Dieburg – Anlässlich seines 70-jährigen Bestehens lud der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband am gestrigen Donnerstag, dem 07. Juni 2018, zum dritten Parlamentarischen Abend des Hochschulsports in den Leibnizsaal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Damit feierte der Verband mit Repräsentantinnen und Repräsentanten aus der Politik, dem sportlichen Umfeld und natürlich der Hochschulsportlandschaft sein Jubiläum und stellte wichtige Arbeitsschwerpunkte des Verbands vor.
Der Abend wurde durch den adh-Vorstandsvorsitzenden Jörg Förster und das studentische Vorstandsmitglied Juliane Bötel gemeinsam eröffnet. Stephan Mayer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat richtete ein Grußwort an die rund 140 geladenen Gäste. Er betonte darin, dass es der Politik ein wichtiges Anliegen sei, studentischen Leistungssport zu ermöglichen und zu fördern und gratulierte dem adh zu der positiven Entwicklung im Laufe der vergangenen sieben Jahrzehnte. Er unterstrich, dass sowohl die Unterstützung von Universiade- Entsendungen als auch die Ausrichtung einer Universiade in Deutschland nicht nur Eingang in den aktuellen Koalitionsvertrag gefunden haben, sondern durch die Regierung ausdrücklich gewünscht werden. Eine Ausrichtung der Universiade müsse ein Bestandteil einer mehrjährigen Vorbereitung auf dem Weg zu weitergehenden Zielen, wie der Ausrichtung Olympischer Spiele sein. Eine Durchführung der Universiade in Deutschland, wenn möglich schon in 2025, würde nach Ansicht der Bundesregierung eine Bewerbung um die Ausrichtung Olympischer Spiele für 2032 zielführend unterstützen. In diesem Zusammenhang versicherte er dem adh Unterstützung bei dessen Bemühungen hierhingehend zu.
Durch den Abend führten Luisa Kosok, stellvertretende Leiterin des Hochschulsports der Uni Bielefeld und Dr. Arne Göring, stellvertretender Leiter des Hochschulsports der Uni Göttingen. Sie präsentierten einen Überblick der Themen und Schwerpunkte der Arbeit des adh und seiner Mitglieder. Den Anfang machte Prof. Dr. Walther Tröger (ehemaliger adh-Generalsekretär und Ehrenmitglied im IOC) mit einem Einblick in die historische Entwicklung des adh. „Wir haben Pionierarbeit geleistet und von Beginn an immer schon politisch gedacht“, berichtete er von den Anfängen des Verbands. Mit spannenden Details aus seiner eigenen sportlichen Entwicklung begeisterte er die Zuhörerinnen und Zuhörer. „Ich wollte spielen, mitmachen und auch Leistung bringen.“
Ebba Koglin (Leiterin des Hochschulsports der Uni Osnabrück) und Thomas Woll (Leiter des Hochschulsports der TU Kaiserslautern) diskutierten im Anschluss über die Themen Bildung und Gesundheit. Dabei stellte Woll heraus, welch wichtige Rolle besonders Gesundheitsmanagement spielt, um den Hochschulsport am eigenen Standort zu positionieren und mit den Lehrstühlen über den Sport hinaus im Sinne des Theorie- Praxis-Transfers zu kooperieren. Die Initiative „Bewegt studieren – Studieren bewegt!“ der Techniker Krankenkasse und des adh hätten dazu in jüngster Vergangenheit einen weiteren Anschub gegeben. Ebba Koglin unterstützte ihn in dieser These und betonte weiterhin: „Der Hochschulsport wächst und professionalisiert sich über die Themen Bildung und Gesundheitsförderung. Mit Projekten wie dem „Pausenexpress“ wird die Kompetenz des Hochschulsports im Betrieblichen Gesundheitsmanagement in den Fokus gerückt und Studierenden wird darüber hinaus ein wunderbares Praxisfeld eröffnet, in dem sie wichtige Erfahrungen sammeln können, zum Beispiel als Übungsleitende.“ Bevor es mit weiteren Podiumsgesprächen weiterging, präsentierten die TU Berlin, die FU Berlin und die HU zu Berlin ein abwechslungsreiches Showprogramm aus Tanz, Akrobatik und Musik.
