Mannheim – Staunende Gesichter und Ausrufe der Begeisterung: Überaus positiv wurde die neue Kunsthalle Mannheim gestern aufgenommen. Nach dreijähriger Bauzeit eröffnete das Mannheimer Kunstmuseum am Freitagabend, 01. Juni 2018, mit einer Neuinszenierung ihrer Sammlungen und der Ausstellung „JEFF WALL. APPEARANCE“.
7.500 Interessierte stürmten ab 18 Uhr das Atrium und die Kuben des Neubaus sowie die Galerieräume im Jugendstilbau. Um 19 Uhr begrüßte Dr. Peter Kurz, Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, unter anderem den kanadischen Fotokünstler Jeff Wall sowie Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg. Als Ehrengäste waren die Tochter des Gründungsdirektors Fritz Wichert aus New York zu Gast sowie Angehörige von Mannheimer jüdischen Sammlerfamilien, die die Kunsthalle förderten.
„Der einzigartige Baukomplex ist von höchster städtebauliche Bedeutung und steht für ein zukunftsfähiges Museumskonzept. Die Kunsthalle Mannheim will sich deutschlandweit und international als demokratisches Museum neu erfinden und ein öffentlicher Ort der Begegnung und des Austauschs freier Bürger werden“, erklärt Dr. Peter Kurz. „Durch den beispielhaften Schulterschluss von privaten Stiftern und öffentlicher Förderung ist hier nicht einfach nur eine Museumserweiterung entstanden, sondern ein außergewöhnlicher Begegnungsort im Zeichen der Kunst.“
Theresia Bauer betonte die Möglichkeiten der Öffnung in die Gesellschaft, die sie in der neuen Kunsthalle geboten sieht: „Die Digitalisierung ist auch für unsere Museen eine der großen Herausforderungen und zugleich Chance: Es ergeben sich Möglichkeiten, die Museen für neue Besuchergruppen zu öffnen – etwa für Kinder und junge Erwachsene, die mit digitalen Technologien aufgewachsen sind und sich tagtäglich über das Netz informieren und austauschen“, so die Kunstministerin, „Die Kunsthalle Mannheim ist mit ihrem neuen Ausstellungskonzept ein Vorbild dafür, wie die Öffnung mithilfe von digitalen Medien gelingen kann.“
Auf ca. 13.000 Quadratmetern Nutzfläche zeigt die Kunsthalle ihr neues Konzept als „Museum in Bewegung“ in einer „Stadt in der Stadt“. Zehn Kuben im Neubau und die historischen Galerien des Jugendstilbaus erwarten die Besucher mit bekannten Meisterwerken und ortsbezogenen Positionen, aber auch mit Sammlungs-ausstellungen zur Provenienzforschung und zur Ausstellungsgeschichte der Kunsthalle. „Die Kunsthalle liegt mitten in der Gesellschaft und ist ein Freiraum für alle. Überraschende Begegnungen mit Kunst und Künstlern aus zwei Jahrhunderten regen den Laiendiskurs über Gott und die Welt an. Bei uns ist Austausch und auch Streit möglich. Die poröse Architektur der „Stadt in der Stadt“ verbindet das „Museum in Bewegung“ direkt mit der Gesellschaft und den Menschen von heute“, erklärt Dr. Ulrike Lorenz, Direktorin der Kunsthalle Mannheim, den neuen Ansatz.
Mit ihrer umfassenden Digitalen Strategie eröffnet die Kunsthalle Mannheim neue Kommunikationskanäle und Möglichkeiten für die Besucher, selbst kreativ zu werden. Collection Wall, Kunsthallen-App und interaktiver Graphiktisch sind aufeinander abgestimmt und bieten spielerische wie forschende Vertiefungsebenen an. Neben den Ausstellungen stellt das ebenfalls neue ProgrammPlus mit Debatten- und Konversationsformaten gesellschaftspolitisch brisante und auch ganz persönliche Fragen in den Mittelpunkt.
Entworfen wurde der Neubau von gmp – Architekten von Gerkan, Marg und Partner. Die weltweit tätige Architektensozietät mit Sitz in Hamburg überzeugte 2012 im internationalen Wettbewerb mit ihrem Konzept einer „Stadt in der Stadt“. Ermöglicht wurde dieses komplexe Großprojekt durch herausragendes privates Engagement sowie die enorme Leistung der Stiftung Kunsthalle Mannheim. Das Gesamtbudget von insgesamt 68,3 Mio. Euro konnte eingehalten werden. Davon wurden 50 Mio. Euro von Dr. h.c. Hans-Werner Hector und Josephine Hector gestiftet; 11,4 Mio. Euro kamen von der Stadt Mannheim, die auch die Realisierung der Außenanlagen übernahm. Darüber hinaus spendeten weitere private Mäzene und Stiftungen für den innovativen Museumsneubau. Die Baden-Württemberg Stiftung investierte 1,85 Mio. Euro in die Digitale Strategie der Kunsthalle.
Die erste programmatische Sonderausstellung „APPEARANCE“ ist Jeff Wall gewidmet, der als Pionier der zeitgenössischen Konzeptfotografie maßgeblich dazu beigetragen hat, Fotografie als gleichberechtigtes Medium in die bildende Kunst einzubringen. „Jeff Wall zeigt in seinen Fotografien die inszenierte Wirklichkeit. Er führt uns die Macht des fotografischen Bildes vor und lässt uns zugleich daran zweifeln. Über die Beobachtung der „Erscheinung“, die Jeff Wall mit seinen Leuchtkästen und Farbabzügen sowie in den Schwarz-Weiß-Bildern ermöglicht, können wir lernen, die Welt und deren Repräsentation im Foto neu wahrzunehmen“, sagt Kurator Dr. Sebastian Baden. „Diese Schule der Wahrnehmung ist bei Jeff Wall begleitet von eindrucksvollen Farben und emotionalen Momenten.“
Die Ausstellung ist eine Koproduktion der Kunsthalle und des Mudam Luxembourg – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean, wo sie ab 05. Oktober 2018 zu sehen sein wird.
Auch Samstag und Sonntag ist die neue Kunsthalle Mannheim bei freiem Eintritt geöffnet – mit Kunst-Stationen, Performances und Künstlergesprächen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.kuma.art.