Landau – „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“: Mit dieser düsteren Prophezeiung sollte Schriftsteller Heinrich Heine Recht behalten. Am 10. Mai 1933 verbrannten die Nationalsozialisten die Werke unliebsamer Autorinnen und Autoren. Zu den Verfemten zählte auch Leonhard Frank, ein heute weithin in Vergessenheit geratener Schriftsteller und Pazifist. Der Verein für Volksbildung und Jugendpflege, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit sowie die Abteilung Politikwissenschaft und das Frank-Loeb-Institut der Universität stellten Franks Werk in diesem Jahr in den Mittelpunkt ihrer Gedenkveranstaltung zur Bücherverbrennung im Empfangssaal des Landauer Rathauses.
Leonhard Frank wurde 1882 im Würzburg geboren und siedelte später erst nach München, dann nach Berlin über. Mit seinem ersten Roman „Die Räuberbande“ feierte er große Erfolge; sein 1917 erschiener Aufruf gegen den Krieg, „Der Mensch ist gut“, beeinflusste eine ganze Generation. Als Sozialist und entschiedener Pazifist musste Frank bereits 1915 ins Exil gehen; im Jahr 1933 fielen seine Bücher der Bücherverbrennung zum Opfer. Aber auch nach dem Ende des 2. Weltkriegs kam der Schriftsteller nicht zur Ruhe: Nicht nur war er kontinuierlich im Visier des FBI; auch in der Bundesrepublik, in die er in den 50er Jahren zurückkehrte, galt er aufgrund seiner Kritik an ungenügender „Entnazifizierung“ als „Nestbeschmutzer“. Seine gesammelten Werke erschienen in der DDR. Leonhard Frank starb 1961 in München.
Bei der Gedenkveranstaltung im Landauer Rathaus lasen Elke Moning und Hans Martin Rieger aus Franks letztem, autobiografischem Roman „Links, wo das Herz ist“. Die musikalische Begleitung übernahm Frank Bungartz.
Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron zeigte sich tief ergriffen von der Lesung, die die Veranstalter unter den Titel „Leonhard Frank, Pazifist aus Erfahrung“ gestellt hatten. „Auch in Landau verbrannten am 10. Mai 1933 die Anhängerinnen und Anhänger des NS-Regimes die Werke großartiger und vor allem kritischer Geister“, erinnerte der Kulturdezernent. „Umso wichtiger ist es, die Erinnerung an dieses düstere Kapitel deutscher Geschichte auch in unserer Stadt wachzuhalten. Mein ausdrücklicher Dank gilt dem Verein für Volksbildung und Jugendpflege gemeinsam mit dessen Mitveranstaltern, die mit der szenischen Lesung einen weiteren bedeutsamen Beitrag zur Erinnerungsarbeit in unserer Stadt geleistet haben.“
Besonders bewegend: Im Anschluss an die szenische Lesung ergriff der Enkel Leonhard Franks das Wort und dankte den Veranstaltern ebenfalls für deren Hommage an das Leben und Werk seines Großvaters. Er war dafür eigens aus Luxemburg angereist.
Für Dr. Ingenthron sind Veranstaltungen wie diese gerade in der heutigen Zeit von besonderer Bedeutung. „Angesichts nationalstaatlicher und fremdenfeindlicher Tendenzen in vielen europäischen Staaten müssen wir wachsam und wehrhaft bleiben, damit sich die Schrecken der Jahre 1933 bis 1945 nicht wiederholen können“, so der Kulturdezernent auch mit Blick auf die jüngste Zusammenkunft rechtspopulistischer Rednerinnen und Redner auf dem Hambacher Schloss – eine Pervertierung der Idee des Hambacher Fests, so die deutlichen Worte Dr. Ingenthrons.