Speyer – Sie sind von fast unschätzbarem Wert für Historiker die sich mit der Geschichte unseres Landes befassen: Die „Rheinlaufkarten“ aus dem 16. bis
19. Jahrhundert, bewahrt in Sammlungen des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz (LBZ) in der Rheinischen Landesbibliothek in Koblenz und in der Pfälzischen Landesbibliothek in Speyer. Jetzt waren die Bemühungen der Fachleute des LBZ um Fördergelder der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes (KEK) in Berlin erfolgreich: Für die Restaurierung von sieben großformatigen Rheinlaufkarten wurden über 4000 Euro zur Verfügung gestellt.
Aus der Pfälzischen Landesbibliothek wurden unter anderem zwei aus mehreren Segmenten bestehende Rheinlaufkarten mit einer Gesamtlänge von maximal
3,7 Metern restauriert. Sie dokumentieren den Flussverlauf von Altrip bis zur Neckarmündung. Die handgezeichneten und kolorierten Karten sind auf das Jahr 1820 datiert. Sie zeigen späte Bearbeitungspuren und stehen im Zusammenhang mit der 1817 beginnenden Korrektur des Stroms durch Johann Gottfried Tulla (1770- 1828), die das heutige Gesicht des Oberrheins geprägt hat. Die beiden anderen Karten dokumentieren den Rhein nördlich der französischen Grenze und zeigen zwei der Durchstiche der Rheinregulierung.
Drei der sieben instandgesetzten Objekte stammen aus dem Fundus der Rheinischen Landesbibliothek und gehören zur Rheinlaufkartensammlung Fritz Hellwig. Unter ihnen findet sich auch die „Carte topographique Du Cours du Rhin Depuis Basle Jusqua Mayence“ von Jean de Beaurain, die um 1760 in Paris gedruckt wurde. Es handelt sich um eine großformatige Militärkarte (Gesamtgröße 1,06 m x 3,53 m) des Holländischen Krieges. Sie zeigt den Rhein zwischen Basel und Mainz wohl im Sommer 1674, als Marschall Henri de La Tour d ́ Auvergne Viscount de Turenne die Alliierten unter Karl VI., dem Herzog von Lothringen in der Schlacht bei Sinsheim besiegte.
Die KEK wurde 2011 von Bund und Ländern bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in der Bundeshauptstadt eingerichtet. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, einerseits eine Gesamtstrategie zum Erhalt des nationalen Kulturgutes zu entwickeln und andererseits jedes Jahr innovative Modellprojekte zu fördern. Diese stehen in jedem Jahr unter einem besonderen Motto. Für 2017 lautete es: “Das besondere Format“ Dabei standen Medien im Focus, die sich von den üblichen Buch- und Aktenformaten unterschieden. Hier sahen die Vertreter des LBZ eine Chance: Für die überformatigen Rheinlaufkarten hatte für Restaurierung und Aufbewahrung bisher immer das Geld gefehlt. Für sieben dieser Karten wurde deshalb im letzten Frühjahr ein Förderantrag gestellt, der dann erfolgreich war. Auf der Basis von drei Kostenvoranschlägen wurden die Karten in zwei Restaurierungswerkstätten instandgesetzt. Dabei wurden beispielsweise die Dokumente gereinigt, Risse geschlossen und Fehlstellen ergänzt. Hinzu kamen auf Maß angefertigte säurefreie Verpackungen. Jetzt sind die Karten auch langfristig vor Umwelteinflüssen geschützt.