Mannheim – In diesem Jahr feiert das Kinder- und Jugendhilfezentrum Wespinstift als kommunale Stiftung ihr 125. Jubiläum und gleichzeitig das 50jährige Bestehen auf der Vogelstang. Während des gesamten Jahres sind Veranstaltungen zum Jubiläum geplant.
Zur Auftaktveranstaltung am vergangenen Freitag waren Gäste aus Politik, Jugendhilfe, Kooperationspartnern, Institutionen des Stadtteils, Freunde, Gönner und Interessierte eingeladen.
Einrichtungsleiterin Birgit Maaßen-Rux begrüßte die Gäste und moderierte das kurzweilige Programm, das die Kinder- und Jugendlichen aus den unterschiedlichen Bereichen mit gestalteten.
Die Vorsitzende des Stiftungsrates und Bürgermeisterin für Bildung, Jugend und Gesundheit, Dr. Ulrike Freundlieb, gratulierte auch im Namen des Oberbürgermeisters und des Mannheimer Gemeinderats zum Jubiläum. „Ich bin sicher, dass die Stifterin Dorothea Wespin erstaunt aber auch sehr glücklich wäre, zu sehen, was aus ihrem Auftrag geworden ist: Anfangen als ein Waisenhaus für Knaben, weiter zu einer Heimat für Knaben aus schwierigen Verhältnissen, hin zu einem Kinderheim, das selbstverständlich auch Mädchen aufnimmt, und heute als moderne Einrichtung für die ganze Familie fungiert.“ Die Einrichtung biete den Kindern ein Zuhause und eine Heimat. Die Bürgermeisterin appellierte in diesem Zusammenhang, den Heimatbegriff nicht den Rechtspopulisten zu überlassen. Das Wespin-Stift leiste bei der Daseinsfürsorge für Jugendliche einen wesentlichen Beitrag – auch mit Blick auf das Ziel, Prävention zu betreiben, bevor Therapie- und Hilfsangebote nötig werden.
„Das Wespinstift ist ein kleines Dorf, eine Institution im Stadtteil und darüber hinaus als weitere Instanz neben Familie und Schule ein verlässlicher personenbezogener sozialer Dienstleister und ein engagierter Partner in der Kinder- und Jugendhilfe“, betonte Freundlieb und zählte die umfangreichen Angebote auf: Schon in der Mutter-Kind-Gruppe werden sehr junge Frauen dabei unterstützt, ihrer Mutterrolle gerecht zu werden, um den Kleinkindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. In der Sozialen Gruppenarbeit, die in verschiedenen Schülergruppen in der Schule und im Haus stattfindet, besteht ein qualifiziertes Angebot, um Kinder und Jugendliche auf ihrem schulischen Weg zu stärken. „Im Sinne von präventiver Erziehungshilfe setzt das Wespinstift bereits im Rahmen eines Eltern-Kind-Zentrums an und ermöglicht so den Kindern einen guten Start in den Kindergarten sowie dann in die Schule und zu Bildung als Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben und gleichberechtigte Teilhabe“, so die Bildungsbürgermeisterin.
In der ambulanten Familienhilfe und Betreuungshilfe werden Eltern in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt und Kinder und Jugendliche dabei unterstützt, ihren Alltag möglichst selbständig zu bewältigen. In den Heimgruppen wird intensiv mit Eltern und Kindern daran gearbeitet, die Bedingungen in den Herkunftsfamilien zu verbessern, um eine Rückkehr des Kindes in die eigene Familie zu ermöglichen.
Nicht zuletzt werden seelisch behinderte Kinder und Jugendliche im Wespinstift intensiv gefördert, um ihre Teilhabebeeinträchtigung zu minimieren, um am Leben in der Gesellschaft wieder teilhaben zu können. „Hier hat das Wespinstift dazu beigetragen, eine Lücke in Mannheim zu schließen, indem es in enger Absprache mit dem Fachbereich Kinder, Jugend und Familie – Jugendamt, dem Fachbereich Bildung und dem Zentralinstitut für seelische Gesundheit inzwischen drei Intensivgruppen für seelisch behinderte Kinder aufgebaut hat. Vor dem Aufbau dieser Gruppen mussten diese Kinder zum Teil weit außerhalb von Mannheim untergebracht werden, was eine kontinuierliche Elternarbeit außerordentlich erschwert hat“ lobte Freundlieb.
Und schließlich engagiere sich die Stiftung auch in der Tagesbetreuung von Kindern im Rahmen der Ganztagesgrundschule Vogelstang und als Träger eines Kinderhauses für Null- bis Sechsjährige. „Sie leistet damit ihren Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und zur Gestaltung einer familienfreundlichen Stadt Mannheim“, ergänzte die Familienbürgermeisterin.
Als Geschenk überreicht sie Einrichtungsleiterin Maaßen-Rux ein dringend benötigtes Netz für das Fußballtor sowie einen Apfelbaum, an dem die Kinder später Früchte ernten können als Zeichen der Nachhaltigkeit und zukünftigen Perspektiven des Wespinstifts.
Grußworte überbrachten Dr. Jürgen Strohmeier vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg, Dezernat Jugend – Landesjugendamt sowie Barbara Meier für den Deutschen Paritätischer Wohlfahrtsverband, Landesverband Baden-Württemberg e.V..
Einen fachlichen Einblick in die Entwicklung der Jugendhilfe gab Heinz Müller vom Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz in seinem Gastvortrag. Er verdeutlichte, dass „die Geschichte des Wespinstifts auch ein Spiegelbild der jeweiligen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Ereignisse ist“.