Mannheim – Betreuungsplätze in Kindertagesstätten, der Ausbau der Schulsozialarbeit sowie Schulsanierungen waren wesentliche Themen, mit denen sich der Ausschuss für Bildung, Gesundheit, Schulbeirat und Jugendhilfeausschuss in seiner gestrigen Sitzung beschäftigte.
Tagesbetreuung für Kinder
Mit einer Informationsvorlage informiert die Verwaltung regelmäßig vierteljährlich transparent über die aktuelle Nachfragesituation nach Betreuungsplätzen. „Für die Stadt Mannheim ist es ein besonders wichtiges Ziel, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu stärken. Deshalb hat der Gemeinderat in seiner Etatsitzung beschlossen, die Betreuungsangebote in Kitas weiter auszubauen“, informierte Bürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb zu Beginn. Dabei soll ein besonderer Schwerpunkt auf Ganztagesplätze und Ganztagsschulen gelegt werden. Allein bis 2021 sollen 21 neue Krippen- und 27,5 neue Kindergartengruppen mit insgesamt 210 Krippen- und 550 Kindergartenplätzen entstehen, die Stadt investiert hier einschließlich der Mittel für die anstehenden Sanierungen knapp 30 Millionen Euro.
Wie aus der Vorlage ersichtlich, lässt sich generell bei allen Betreuungsformen feststellen, dass Regelplätze in Kitas kaum noch nachgefragt werden, während die meisten Eltern eine Ganztagesbetreuung für ihr Kind suchen. Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern, soll die Ganztagesquote in Kindergärten im nächsten Schritt von derzeit 52,5 Prozent auf rund 60 Prozent ausgebaut werden.
Kindergärten
Die Versorgungsquote bei den Kindergartenplätzen liegt derzeit bei 89,8 Prozent stadtweit und soll auf 94,8 Prozent im Jahr 2021 steigen. Zum Stichtag 01.04.2018 wurde stadtweit für 1.368 Kinder ein Kindergartenplatz nachgefragt. 900 Kinder konnten unverzüglich einen Kindergartenplatz erhalten. 253 Kinder haben zum Stichtag zunächst noch keinen Kindergartenplatz. Für 215 Kinder besteht ein Wechselwunsch in eine andere Betreuungsform oder Einrichtung. Der Anzahl an unversorgten Kindern und Kindern mit einem Wechselwunsch stehen derzeit 78 von den Einrichtungen gemeldete freie Plätze gegenüber. Rein rechnerisch konnten somit 175 Kinder zum Stichtag 1.4.2018 noch nicht mit einem Betreuungsplatz im Kindergarten versorgt werden.
Dem stehen aktuell der im letzten Doppelhaushalt vorgenommene Ausbau der Betreuung und die Einrichtung von 210 neuen Kiga-Plätzen im neuen Kindergartenjahr gegenüber, über die die Verwaltung informierte: Ab September wird sich voraussichtlich die Situation entspannen, sobald die neuen Kindergartengruppen (Neuostheim: vier Gruppen Active Kids, zwei Gruppen Ökumenisches Kinderhaus, das entspricht 120 Plätzen) in Betrieb gehen. Ferner entstehen 10 zusätzliche Plätze in Neckarau.
Auch für die angespannte Kinderbetreuungssituation auf dem Lindenhof zeichnet sich eine Lösung ab: Auf einer Grünfläche an der Ecke Landteilstraße/Waldparkstraße könnte ein neuer Kindergarten mit vier Gruppen, also 80 Plätzen, gebaut werden. Derzeit prüfen die entsprechenden Fachbereiche verwaltungsintern, wie ein Bau auf der Fläche realisiert werden könnte. Um die Kindergartensituation schnell entspannen zu können, sollen zwei „Draußengruppen“ für Kindergartenkinder mit insgesamt 40 Plätzen – das sind Gruppen mit einem speziellen pädagogischen Konzept, die nicht in einem festen Gebäude beheimatet sind, wie z.B. Waldgruppen, Wiesengruppen, mit Bauwagen, Blockhütten usw. – bis zum Beginn des kommenden Jahres geschaffen werden. Damit werden im Rahmen des Doppelhaushaltes die Voraussetzungen für insgesamt 120 neue Plätze für den Lindenhof entstehen.
