Lambrecht – Alle fünf Jahre werden in der ehemaligen Tuchmacherstadt an Pfingsten die Geißbock-Festspiele aufgeführt. Im Jahr 2018 ist es wieder soweit: an zwei Tagen werden die Festspiele gezeigt, wieder von über 100 Mitwirkenden. Am heutigen Pfingstsonntag fand die erste Aufführung statt.
Am Morgen und in der Mittagszeit regnete es und die Veranstaltung war kurz vor der Absage. Doch Stadt Lambrecht, Verkehrsverein Lambrecht und Regisseur Günter Lauer entschieden sich kurzfristig für den Spielbeginn, mit 20-minütiger Verspätung. Vorher wurde die Bühne mit Abziehern und Laubbläsern vom störenden Nass befreit.
Beim Bild 1 werden die Besucher ins 10. Jahrhundert entführt. Das Kloster St. Lambrecht wurde gegründet.
Bild 2 handelt von einer Klosterschule, in der Klosterschülerin Adelheit mit dem wilden Ritter Heinrich von der nahen Spangenburg floh.
Die Bürgermeister von St. Lambrecht und Deidesheim tragen ihren Streit um die Weiderechte im Deidesheimer Wald Kaiser Ruprecht vor, der die beiden beruhigte (Bild 3).
In Bild 4 führt der Schultheiß von St. Lambrecht die wallonischen Neubürger vor Kurfürst Friedrich III. und den Pfalzgrafen Johann Casimir und bat um Asyl für die wallonischen Flüchtlinge.
Krieg, Hunger und Pest werden im Bild 5 dramatisch dargestellt (Günter Lauer, Toni Braun und Christine Bertram). Eine Szene mit Landsknechten und einem Wirt zeigt, was die Menschen im Dreißigjährigen Krieg erdulden mussten. Das Bild klingt aus mit einer frohen Friedensszene.
Bild 6: Der Franzosenkaiser Napoleon I. und sein Minister entscheiden im Feldlager in Burgos (Spanien) über die Beschwerde von Deidesheim, dass St. Lambrecht den Tributbock weiterliefern muss, und zwar „un bouc bien cornu et bien capable“.
In köstlichem Pfälzer Dialekt geht es in Bild 7 um die Beauftragung des jüngsten Lambrechter Bürgers mit der Lieferung des Tributbockes nach Deidesheim. Dabei will ihn seine jungangetraute Gattin begleiten, was dazu führt, dass neuerdings beide Eheleute den Bock führen.
Bild 8: Ehepaar und Bock erleben in Deidesheim bittere Enttäuschung, denn der Rat der Weinstadt verweigert die Annahme des Geißbock, weil er nach Sonnenaufgang angekommen ist und zweitens nicht den Vorschriften entspreche. Es gibt einen heftigen Disput mit köstlichen Einzelszenen echten Pfälzer Humors.
Für die Aufführung am morgigen Pfingstmontag (Beginn: 14 Uhr, Bewirtung ab 11 Uhr) sind Sonne und Temperaturen von 23 Grad vorhergesagt. Am Ende des Geißbock-Festspiels wird der 615. Tributbock durch den Bürgermeister der Stadt Lambrecht, Karl-Günter Müller, an das jüngst getraute Ehepaar übergeben. Diese führen Bock Maximilian I. am Dienstag nach Pfingsten nach Deidesheim. Start ist um 5:30 Uhr ab Friedrich Ebert-Platz.