Worms – Die Unterschrift wurde unter den Vertrag gesetzt, über den seit mehr als zweieinhalb Jahren intensiv verhandelt wurde. Der sogenannte Konsortialvertrag fixiert die Fusion der Wormser EWR AG und der Alzeyer e-rp GmbH. Hinter der EWR AG stehen die Stadt Worms und die innogy SE, hinter der e-rp GmbH die Stadt Alzey, die Verbandsgemeinde Alzey-Land, die Stadt Kirchheimbolanden und die Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden-Land, der Zweckverband Nieder-Olm und die Thüga Aktiengesellschaft.
„Wir freuen uns sehr, dieses historisch wichtige, große Projekt erfolgreich über die Ziellinie zu bringen“, sagt der Wormser Oberbürgermeister und EWR-Aufsichtsratsvorsitzende Michael Kissel. Er arbeitet gemeinsam mit seinem politischen Nachbarn, dem Bürgermeister von Alzey und Aufsichtsratsvorsitzenden der e-rp GmbH, Christoph Burkhard, seit Jahren aktiv daran, dass die Region energiepolitisch weiter zusammenwächst. Mit dem sogenannten „Projekt Nibelungen“ – so der Arbeitstitel – wollen die beiden regionalen Energieunternehmen gemeinsam den Herausforderungen der Zukunft begegnen. „Mit der Fusion werden beide Unternehmen für die Zukunft gestärkt und können gemeinsam im hart umkämpften Energiemarkt auftreten“, erklärte Oberbürgermeister Michael Kissel. Beide Partner sind historisch gewachsen in der Energieversorgung der Region und haben in Rheinhessen sowie in der angrenzenden Pfalz und im hessischen Ried starke Wurzeln bei sich überschneidenden Geschäftsfeldern und Marktgebieten. „Da lag es auf der Hand, miteinander zu reden“, so Bürgermeister Burkhard, der den Zusammenschluss sehr begrüßt: „Wir wollen die Wertschöpfung der Unternehmen nachhaltig in der Region halten und uns lieber gegenseitig stärken anstatt im Wettbewerb zu schwächen.“ Dass dies einer der entscheidenden Gründe für die Fusion beider Häuser war, unterstreicht Oberbürgermeister Kissel: „Dieser Zusammenschluss sollte deshalb auch Vorbild für weitere Kooperationen in der Region sein“.
Kommunale Mehrheit
Im Ergebnis wird der Zusammenschluss der beiden Unternehmen dazu führen, dass die Kommunen mehrheitlicher Anteilseigner werden, wofür die kommunalen e-rp-Gesellschafter Anteile am Unternehmen erwerben und zukünftig knapp 18 Prozent der Aktien halten. Die Stadt Worms ist mit rund 32 Prozent beteiligt. Strategisch wichtige Partner sind auch zukünftig innogy und Thüga als Gesellschafter im fusionierten Unternehmen. „Kooperationen und Beteiligungen gewinnen im immer komplexer werdenden Energiemarkt weiter an Bedeutung. Wir verstehen unsere Rolle unter anderem darin, an der Seite der neuen EWR AG unser energiewirtschaftliches Know-how einzubringen“, erklärte Michael Riechel, Vorsitzender des Vorstands der Thüga, die ihren Sitz in München hat. Thüga und innogy teilen sich hälftig 50 Prozent minus eine Aktie des neuen Unternehmens und machen über Anteilsverkäufe die kommunale Mehrheit von einer Aktie überhaupt erst möglich. „Die vielfältigen Herausforderungen der Energiewende und die steigende Komplexität des Energiegeschäftes stellen die Unternehmen vor zunehmende Herausforderungen. Daher ist es sinnvoll, Kräfte zu bündeln und Synergien zu nutzen“, so Bernd Böddeling, Bereichsvorstand vom Essener Energiekonzern innogy.