In Käfertal wird Anfang 2019 das evangelische Kinderhaus auf Franklin mit zwei Kindergartengruppen und einer Krippengruppe in Betrieb gehen. Auf Benjamin-Franklin entstehen im neuen Kindergartenjahr somit 40 zusätzliche Kindergarten-Plätze. Sie tragen ebenfalls zur weiteren Entspannung der stadtweiten Situation bei. Denn auch diese Kindergartenplätze stehen allen Mannheimer Kindern zur Verfügung, unabhängig davon, in welchem Planungsgebiet sie wohnen.
Aktuell bereitet die Fachverwaltung eine Beschlussfassung der konkretisierten Ausbauplanung für den nächsten Jugendhilfeausschuss und den Gemeinderat vor.
Krippenplätze
Zum 01.04.2018 wurde laut der Informationsvorlage für 712 Kinder ein Krippenplatz gesucht. 408 Kinder konnten unverzüglich einen Krippenplatz erhalten. 304 Kinder sind aktuell noch unversorgt. Den noch unversorgten Kindern stehen allerdings 172 freie Plätze (davon 72 von den Einrichtungen gemeldete freie Krippenplätze und 100 freie Plätze in der Kindertagespflege) gegenüber.
Ab Mai dieses Jahres wurde eine weitere Krippengruppe mit zehn Plätzen in Käfertal in Betrieb genommen. Zudem können in Käfertal weitere zehn Plätze kurzfristig in Betrieb genommen werden. Sie werden bisher trotz stadtweit unversorgter Kinder noch nicht nachgefragt. Sobald Eltern bereit sind, diese Plätze anzunehmen, erfolgt die Inbetriebnahme. Die Plätze stehen so wie alle anderen Plätze auch, allen Mannheimer Kindern zur Verfügung, unabhängig davon, in welchem Planungsgebiet sie wohnen. Mit der Inbetriebnahme von weiteren zehn inzwischen in die Realisierung gebrachten Plätzen stehen somit insgesamt weitere 30 Betreuungsplätze zur Verfügung.
Die Versorgungsquote an Plätzen für unter Dreijährige liegt bei knapp 35 %. Im Laufe des nächsten Kindergartenjahres entstehen weitere zehn Plätze auf Benjamin Franklin. Bis 2021 sollen insgesamt 21 neue Krippengruppen mit 210 Plätzen entstehen. Erfahrungen aus dem engen Kontakt mit Eltern und Trägern zeigen, dass es im Krippenbereich bis zum Beginn des Kindergartenjahres im September noch viel Bewegung gibt.
Investitionen für Mannheimer Schulen
Die Stadt Mannheim will in den kommenden vier Jahren mehr als 124 Millionen Euro in ihre Schulen investieren. Davon sollen bis zu 20 Millionen Euro aus Zuschüssen von Bund und Land kommen. In seiner Sitzung im März hatte der Gemeinderat den Weg hierfür geebnet.
„Das vom Gemeinderat beschlossene Investitionsprogramm ermöglicht es, noch schneller beim Schulausbau und den Sanierungen voranzukommen und somit bessere Lernbedingungen für Mannheimer Schülerinnen und Schüler zu schaffen – womit auch ein wichtiger Beitrag für mehr Bildungsgerechtigkeit einhergeht“, erläuterte Freundlieb.
Ausgehend von den vom Gemeinderat verabschiedeten Rahmenvorgaben legte die Verwaltung nun konkrete Maßnahmenbeschlüsse inklusive einer detaillierten Kostenplanung vor, denen der Bildungsausschuss zustimmte.
Für einzelne Schulen bestehen bereits die erforderlichen Aufträge an die BBS oder bereits verabschiedete Vorlagen berechtigen zum Abschluss entsprechender Planungsverträge.
Aufträge an die BBS liegen bereits für folgende Schulbauvorhaben vor:
- Elisabeth-Gymnasium, Planung Brandschutz
- Friedrich-Ebert-Schule, Umsetzung Generalsanierung und Ausbau zur Ganztagesschule (GTS)
- Heinrich-Lanz-Schule – Brandschutz
- Pestalozzi-Schule, Planung Generalsanierung
- Schillerschule, Planung Generalsanierung und Ausbau als GTS
Für folgende Maßnahmen wurden neue Planungsaufträge an die BBS erteilt:
- Moll-Gymnasium, Fassadensanierung, Erweiterung um EDV-Vernetzung
- Waldhofschule, Sanierung der Gebäudehülle
Für folgende Schulen waren noch Maßnahmenbeschlüsse erforderlich, denen der Bildungs- und Schulbeirat nun zustimmten:
- Carl-Benz-Schule – Dachsanierung mit einem Kostenvolumen von 3,3 Millionen Euro.
