Karlsruhe – Im Sommersemester 2018 veranstaltet die Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG) eine fächerübergreifende Vortragsreihe, die sich verschiedenen Fragestellungen aus den Bereichen Ausstellungsdesign/Szenografie, Kommunikationsdesign, Kunstwissenschaft und Produktdesign widmet. In der „Vortragsreihe Kunst Medien Gestaltung“ steht ein breites Spektrum an relevanten Diskursen zur Diskussion. Die Schwerpunkte der ReferentInnen divergieren zwischen Design, Kunst, Fotografie, Klangkunst, kuratorische Praxis und Digitalisierung sowie Politik, Philosophie und Wissenschaft. Die kostenfreien Vorträge sind für Interessierte geöffnet. Die Vorträge finden auf der Lichtbrücke der HfG statt.
Folgende Vorträge finden in der HfG statt:
Mittwoch, 9.5.2018, 18:30, Lichtbrücke, Markus Noisternig, „Räumliche Inszenierung von Klang“
Markus Noisternig, Gastprofessor im Fachbereich Medienkunst, arbeitet als Forscher und Computermusiker am Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique, dem Centre National de la Recherche Scientifique und der Sorbonne Universität in Paris. Seine künstlerische Arbeit versteht sich als Schnittstelle zwischen experimenteller Musik und wissenschaftlicher Forschung, als eine kritische Auseinandersetzung mit den ästhetischen und technologischen Aspekten immersiver und interaktiver Klangkunst. In seinem Vortrag diskutiert Markus Noisternig die jüngsten technologischen Entwicklungen und deren Auswirkung auf die Komposition von Raum als integralem Element von Musik.
Mittwoch, 23.5.2018, 18:30, Lichtbrücke, Monika Szewczyk, “Making Time for Another Portrait” (Vortrag in englischer Sprache)
Die Kuratorin Monika Szewczyk verhandelt in ihrem Vortrag die Frage nach der Bedeutung des Mediums Fotografie für die Gattung des Porträts. Ausgehend von der Feststellung, dass die Fotografie unsere Selbstwahrnehmung prägt, stellt sie die Überlegung an, ob sich diese Wirkungsweise auf andere Entitäten übertragen lässt. Nehmen wir auch vermeintlich Lebloses durch das fotografische Bild als Subjekte mit Charakter, Persönlichkeit und sogar einem Lebensgefühl war? Dies wird sie anhand der Arbeiten „Haystacks“ von Lala Meredith-Vula (1989–ongoing) sowie einer Reihe an Fotografien von einzelnen Eichen, die der Künstler Rodney Graham seit den frühen 90er Jahren angefertigt hat, diskutieren.
Monika Szewczyk organisiert Ausstellungen, schreibt, gibt Bücher heraus und unterrichtet, meist in Zusammenarbeit mit Institutionen aus den Bereichen Kunst und Bildung. Von 2015–2017 war sie Kuratorin für die documenta 14, die sie nach Athen gebracht hat; seitdem lebt sie dort.
Mittwoch, 30.5.2018, 18:30, Lichtbrücke, Marta Ponsa, “The Playground of Images or Images at Stake”, (Vortrag in englischer Sprache)
Marta Ponsa ist Kuratorin und Leiterin künstlerischer Projekte und öffentlicher Programme im Jeu de Paume in Paris. Exemplarisch für Ihr Interesse, neue Technologien, Wissenschaften und Kunst zu verbinden, leitet sie den virtuellen Ausstellungsraum und das Online Magazin des Jeu de Paume. In ihrem Vortrag wird Marta Ponsa einen Einblick in das künstlerische Programm des Jeu de Paume geben vor dem Hintergrund ihrer Auseinandersetzung mit der Frage, welchen Einfluss elektronischen Medien auf den Status der Bilder in künstlerischen Programmen und kulturellen Institutionen haben.
Mittwoch, 6.6.2018, 18:30, Lichtbrücke, Nathalie Du Pasquier, (Vortrag in englischer Sprache)
Nathalie Du Pasquier ist eine in Mailand lebende Künstlerin. In den frühen 1980er Jahren war sie Gründungsmitglied des Memphis Design Kollektivs, für das sie hypnotisch, abstrakt „dekorierte Oberflächen“ für Stoffe, Teppiche und Laminate produzierte. Seit 1987 liegt ihr Fokus auf der Malerei. In ihren Bildern verbindet sie architektonische Formen, Motive des häuslichen Lebens, Stillleben und Szenografie. Zuweilen fröhlich und charmant, zuweilen nachdenklich und melancholisch entspringen diese Arbeiten einer dauerhaften Untersuchung der Darstellungsmöglichkeit von Objekten und ihren Bedeutungen.