Mit Ulrike Nasse-Meyfarth (Olympiasiegerin im Hochsprung 1972 und 1984 sowie Universiade-Zweite 1979) und Tobias Simon (Mehrfacher Universiade-Teilnehmer, dabei Gold in der Nordischen Kombination im Team 2015 und Silber im Einzel 2017) standen im Anschluss zwei erfolgreiche Aktive der Deutschen Studierenden-Nationalmannschaft auf der Bühne und diskutierten zum Thema Internationaler Wettkampfsport der Studierenden. Beide berichteten von ihren Erfahrungen bei Universiaden und hoben die tolle Atmosphäre unter den Studierenden verschiedener Disziplinen hervor. „Es ist einmalig, dass man sich auf solch hohem Niveau mit Gleichgesinnten, also anderen Studierenden, messen kann“, sagte Tobias Simon. Die Doppelbelastung durch Spitzensport und Studium habe er nur meistern können, da er durch die Hochschule Furtwangen (Partnerhochschule des Spitzensports) unterstützt wurde. „Die Teilnahmen an drei Universiaden haben einen großen Stellenwert in meiner sportlichen Karriere und ich bin sehr dankbar, dass ich das erleben durfte“ resümierte er und appellierte gleichzeitig an die Hochschulen, studierende Spitzensportlerinnen und -sportler noch stärker zu unterstützen und zu fördern.
Den Abschluss der Podiumsgespräche bildeten der adh-Vorstandsvorsitzende Jörg Förster, Geschäftsführer des Hochschulsport Hamburg, Dr. Petra Bischoff-Krenzien, Leiterin des Hochschulsports der Uni Potsdam und Moritz Belmann, Mitglied der Student Commission der European University Sports Association (EUSA). Die drei benannten Herausforderungen für die Zukunft des Hochschulsports und des Verbands, wobei auch hier die Förderung der Dualen Karriere von studierenden Athletinnen und Athleten zunächst im Blickpunkt stand. Jörg Förster betonte die Pionierarbeit, die der adh bereits seit 1999 mit dem Projekt „Partnerhochschule des Spitzensports“ für die Vereinbarkeit von Studium und Leistungssport gemeinsam mit seinen Partnern – dabei vor allem den Olympiastützpunkten und Hochschulen – geleistet hat. Das Projekt hat diese doppelte Herausforderung für die Athletinnen und Athleten in die Wahrnehmung von Politik und Bildungssystem gerückt und dazu beigetragen, dass Bekenntnisse von Hochschulrektorenkonferenz und Kultusministerkonferenz zur Unterstützung der Dualen Karriere erreicht und die Profilquote in für den Zugang zum Studium eingeführt wurde. Auch die neue Bundesregierung hat sich dazu bekannt, dass hier Lösungen gefunden werden müssen, die beides ermöglichen.
In einem angeregten Gespräch zeigte sich, dass die Themen der Vergangenheit auch in der Zukunft enorme Wichtigkeit haben. So untermauerte Petra Bischoff-Krenzien die Bedeutung einer zielgerichteten Gesundheitsförderung an Hochschulen und Moritz Belmann erläuterte die Herausforderungen, (studentisches) Engagement weiter zu fördern und zu fordern. Die drei Podiumsgäste sprachen sich für eine Vertiefung verschiedener Partnerschaften auf nationaler und internationaler Ebene aus. Zum Abschluss nahm der adh-Vorstandsvorsitzende den Ball, den der parlamentarische Staatssekretär Stephan Mayer dem Verband in Sachen Universiade zugespielt hatte, erneut auf und stellte heraus, welche Perspektiven sich mit einer Universiade-Ausrichtung für den Verband aber eben auch für den Sport in Deutschland insgesamt verbinden. „Wir werden uns dieser Herausforderung stellen“, sagte er der Politik und natürlich den Gästen zu.
Nach diesen vielfältigen inhaltlichen Einblicken bekamen die Gäste des dritten Parlamentarischen Abends des Hochschulsports die Möglichkeit in den Austausch zu treten und sich an verschiedenen Themenständen weitergehend über die Arbeit des adh zu informieren.