Pirmasens – „Mir lag viel daran, diese Ausstellung in die Pfalz zu bringen“, sagte Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder bei der Eröffnung der Schau „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ im Kulturforum Alte Post in Pirmasens.
Angesichts der Hasstiraden in den sozialen Medien sei es wichtig, „Zeichen gegen Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung zu setzen“. Anne Franks Tagebuch hätten Millionen von Menschen seit seiner Erstveröffentlichung 1947 gelesen, das „eindringlicher als jedes Geschichtsbuch die Lebenswirklichkeit ein Mädchens vermittelt, dem die Freiheit und Unbeschwertheit genommen wurden“. Anne Frank sei Opfer einer menschenverachtenden Gewaltherrschaft geworden. Den Hass gegen Juden habe jeder Bewohner der Pfalz miterleben können.
„Es begann in unseren Städten und endete in den Vernichtungslagern“,
so Wieder. Auch heute dürften wir nicht wegsehen und weghören.
„Erinnerung bedeutet Pflicht, die kulturellen und ethischen Werte weiterzugeben“,
das Miteinander, der Respekt und die Solidarität seien der Schlüssel zum Menschen. Der Umgang mit der Vergangenheit sei für uns für die Zukunft von großer Bedeutung, betonte Wieder. Die Ausstellung passe sehr gut zur Gedenkarbeit der Stadt Pirmasens, sagte ihr Oberbürgermeister Dr. Bernhard Matheis. In der Ausstellung stehe „die Erlebniswelt eines Individuums, eines Mädchens im Mittelpunkt“. Und auch die Gedenkarbeit gehe auf die einzelnen Menschen ein, die in Pirmasens verfolgt worden seien.
„Wir rufen mit der Ausstellung besonders Kinder und Jugendliche auf, sich mit der damaligen Zeit zu beschäftigen und den Bogen zur heutigen Lebenswirklichkeit zu schlagen.“
Deshalb würden Jugendliche zu Peer Guides ausgebildet, die Gleichaltrige durch die Ausstellung führen und mit ihnen diskutieren würden.
Patrick Siegele, Direktor des Anne Frank Zentrums Berlin, das die Wanderausstellung zusammen mit dem Anne Frank Haus in Amsterdam konzipiert hat, hob hervor, dass 2018 ein besonderes Jahr der Erinnerung sei: Zum 80. Mal würde man der Reichspogromnacht gedenken, im Juli jähre sich die Evian-Konferenz zum 80. Mal, in die viele Juden große Hoffnungen gesetzt hätten, die aber leider ohne Ergebnis blieb; 1938 seien aber auch die ersten Kindertransporte nach Großbritannien organisiert worden, was jedoch für die Eltern von Anne Frank nicht in Frage gekommen sei, wollten sie sich doch nicht von ihren beiden Töchtern trennen.
„Die Lehre, die wir aus der damaligen Zeit ziehen, ist, dass wir eine wehrhafte und starke Demokratie brauchen“,
sagte Siegele. Es habe aber auch Menschen gegeben, die mit ihrem Handeln den Mut gehabt hätten zu helfen. Die Ausstellung zeige neben den Verfolgten und Helfern auch die Perspektiven der Täter. Man wolle mit der Schau zum Nachdenken über unsere Gegenwart anregen, „denn leider sind Antisemitismus und Rassismus aktuell“. Er dankte dem Bezirksverband Pfalz für sein Engagement und das umfangreiche Begleitprogramm zur Ausstellung. Die Kaiserslauterer Band „Shaian“ aus Pfälzern, Studenten und Flüchtlingen, die Ende 2015 von Dagmar Kern und Michael Halberstadt gegründet wurde, gestaltete die Eröffnung musikalisch.
Die Ausstellung im Forum Alte Post in Pirmasens, Poststraße 2, ist bis 4. Mai täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Das umfangreiche Begleitprogramm ist abrufbar unter www.bv-pfalz.de/annefrank. Gefördert wird das Projekt von der Liselott und Klaus Rheinberger Stiftung, der Versicherungskammer Kulturstiftung, dem Ministerium für Bildung des Landes Rheinland-Pfalz, der Sparkasse Südwestpfalz, der Stadtwerke Pirmasens GmbH, dem Rotary Club Pirmasens, dem Lions Club Pirmasens, der Lotto Stiftung Rheinland-Pfalz sowie der Wasgau Produktions- und Handels AG. Unterstützung erfährt das Projekt auch durch die Zukunftsregion Westpfalz und die Pfalzwerke („Pfalzwerkzeug“-App).