Weinheim – Vor 44 Jahren kam er nach Sulzbach und wurde Weinheimer, seit 2003 befindet sich Wolfgang Vater im Ruhestand; er war Lehrer an der List-Schule, dem Kaufmännischen Schulzentrum in den Mannheimer Quadraten, zuletzt als Oberstudienrat.
Die Nutzer der Weinheimer Stadtbibliothek werden sich nun den Namen und das Gesicht des 79-jährigen Pensionärs leicht merken können. Wolfgang Vater hat sich entschieden, der Weinheimer Stadtbibliothek sein Vermögen zu vermachen. Künftig wird aus diesem Betrag jährlich eine Summe von 7000 Euro für eine stetige Erneuerung des Medienangebots entnommen. „Damit kann kontinuierlich und vorausschauend auf längere Sicht geplant werden“, freut sich Bibliotheksleiterin Stephanie Koch, die mit dem Sulzbacher in den vergangenen Wochen viele Gespräche geführt hat. Wolfgang Vater weiß, dass sein Vermögen gut angelegt ist. Als Geste der Dankbarkeit stellt die Bibliothek für den Förderer im Foyer der Bücherei in der Luisenstraße eine Büste auf. Die Feierstunde dazu samt Enthüllung findet am Samstag, 28. April 2018, 16 Uhr, statt.
Wolfgang Vater selbst erinnert sich heute gerne daran, wie er mit seiner Idee, die Stadt Weinheim frühzeitig als eine Art Erbe für seine Hinterlassenschaft einzusetzen, bei Oberbürgermeister Heiner Bernhard vorstellig wurde.
Vater ist zweimal geschieden, das Verhältnis zu seinen beiden Töchtern ist nicht besonders eng; so entstand der Plan. Die Kommune, die Bürgerinnen und Bürger, sie hält er für die geeignetsten Erben.
Erst hatte er andere Aufgaben im Sinn, die mit seinem Geld verwirklicht werden könnten: Vielleicht einen Brunnen oder eine andere Zierde fürs Stadtbild. OB Bernhard überzeugte ihn, dass die Förderung in der Bibliothek sehr gut und vor allem nachhaltig angelegt werden kann. Wolfgang Vater fand die Idee gut, weil sie die Bibliothek auf lange Zeit stärken wird.
Die Kämmerei der Stadtverwaltung entwickelte ein korrektes Modell für diesen ziemlich außergewöhnlichen Vorgang; der Gemeinderat folgte dem Weg mit einem Beschluss im Sommer letzten Jahres. Dann waren die Schleusen geöffnet für den „warmen Regen“.
Wolfgang Vater ist zufrieden mit der Abmachung, denn er selbst steht als Mensch mit seiner Vita durchaus für lebenslanges Lernen. Als Flüchtlingskind kam er 1945 mit seinen Eltern aus Schlesien nach West-Deutschland. 1958 legte er in Mannheim das Abitur ab, begann zunächst als Volksschullehrer, bildete sich dann aber auf der Universität in Mannheim zum Diplom-Handelslehrer fort. Bücher begleiteten ihn stets auf seinem Weg. Und so wird es nun weitergehen.