Im Fusionsprozess wird die e-rp GmbH gesellschaftsrechtlich aufgelöst und mit der EWR AG verschmolzen. Dafür werden in den kommenden Monaten verschiedene gesellschaftsrechtliche Transaktionsschritte ausgelöst. Der rechtsgültige Termin der Fusion wird dann Ende Oktober/Anfang November sein. Bis dahin wirken die EWR AG und die e-rp GmbH weiter als Einzelunternehmen. „Für unsere Kunden wird sich erst einmal nichts ändern“, unterstreicht Bürgermeister Burkhard. „Zukünftig sind einige positive Entwicklungen zu erwarten: Für Kunden werden mehr Standorte und ein insgesamt größeres Produktportfolio mit noch besseren Produkten und Services zur Verfügung stehen“, ergänzt sein Kollege Hartmüller, Bürgermeister der Stadt Kirchheimbolanden.
Verwaltungssitz Worms, Sitz der Netzgesellschaft in Alzey
Eine Garantie gibt es für die Mitarbeiter: Es wird keine Entlassungen aufgrund der Verschmelzung geben. Personelle Synergien werden ausschließlich über die normale Fluktuation gehoben. „Darüber bestand in den Verhandlungen bei allen Gesellschaftern von Beginn an Einigkeit“, betonen neben den beiden aufsichtsratsführenden Bürgermeistern auch Bürgermeister Klaus Hartmüller aus Kirchheimbolanden einmütig. Auch deshalb stehen die Betriebsräte aus beiden Häusern hinter dem Beschluss: „Für die Mitarbeiter beider Unternehmen bedeutet die Fusion Sicherheit in Bezug auf ihre Zukunft. Wir stärken das neue Unternehmen und können damit Arbeitsplätze in der Region halten und garantieren“, so die beiden Betriebsratsvorsitzenden Norbert Hess und Sina Hirschel. Insgesamt werden im neuen Unternehmen etwa 640 Mitarbeiter beschäftigt sein.
Das fusionierte Unternehmen wird EWR AG heißen. Neben dem Hauptsitz in Worms, wird die Netzgesellschaft, als größte der Einzelgesellschaften mit etwa der Hälfte aller Mitarbeiter, gemeinsam mit der EWR Neue Energien GmbH in Alzey angesiedelt. Von den zukünftig 21 Mitgliedern des Aufsichtsrates werden neben 7 Vertretern der Arbeitnehmer sowohl die Stadt Worms, als auch die kommunalen Gesellschafter der heutigen e-rp GmbH jeweils 5 Mitglieder stellen. „Mit dem Verhandlungsergebnis können wir äußerst zufrieden sein“, so Bürgermeister Burkhard. „Es stellt eine Besetzung zugunsten der kommunalen Gesellschafter der e-rp GmbH dar.“ Dafür haben innogy und Thüga auf jeweils einen Sitz verzichtet und stellen somit je 2 Mitglieder des Aufsichtsrates. „Zur Stärkung der kommunalen Ausrichtung wird neben dem Aufsichtsrat ein Kommunalbeirat als ergänzendes Gremium gegründet“, erklärt Oberbürgermeister Kissel weiter. Vertreter der Kommunen werden den Aufsichtsrat insbesondere zu kommunalen Themen begleiten. Bis auf jeweils einen Vertreter von innogy und Thüga werden die 17 Mitglieder von den kommunalen Gesellschaftern entsandt.
Neues Führungs-Trio
Geführt wird die neue EWR AG in Zukunft vom EWR Vorstand Stephan Wilhelm, dem derzeitigen e-rp-Geschäftsführer Udo Beckmann und von Dirk Stüdemann als EWR-Vorstandsnachfolger von Günter Reichart. Einig ist sich das neue Führungs-Trio, dass mit der regionalen Bündelung von Ressourcen und Know-how wichtige Weichen für die Zukunft gestellt werden: Neue Geschäftsfelder und Dienstleistungen sollen entstehen und den Energiemarkt in der Region weiterentwickeln. Konsens besteht auch darin, dass sich nach dem Zusammenschluss EWR weiter als wichtigen Teil der Region begreift, durch den ausdrücklichen Verzicht von verschmelzungsbedingten Entlassungen wichtiger Arbeitgeber und Ausbilder bleibt und das bekannte gesellschaftliches Engagement fortsetzen wird.