Worms – „Der Wormser Dom wirkt auf mich wie ein Fels in der Brandung.“ Das betonte der frühere Bundespräsident Joachim Gauck am Samstagabend, 9. Juni 2018, in seiner Rede beim Festakt zum Jubiläum des Wormser Domes. Das Motto „Aufgeschlossen“ zum Domjubiläum „verstehen die am besten, die es auf ihr Herz beziehen“, sagte Gauck bei der Feierstunde im Dom, die am Weihetag des Domes vor 1.000 Jahren stattfand. Zusammen mit dem Pontifikalamt am Sonntag, 10. Juni, mit dem Mainzer Bischof Peter Kohlgraf bildet sie den Höhepunkt des Jubiläums „1.000 Jahre Wormser Dom“.
Der Dom solle „ein offener und weiter Raum des Lebens sein, in dem die Sehnsüchte und Fragen dem Menschen gedeihen und blühen können“, sagte der frühere Bundespräsident. Er erinnerte daran, dass die Kirchen in der DDR „Orte waren, in denen eine Gegenkultur zur Staatsideologie gelebt wurde. Kirchen waren lebendige Gemeinden, die sich für das Gemeinwesen verantwortlich fühlten.“ Gauck mahnte auch zu einem „Bekenntnis zu Europa“. Wörtlich sagte er: „Wir brauchen eine Bereitschaft, wieder etwas zu riskieren für dieses Europa.“ Als Zusammenschluss sei Europa „zukunftssichernd, ausgleichend und friedensstiftend“.
Kohlgraf: Der Dom ist das Herz einer lebendigen Gemeinde
„Ohne Zweifel hat Bischof Burchard mit seinem Dom etwas geschaffen, das auch für uns heute von Bedeutung ist“, betonte Bischof Kohlgraf in seinem Grußwort. „Seit 1.000 Jahren ist er das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt Worms. Und bei allem was sich in und um den Dom in 1.000 Jahren zugetragen hat – der Dom ist dabei immer das geblieben, wofür er in erster Linie gebaut wurde: Ein sichtbarer Ausdruck der Verehrung Gottes, ein Ort des Gebetes und des Gottesdienstes. Das ist der Dom auch heute, nach 1.000 Jahren: Er ist das Herz einer lebendigen Gemeinde, die sich hier zum Gottesdienst versammelt, ein Ort, den Menschen aufsuchen, um innezuhalten, um zu beten. Und ich glaube, auch Menschen, die den Dom wegen seiner kulturhistorischen Bedeutung und seiner Schönheit besuchen, ahnen, dass er einst für einen Höheren erbaut wurde.“
Wörtlich sagte Kohlgraf: „Den Dom und seine Geschichte heute zu erschließen, darum geht natürlich in diesem Jubiläumsjahr. Aber der Dom ist kein Museum. Die Begegnung mit der Vergangenheit ist auch die Begegnung mit den Menschen, die vor uns geglaubt haben und die in diesem Bauwerk die Spuren ihrer Gottsuche und ihres Glaubens hinterlassen haben. Die Erinnerung an den Dombau vor 1.000 Jahren ist zudem eine Einladung darüber nachzudenken, welche Kirche wir heute ‚bauen’ wollen – wie wir heute Kirche sein wollen. Das Motto ‚Aufgeschlossen’ ist dafür ein gutes Wort: Aufgeschlossen für die Botschaft des Evangeliums und aufgeschlossen für die Menschen heute, für alle Menschen, vor allem für die Ausgeschlossenen, um ihnen die Gegenwart Gottes heute aufzuschließen; um sie aufgeschlossen zu machen für Gott und aufgeschlossen füreinander. Was das bedeutet, das wird uns über dieses Jubiläumsjahr hinaus beschäftigen.“
Kohlgraf dankte der Domgemeinde, dem Dekanat Worms und der Stadt Worms, für ihr großes Engagement beim Jubiläum: „Die Aktivitäten zeigen, wie lebendig und bunt unsere Kirche ist.“ Der Bischof würdigte außerdem, dass das Jubiläum in ökumenischer Verbundenheit begangen wurde und erinnerte daran, dass die „Geschichte von Dom und Stadt Worms auch mit der Erinnerung an die bedeutende jüdische Gemeinde hier verbunden sein muss“.
„Im kulturellen Erbe des Landes Rheinland-Pfalz nimmt der Wormser Dom einen herausragenden Platz ein“, sagte der rheinland-pfälzische Staatsminister Professor Konrad Wolf. Er sei weit mehr als „ein Zeugnis europäischer Architekturgeschichte“, sondern sei auch „Dreh- und Angelpunkt der Reichs- und Kirchengeschichte gewesen“, sagte Wolf. „Der Dom ist als steinernes Monument das Wahrzeichen dieser Stadt“, betonte der Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel. Er wies darauf hin, dass die Stadt Worms es keinem anderen Bauwerk gestatte, höher zu bauen als der Wormser Dom. Mit Propst Tobias Schäfer habe die Dompfarrei einen Propst, „der mitten in der Gemeinde steht“, sagte Kissel. Und weiter: „Lieber Tobias Schäfer, sie sind ein Glücksfall für diese Gemeinde.“
Die Begrüßung im vollbesetzten Wormser Dom hatte Propst Schäfer übernommen. Er ging darin auf die Geschichte des Bauwerkes ein und hob hervor, „dass der Dom unbestritten die Krone der Stadt ist, die er mit seinen Türmen überragt“. Am Ende des Festaktes trug sich Joachim Gauck gemeinsam mit Bischof Kohlgraf, Staatsminister Wolf und Propst Schäfer in das Goldene Buch der Stadt Worms ein. Musikalisch gestaltet wurde der Festakt von den Wormser Dombläsern unter der Leitung von Volker Günther und Domkantor Dan Zerfraß an der Schwalbennestorgel des Domes.