene. Was er dort sieht ist Ekstase und emotionale Leere, sexuelle Befreiung und Machtverhältnisse sowie Faszination und Illusion.
Das Museum Bensheim zeigt 45 bedeutende Arbeiten von Patrick Angus – erstmals in einer Kleinstadt. „Wir sind uns der Bedeutung der Arbeiten bewusst und überzeugt, dass die von Angus auf derart ehrliche und direkte Weise dargestellten Themen auch im Jahr 2018 noch immer der intensiven Aufarbeitung bedürfen“, sagt Museumsleiter Christoph Breitwieser. In Deutschland waren die Werke zuletzt in Stuttgart zu sehen. Theater- und Filmproduzent Douglas Blair Turnbaugh, der den künstlerischen Nachlass von Patrick Angus verwaltete, sagte kürzlich in einem Interview: „Ich glaube, der Damm ist gebrochen, Dank Stuttgart. Und es sind bereits weitere Ausstellungen in Planung, beispielsweise im Museum Bensheim. Aber eine gebrechliche alte Mauer der Provinzialität steht noch – in den USA.“
Schirmherrin der Bensheimer Ausstellung ist Bundestagspräsidentin a.D. Prof. Dr. Rita Süssmuth. „Als ich die Anfrage bekam, die Ausstellung im Museum Bensheim als Schirmherrin zu begleiten, musste ich nicht lange überlegen. Ich übernehme dieses Amt sehr gerne. Dies tue ich nicht nur als Politikerin, deren stetes Ziel es ist, für Gleichberechtigung und Antidiskriminierung einzutreten, sondern auch als Mensch, der sich für Kunst interessiert“, schreibt Süssmuth in ihrem Vorwort im zur Ausstellung erscheinenden Katalog.
Eröffnung der Sonderausstellung am Freitag, 20. April, 18.30 Uhr.
Zur Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm gemeinsam mit Partnern wie dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration sowie der AIDS-Hilfe Hessen.