Karlsruhe – Auch wenn es um Sportangebote für Menschen mit Behinderungen geht, ist die Karlsruher Vereinsinitiative Gesundheitssport (INI) der richtige Ansprechpartner: In ihrem Jahresprogramm trägt sie die Gruppen und Kurse ihrer Mitgliedervereine zusammen, bietet einen Überblick, ist Ansprechpartner für Interessierte, leistet aber auch Hilfestellung, wenn Vereine ein neues inklusives Sportangebot auf die Beine stellen wollen.
Die „Mattenfeger“ der Turnerschaft Durlach sind eine solche Gruppe: In der Sporthalle des Durlacher Pfinzbaus treffen sich immer Samstagvormittags Behinderte und Nichtbehinderte, um gemeinsam Judo zu trainieren. Entstanden ist die Gruppe schon in den 80er Jahren an der Albschule, 2011 wurde sie dann Teil der Turnerschaft. Die Mattenfeger nehmen immer wieder an Wettkämpfen wie den Special Olympics oder dem offenen Landesturnier, das jedes Jahr in Elchesheim stattfindet, teil und freuen sich regelmäßig über große Erfolge.
So sehr auch der Spaß und die Freude im Training an erster Stelle stehen, versuchen die Trainer doch auch mit dem nötigen Ernst an die Sache zu gehen: „Wir vermitteln natürlich die Disziplin, die im Judo so wichtig ist“, sagt Trainer Jochen Ritzmann. So lernen die Sportler zu allererst, wie man die Matte grüßt oder dass man die Matte nur rückwärts verlassen darf. „Dennoch ist das Judo, das wir hier lehren natürlich anders“, so Ritzmann weiter. „Wir verleihen keine Gürtel, gehören keinem Dachverband an. Aber wir versuchen jedem unserer Sportler so viel Technik zu vermitteln, wie er oder sie jeweils individuell umsetzen kann.“ Aber es sei auch gerade diese Herangehensweise, die es schwer mache, nichtbehinderte Sportler auf Dauer in der Gruppe zu halten. „Die streben dann meist sportlich nach mehr und schließen sich irgendwann einer anderen Mannschaft an“, meint er.
Nichtsdestotrotz trainieren immer wieder Menschen ohne Behinderungen bei den Mattenfegern mit, auf der Matte verschwinden die Unterschiede – sie sind nicht mehr wichtig, denn gerade Judo als Sportart vermittelt nicht nur Disziplin, sondern auch Respekt für den Gegner – für jeden Gegner. „Wir machen Integration hier umgekehrt“, sagt Jochen Ritzmann. „Wir versuchen Nichtbehinderte in eine Sportgruppe für Geistigbehinderte einzugliedern, das ist nicht immer einfach, aber meist haben wir viel Spaß miteinander.“
Nach einem Ballspiel zum Aufwärmen geht es im Training heute zu Fall- und Griffübungen auf die Matte, danach werden paarweise Wurftechniken trainiert. Zum Abschluss wird gekämpft, um für Turniere die notwendige Routine zu haben – und weil es Spaß macht. Ritzmann achtet darauf, dass jeder Sportler einen Gegner bekommt, der zu ihm passt, denn das Leistungsniveau ist naturgemäß sehr unterschiedlich.
Geduldig erklärt er jede Technik, wenn es sein muss auch mehrfach. „Wir trainieren hier mit zum Teil Schwerstbehinderten, die wir natürlich auch so gut als möglich in die Gruppe zu integrieren“, sagt Manfred Schramm, selbst Vater eines behinderten Sportlers und Leiter der Mattenfeger-Gruppe. „Es gibt gute und schlechte Tage“, ergänzt er. „Aber wir nehmen es wie es kommt, das lernt man mit der Zeit.“
Um die 20 Sportler sind die „Mattenfeger“ im Moment, Trainier gibt es derzeit drei, es werden aber dringend noch neue gesucht.
Die „Mattenfeger“ trainieren immer samstags von 10 bis 12 Uhr im Durlacher Pfinzbau. Interessenten für einen Schnuppertermin – Sportler und Trainer – melden sich unter Telefon 0721 42402 oder per E-Mail an judo@tsdurlach.de.
Andere Sportangebote für Menschen mit Behinderungen finden sich im Internet unter www.gesundheitssport-karlsruhe.de/Rehabilitation/Behindertensport und in der gedruckten Jahresbroschüre der INI, die in Rathäusern, Apotheken, bei Ärzten und in den Sportvereinen erhältlich ist.