- Friedrich-List-Schule – Sanierung Dach, Gebäudehülle, Fenster, Verschattung und Sandsteinfassade (7,6 Millionen Euro)
- Gretje-Ahlrichs-Schule – Umsetzung des zweiten Bauabschnitts bestehend aus Mensa und Sporthalle (8,6 Millionen Euro)
- Helene-Lange-Schule – Dachsanierung (0,7 Millionen Euro)
- Johannes-Kepler-Schule – Umsetzung des Ausbaus zur Gemeinschaftsschule und damit verbunden Brandschutzsanierung und Sanierung der Sandsteinfassade (8,5 Millionen Euro)
- Justus-von-Liebig-Schule – Außerordentliche Instandsetzung (7,8 Millionen Euro)
- Ludwig-Frank-Gymnasium – Umsetzung von Brandschutzmaßnahmen (4,2 Millionen Euro)
Ferner wurden die im Doppelhaushalt 2018/2019 zur Verfügung stehenden Planungsmittel (8,4 Millionen Euro) auf folgende Schulen verteilt:
- Berufliche Schulen an der Neckaruferbebauung – Machbarkeitsstudie inklusive Kostenaussage zur Sanierung der Carl-Benz, Heinrich-Lanz I, II und Werner-von-Siemens-Schule
- Alfred-Delp-Schule/Waldschule – Prüfung eines Ersatzneubaus mit der Option einer Zusammenlegung der beiden Standorte
- Geschwister-Scholl-Schulen – Ersatzneubau
Zudem wurden Beschlüsse für die Planungen der Schulen auf den Konversionsflächen auf Benjamin-Franklin sowie Spinelli gefasst.
Ausbau der Schulsozialarbeit
Der Gemeinderat hatte im Rahmen der Etatberatungen 2016/17 und 2018/19 zusätzliche Mittel für einen zügigen Ausbau der Schulsozialarbeit zur Verfügung gestellt. Ab 2018 wurden jährlich zusätzliche Finanzmittel für 1,5 Vollzeit-Stellenanteile bereitgestellt. Aus den Etatberatungen 2016/2017 stehen noch Gelder für zwei Vollzeit-Stellenanteile zur Verfügung, so dass insgesamt 3,5 Vollzeit-Stellenanteile bewilligt wurden.
Zum Schuljahr 2017/2018 wurden entsprechend der Vergabesystematik drei weitere neue Stellen in der Schulsozialarbeit eingerichtet und eine Erweiterung des pädagogischen Fachdienstes vorgenommen.
Bei der weiteren Einrichtung von Schulsozialarbeit wird an einer dreistufigen Priorisierung mit Blick auf den Unterstützungsbedarfs der einzelnen Schulformen festgehalten:
- Prioritätsstufe 1 gilt für verbindliche Ganztagsgrundschulen und gebundene Werkrealschulen. Diese sind inzwischen alle mit Schulsozialarbeit versorgt.
- Prioritätsstufe 2 ist für Grund- und Werkrealschulen im Sozialraum 4 und 5 vorgesehen, diese sind zwischenzeitlich ebenfalls alle mit Schulsozialarbeit versorgt.
- Prioritätsstufe 3 gilt für alle öffentlichen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen mit einem Ranking je nach Sozialraumtypologie beziehungsweise der Herkunft der Schülerinnen und Schüler.
Dem entsprechend beschloss der Bildungsausschuss, dass zum Schuljahr 2018/19 zwei neue Stellen an der Herrmann-Gutzmann SBBZ und Maria-Montessori SBBZ mit jeweils 0,5 Stellenanteilen eingerichtet werden sowie an der Waldschule Werkrealschule eine Aufstockung um 0,25 Stellenanteilen erfolgt.
Das Gremium beschloss ferner, dass von den bewilligten 3,5 Vollzeit-Stellenanteilen einmalig 2,25 Stellenanteile als „Mobile Schulsozialarbeit“ ausgestaltet werden sollen. Dabei werden vorrangig solchen Schulen Beratungs- und Unterstützungsangebote angeboten, die bislang noch nicht durch Schulsozialarbeit unterstützt werden können, um dem dringenden aktuellen Bedarf der Schulen zu entsprechen.
Neben der Einrichtung von neuen Stellen in der Schulsozialarbeit zum Schuljahr 2018/2019 wird die Verwaltung gemäß des Beschlusses auch die Erweiterung des pädagogischen Fachdienstes in der Schulsozialarbeit um 0,25 Stellenanteile fortführen.