Mainz – Als Ort der Erinnerungskultur ist am 11. April in Mainz das „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz“ eröffnet worden.
Der Gedenk-Ort verbindet das Wissen um die Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland mit dem Streiten für Demokratie und Akzeptanz in der von Vielfalt geprägten rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Ziel der Dokumentations- und Bildungsstätte ist es, demokratisches Bewusstsein und die Bereitschaft für zivilgesellschaftliches Engagement mit Jugendlichen und Erwachsenen zu fördern, das sich extremistischen Strömungen entgegenstellt.
„Wir brauchen Orte, die unsere demokratische Kultur immer wieder neu beleben. Orte, die zeigen, wie autoritäre Einstellungen in Diktaturen enden können – aber auch wie Mut und Zivilcourage dies verhindern. Orte wie das ‚Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz‘, wo im Gespräch Unterschiedlichkeiten erkennbar und im Dialog gemeinsame Wege gefunden werden“,
erklärte Joachim Schulte, Vorsitzender des Stiftungsvorstands, bei der Eröffnung.
An vier Stationen haben die Besucherinnen und Besucher des Lernortes Gelegenheit, sich mit ihren Einstellungen zu Demokratie und Akzeptanz auseinanderzusetzen.
Die Stationen wurden entwickelt von Dr. Hedwig Brüchert, Hans Berkessel, Dr. Frank Teske, Angelika Arenz-Morch und Dr. Ralph Erbar. Die Stationen thematisieren:
Das „Wir“ einer Gesellschaft – und wer dazu gehört, Mechanismen der Ausgrenzung, Zivilcourage – und wie sie gelingt sowie Regeln demokratischen Zusammenlebens.
Mediale Installationen
Um die Erinnerung an die Vergangenheit in Wort und Bild lebendig zu halten und speziell ein jüngeres Publikum anzusprechen, präsentiert das „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz“ eine Vielzahl (interaktiver) medialer Installationen, bei deren Konzeption und Realisierung die Hochschule Mainz unter der Leitung von Prof. Anja Stöffler und Prof. Dr. Anett Mehler-Bicher als Projektpartner mitgewirkt hat.
Der „Raum der Namen“ ist eine Medieninstallation, die, in einem abgedunkelten Bereich der Ausstellung, die Namen von rund 1.200 durch die NS-Diktatur Deportierten und Ermordeten aus Mainz/Rheinhessen vergegenwärtigt.
„Der Raum der Namen, der die Möglichkeit bietet, das damalige Unrecht aufzuarbeiten, ist entsprechend kontemplativ gestaltet“,
hebt Prof. Anja Stöffler, eine der beiden Projektleiterinnen, hervor.
Georg Forster, Heinrich von Gagern, Elisabeth Selbert, Willy Brandt und Navid Kermani gehören zu den beispielhaften Demokratinnen und Demokraten, deren Leben und Wirken den Besuchern in der Installation „Gesichter der Demokratie“ mit Bildern und Zitaten vor Augen geführt werden.
„Was würdest Du tun, wenn Du einen wertvollen Ring erbst, den die Großmutter aber von flüchtenden Juden unter dem damaligen Wert gekauft hat?“ Dies ist eine der Fragen im interaktiven „Entscheidungsspiel“, an dem bis zu 30 Personen via iPad teilnehmen können, um ihre eigene Akzeptanz auf die Probe zu stellen und anschließend im Gespräch zu erörtern. „Das Multiuser-Game bietet durch die verschiedenen Spielmodi Möglichkeiten der individuellen Reflexion, aber auch der intensiven Diskussion in der Gruppe“, führt Prof. Dr. Anett Mehler-Bicher, ebenfalls in der Projektleitung, aus.
„Wir freuen uns, dieses eminent wichtige Vorhaben mit 25.000 Euro aus dem Innovationsfonds der Hochschulleitung unterstützen zu können, der eigens für interdisziplinäre Projekte eingerichtet wurde. ‚Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz’ ist das Musterbeispiel eines interdisziplinären Transferprojekts, in das wir unsere Kompetenz einbringen können“,
betonte Prof. Dr.-Ing. Gerhard Muth, Präsident der Hochschule Mainz.
Breit gefächertes Programm
Da sich das „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz“ als lebendige Bildungsstätte versteht, wird die Dauerausstellung ergänzt durch ein breit gefächertes Angebot von Workshops für Schülerinnen, Schüler und Jugendliche sowie Fortbildungsseminare für Lehrerinnen und Lehrer. Darüber hinaus wird das „Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz “ auch Veranstaltungsort für Filmaufführungen sowie für öffentliche Vorträge und Diskussionsforen sein, die sich mit aktuellen Grundsatzfragen einer demokratischen Bürgergesellschaft befassen.
Träger ist die gemeinnützige „Stiftung Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz“, die 2015 von Vertreterinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft sowie der Stadt Mainz und dem Landkreis Mainz-Bingen gegründet wurde.