Mainz – Um bei Säuglingen mit einer angeborene Fehlbildung des Enddarms (im Fachjargon Analatresie) möglichst schonend einen neuen After zu rekonstruieren, haben Kinderchirurgen der Universitätsmedizin Mainz ein neues OP-Verfahren entwickelt. Hierfür haben sie beim diesjährigen Kongress der International Pediatric Endosurgery Group (IPEG) in Seattle, USA, den „2018 Coolest Trick Award“ gewonnen.
Bei dieser komplexen Fehlbildung hat sich der Enddarm im Mutterleib nicht normal gebildet. Es fehlt die Verbindung durch den Schließmuskel hindurch nach außen. Ohne Operation würden die betroffenen Kinder versterben. Bislang war es bei diesen Kindern erforderlich, den gesamten Damm von vorne nach hinten zu eröffnen, den Schließmuskel zu spalten, den Enddarm an der korrekten Stelle einzunähen und den Schließmuskel zu rekonstruieren. Bei der vorgestellten, neuen „Endoscopic-Assisted Percutaneous Ano-Recto-Plasty“ (ePARP) Technik wird der Enddarm unter endoskopischer Kontrolle quasi direkt durch den Schließmuskel gezogen und mit der Analhaut vernäht. Dabei wird der Schließmuskel intakt belassen. „Die neue ePARP-Technik wird bei den betroffenen Kindern die Stuhlkontinenz verbessern“, ist der Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie Univ.-Prof. Dr. Oliver Muensterer überzeugt. Gemeinsam mit seinem Team hatte er die neue OP-Technik entwickelt. Bislang wurde das Verfahren in Mainz bei sieben Patienten erfolgreich angewendet.
Die Organisation IPEG wurde 1991 gegründet, um minimalinvasive Operationen bei Kindern zu fördern. Die Mitglieder kommen aus mehr als 50 verschiedenen Ländern und treffen sich einmal im Jahr zum fachlichen Austausch auf einem Kongress. Dieses Jahr waren in Seattle mehr als 400 Teilnehmer anwesend. Prof. Muensterer und sein Team stellten beim Kongress das neue OP-Verfahren vor, das daraufhin vom Plenum als innovativster Ansatz gewählt und deshalb mit dem „Coolest Trick Award“ ausgezeichnet wurde.