SPRENDLINGEN – Die Landesstraße 415 von Sprendlingen in Fahrtrichtung Ober-Hilbersheim ist eine gut ausgebaute Landesstraße mit einer langen Geraden, die sich an den Ortsausgang Sprendlingen anschließt.
Diese Gerade geht dann in ein für Kradfahrer attraktives, kurviges Teilstück im Bereich der ehemaligen Kreismülldeponie über. Die Streckengestaltung wirkt auf Motorradfahrer anziehend, da man die Gerade mit hohen Geschwindigkeiten befahren kann.
Der sich anschließende Kurvenbereich fordert von den Motorradfahrern eine hohe Konzentration, wenn sie das Teilstück mit hoher Geschwindigkeit und extremer Schräglage durchfahren wollen.
Viele Unfälle mit Motorradfahrern
Aufgrund dieser Besonderheiten haben sich in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Motorradunfällen ereignet, wobei bei einem Unfall im Jahr 2015 eine Person tödlich verletzt wurde.
Nach der Unfallstatistik ereigneten sich in 2015 fünf Motorradunfälle mit Personenschäden, wobei einer tödlich endete, in 2016 waren es drei Motorradunfälle, zwei mit Personenschäden, und in 2017 insgesamt 5 Motorradunfälle, bei denen 4 Personen verletzt wurden.
Erste Maßnahme: Schutzplanken
Zur Reduzierung der Personenschäden wurden bereits die Schutzplanken im Kurvenbereich der L 415 mit einem Unterfahrschutz versehen, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen.
Die Protzer rasen weiter und dokumentieren sogar
Zum Unfallgeschehen gingen im Jahr 2017 immer wieder Beschwerden von Verkehrsteilnehmern hinsichtlich riskanter Überholmanöver auf der L 415 ein, als auch Mitteilungen, dass hier gefährliche Rennen mit Motorrädern im Kurvenbereich, als auch auf der geraden Strecke, durchgeführt werden. Auch wurden diese Rennmanöver zum Teil mit entsprechenden Helmkameras dokumentiert.
Beschwerden von Anwohnern – Unerträglicher Lärm
Ebenfalls gingen 2017 Beschwerden von Anwohnern aus dem Wohngebiet an der Oberhilbersheimer Straße bezüglich Lärmbelästigungen, verursacht durch die Kradfahrer, ein, wobei der Lärm nicht nur durch die sogenannten Rennen verursacht wurde, sondern auch durch Aufheulenlassen der Motoren unmittelbar vor “Rennbeginn”.
Aufgrund dieser Anzeigen und Beschwerden sowie dem Umstand, dass sich das Unfallgeschehen 2017 erneut auffällig negativ entwickelte, wurden Gespräche mit den Beschwerdeführern unter Beteiligung der für den Streckenabschnitt zuständigen Verkehrsbehörden geführt. Besprochen wurden alle eingegangenen Anzeigen und Beschwerden, die Unfallhäufigkeit durch Motorräder auf der L 415 sowie die bisher bekannten Szenarien. Im Ergebnis wurden geeigneten Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit sowie zur Reduzierung von Lärmbelästigungen für die Wohnbevölkerung erarbeitet.
Polizei setzt zunächst auf Vernunft
Dabei konnten Vertreter der Polizeiinspektion Bingen die mit Helmkameras aufgenommenen Rennen bestätigen. Häufig waren Kleingruppen unterwegs, die von der Polizei kontrolliert und angesprochen wurden, um zumindest präventiv auf die Gruppenmitglieder einzuwirken.
Kontrollen zeigten ebenfalls keine Wirkung
Daneben wurden Zweiradkontrollen durchgeführt. Dennoch war keine Verbesserung feststellbar, auch weil das polizeiliche Erscheinen nicht unerkannt bleiben konnte und alsdann die genannten Kradfahrer die Strecke sofort verließen.
Viele Möglichkeiten – Kaum Ergebnisse
Mögliche Geschwindigkeitsreduzierungen wurden besprochen, dann aber wieder verworfen, weil faktisch, aufgrund der Topografie und direkter Wahrnehmung polizeilicher Überwachungsmaßnahmen, keine Überwachung möglich erscheint.
Auch ein möglicher Einbau von Rüttelstreifen auf der L 415 wurde verworfen,
Ultima Ratio: Die Sperrung der Strecke
Im Ergebnis blieb nur noch die Möglichkeit einer Streckensperrung für Motorräder als zielführende und unfallminimierende Maßnahme.
Die Sperrung soll zunächst für die Dauer von 6. Monaten bestehen. Im Anschluss findet eine Auswertung der Unfälle statt, um alsdann eine erneute Analyse hinsichtlich der Verkehrssicherheit auf der L 415 anstellen zu können.