Donnerstag, 7.6.2018, 18:30, Lichtbrücke, Doppelvortrag
Cheryce von Xylander, „Spengler Goes West“
Die Gedanken sind bekanntlich frei – ihre Migrationsgeschichten auch. Die Thesen des deutschen Kulturphilosophen Oswald Spengler (1880–1936) zum Untergang des Westens klingen in den politischen Reden der heutigen Gegner der Geflüchteten an. Ob in Europa oder Nordamerika – das Ende bestehender Staatsgebilde wird heraufbeschworen. Nach dem langen Schlummern der Spenglerschen Niedergangsrhetorik und ihrer umfassenden Nachkriegsaufarbeitung, befremdet ihre plötzliche Salonfähigkeit hierzulande. Unbeachtet bleibt dabei die nachhaltige Rezeption seiner Lektüre in den USA – eine Aneignung, die durch keinerlei Problembewusstsein geschmälert über den Technikapostel Lewis Mumford (1895–1990) und die reaktionäre Kultphilosophin Ayn Rand (1905–1982) bis heute ungebrochen nachwirkt.
Dr. Cheryce von Xylander lehrt Philosophie an der BTU Cottbus-Senftenberg.
Ulf Wuggenig, „Megalothymia. Ozarichi März 1944 und Wehrmachtsverherrlichung in Karlsruhe und Lüneburg“
Megalotyhmia zählt zu den Grundlagen einer Disposition, die zur Unterscheidung von Herren- und Untermenschen führen und zudem in die Vorstellung münden kann, dass es legitim sei, Vernichtungskriege mit rassistischer bzw. politischer Begründung zu entfachen. Infanteriedivisionen aus Karlsruhe (35. I.D.) ebenso wie aus Lüneburg (110. I.D.) waren 1944 an einem der größten Kriegsverbrechen der Wehrmacht im Osten – Ozarichi (Belarus) – beteiligt. Die Städte organisieren Erinnerung, Verdrängung und Vergessen auf recht unterschiedliche Weise, die „Leidenschaft der Ignoranz” (Lacan), in beiden sozialen Feldern präsent, manifestiert sich in durchaus differentieller Form.
Prof. Dr. Ulf Wuggenig ist Leiter (mit Susanne Leeb) des Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg und Dekan ihrer Fakultät Kulturwissenschaften.
19.6.2018, 18:30, Lichtbrücke, Adam Harvey, (Vortrag in englischer Sprache)
Adam Harvey ist ein in Berlin und New York lebender Künstler und Forscher, der den gesellschaftlichen Einfluss von Datenanalyseverfahren und künstlicher Intelligenz und insbesondere von computergestützten Bilderkennungssystemen und Counter-Surveillance untersucht. Er ist Absolvent des Interactive Telecommunications Program der New York University (2010) und hat davor an der Pennsylvania State University studiert.
Neben seinen eigenen Projekten arbeitet Harvey als Entwickler für andere Künstler. Jüngste Projekte umfassen die Entwicklung eines individualisierten Bilderkennungs-Werkzeugkastens für den Künstler Trevor Paulen, ein Gesichtserkennungssystem für Ai Weiwei, ein neuronales Netzwerk für Constant Dullaart und einen Schal zur Täuschung von Bilderkennungssystemen für das NSAF Projekt von Hyphen Lab.
11.07.2018, 18:30. Lichtbrücke, Prem Krishnamurthy, „From P! to K, and back”, (Vortrag in englischer Sprache)
Prem Krishnamurthy arbeitet in einem Feld zwischen Design, Kuratieren, Schreiben und Lehre. Er leitet den multidisziplinären Design Workshop „Wkshps“, der aus der Arbeit mit dem vielfach ausgezeichneten Studio „Project Projects“ (2004–2017) hervorgegangen ist. In seiner Präsentation an der HfG Karlsruhe wird er seine Arbeitsformen und Projekte vorstellen, von der von ihm gegründeten Galerie P! in New York bis zu K-Komma, einem einjährigen „Workshop zum Ausstellungsmachen“ an den Kunstwerken Berlin.