Mannheim – Bruno ist schwer krank. Etliche Operationen am Herzen, den Nieren, der Galle und den Mandeln musste er schon über sich ergehen lassen. Inzwischen ist er jedoch wieder genesen – dank der guten Behandlung von angehenden Ärzten der Universitätsmedizin. Bruno ist ein Teddybär. Seit Dienstag ist er Dauerpatient im „Teddybär-Krankenhaus“, das seit 2001 jährlich ehrenamtlich von Medizinstudenten der medizinischen Fakultät Mannheim im unteren Luisenpark organisiert wird. Kinder können mit ihren kranken Kuscheltieren das Krankenhaus besuchen. Ziel ist es, Kinder an das Thema Gesundheit heranzuführen und ihnen auf spielerische Art und Weise ärztliche Untersuchungen, Behandlungen und den Alltag in einer Klinik näherzubringen, um so ihre Angst vor Ärzten und Krankenhäusern zu reduzieren.
„Umgekehrt ist das Teddykrankenaus aber auch eine wertvolle Erfahrung für die Studierenden“, hob Gesundheitsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb bei ihrem Besuch hervor. „Denn zukünftige Ärzte und Ärztinnen, Rettungskräfte und andere Mitarbeitende hier im Projekt werden in der Entwicklung ihrer Kommunikationskompetenz mit Kinder gefördert und ihre psychologischen Fähigkeiten werden geschult“.
1998 erfolgte durch den Weltärztebund die Deklaration von Ottawa zum Recht des Kindes auf gesundheitliche Versorgung und es wird auf die Entscheidungs- und Selbstbestimmungsfreiheit des Kindes, abhängig von seiner geistige Reife und Entwicklung hingewiesen, führte die Gesundheitsbürgermeisterin aus. „Um die Selbstbestimmung, das Informationsrecht und die Meinungsfreiheit von Kindern und Jugendlichen im Klinikalltag zu gewährleistein, ist eine gute Arzt/Ärztinnen-Patienten-Beziehung notwendig. Daher ist das Besinnen auf eine gute ärztliche Kommunikation mit den Kindern von entscheidender Bedeutung“, so Freundlieb weiter. Das Teddybär-Krankenhaus leiste hierbei einen wichtigen Beitrag und passe hervorragend in das Konzept Mannheims, zu einer „gesunden Stadt“ zu werden, mit dem Ziel, gesundheitsförderlichen Bedingungen für alle Bürgerinnen und Bürger von Kindesbeinen bis zum Alter zu schaffen.
Operation am offenen Herzen
Ganz wie im richtigen Krankenhausalltag muss das Kind zunächst für sein Kuscheltier bei der Anmeldung einen Anamnesebogen mit dessen Namen und Krankheit ausfüllen. Heute gibt es besonders viele Fälle von Arm- und Beinbrüchen, die es zu verarzten gilt. Dann geht es ins Wartezimmer, bevor die kleinen Sorgeberechtigten mit ihren kuscheligen Schützlingen ins Behandlungszimmer gerufen werden. Hier gibt es spezielle MRT- (Magnetresonanztomographie), CT- (Computertomographie) und sonstige Röntgengeräte für jegliche Kuscheltierart. Die gebrochenen Arme und Beine werden untersucht und fachgerecht verbunden.
In der Apotheke können dann Rezepte über Obst und Knochenheil-Müsliriegel eingelöst werden, bevor es in den Operationssaal geht, wo die Kinder – selbstverständlich in entsprechender Spezialbekleidung – den jungen Medizinern bei der Operation von Bruno am offenen Herzen assistieren dürfen. Wenn das alles erledigt ist, werden Mensch und Stofftier noch in Ernährungsfragen geschult und können in einem Zelt des Roten Kreuzes einen echten Rettungswagen anschauen und üben, wie die Notrufnummer gewählt wird. Am Ende erhalten beide eine Urkunde von ihrem „Facharzt für Stofftierheilkunde“, der ihnen bestätigt „bei allen Untersuchungen und Behandlungen mit größter Tapferkeit mitgemacht und so spitzenmäßig zum blitzschnellen Gesundwerden beigetragen“ zu haben.
Rund 80 Kuscheltier-Doktoren haben an den beiden Tagen etwa 900 Kinder aus Kindertagesstätten sowie aufgrund privater Besuche mit ihren Eltern behandelt.