Viernheim – Viernheim ist unter den ersten Kommunen, die in das hessenweite Sicherheitsprogramm „KOMPASS“ aufgenommen wurden. Zuvor gab es Pilotprojekte in vier Modellkommunen. Vorige Woche trafen sich auf Einladung des Polizeipräsidenten Bernhard Lammel Vertreter der Städte Viernheim, Bensheim, Griesheim, Pfungstadt, Rüsselsheim und Michelstadt zur Auftaktveranstaltung im Polizeipräsidium Südhessen in Darmstadt, um sich über die Sicherheitsinitiative „KOMPASS“ näher zu informieren. Die genannten Kommunen wollen an diesem Programm partizipieren. Gemeinsam will man ab sofort passgenaue Sicherheitskonzepte durch die beteiligten Sicherheitspartner Kommune, Polizei, Bürger und weitere gesellschaftliche Akteure erarbeiten und gemeinsam umsetzen.
Erster Stadtrat Jens Bolze steht hinter dieser Aktion und hat die Viernheimer Bewerbung mit vorangetrieben. „Ich freue mich sehr, dass Viernheim den Zuschlag bekommen hat. Jetzt werden Polizei und die Stadt Viernheim gemeinsam vor Ort das Thema Prävention noch intensiver aufgreifen und konkrete Maßnahmen vereinbaren. Auch Bürgerinnen und Bürger sollen miteinbezogen werden. Das Programm sieht eine generelle Verzahnung und enge Kooperation zwischen Stadt und Polizei vor. Uns ist wichtig, dass auf kommunaler Ebene an der Lösung lokaler Probleme zielorientiert gearbeitet wird. Und dabei spielt Prävention eine wichtige Rolle“, betont Bolze. Dabei gehe es hauptsächlich um Schutz vor Wohnungseinbrüchen, Straftaten gegen ältere Menschen, Diebstähle aller Art, häusliche Gewalt, Drogenmissbrauch und anderes mehr.
Bolze sieht Handlungsbedarf, um aufklärend und vorbeugend aktiv werden zu können. „Die Präventionsinitiative „KOMPASS“ des hessischen Innenministers ist auf Nachhaltigkeit angelegt und zielt im Wesentlichen darauf ab, neben der Betreibung von Ursachenforschung auch alle sachdienlichen Quellen (Bürger-APP „Anregungs- und Ereignismanagement“, Bürgerhinweise, gefühlsmäßige Meldungen) aufzugreifen, um insbesondere das sog. „Dunkelfeld“ auszuleuchten“, so Bolze. Alle sollen an einem Strang ziehen: Polizei, Bürger und Kommunen.
Wie sieht die organisatorische Verzahnung und Kooperation konkret aus? Auf der Basis einer Bestandserhebung sollen kommunale Sicherheitsbedürfnisse, Sorgen und Nöte sowie Ängste in der Bevölkerung erfasst, bewertet und im Endergebnis unter Mitwirkung aller wesentlichen Protagonisten (Polizei, Ordnungsbehörde, kommunale Dienstleister, Unternehmen, Seniorenbegegnungsstätte, Schulen, Vereine, Kirchen, Freiw. Feuerwehr, Handwerk) ein passgenaues Lösungsangebot für die jeweilige Kommune unterbreitet werden. „KOMPASS zielt dabei ganz wesentlich auf das Fachwissen, das Know-how, die Einschätzung aber auch die Ressourcen der vorgenannten Protagonisten ab und setzt eine vertrauensvolle Zusammenarbeit im Interesse der Präventionsarbeit voraus“, hebt der für das Ordnungsamt und Stadtpolizei zuständige Dezernent hervor.
Kommunaler Ansprechpartner für „KOMPASS“ wird Volker Klein, Leiter des Ordnungsamtes, sein.
In naher Zukunft stehen die Bildung eines Arbeitsgremiums sowie eine erste kommunale Sicherheitskonferenz auf dem Programm.
„Hauptbestandteil der Sicherheitskonferenz unter Mitwirkung wesentlicher Gruppen und Institutionen wird eine ganzheitliche Situationsanalyse sein, gefolgt von einer Feinanalyse bis hin zu einem Maßnahmenkatalog als Teil des Sicherheitskonzeptes. Weiteres Feintuning und Benchmarking erfolgt dann in einer zweiten Konferenz, die im besten Fall mit dem entsprechenden Berichtswesen zur Verleihung des Zertifikates KOMPASS-Sicherheitssiegel führt“, so Bolze.
Präventionsarbeit soll abschreckende Wirkung haben und Brennpunkte zu entschärfen helfen. In Zukunft wird es auf eine gute Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden im „KOMPASS“-Programm ankommen. Nachhaltige Lösungen von lokalen Problemen sind das eigentliche Ziel, heißt es in einer Pressemitteilung der städtischen Presse- und Informationsstelle.
Zur Information:
Das hessenweite Vorbeugungsprogramm „KOMPASS“ startete im Dezember 2017 in den Modellkommunen Hanau, Maintal, Bad Homburg und Schwalbach. Alle 426 hessischen Städte und Gemeinden konnten sich danach um die Aufnahme bewerben. Wer den Zuschlag erhält, muss verschiedene Maßnahmen der Bürgerbeteiligung durchführen, beispielsweise Bürgersprechstunden, Bürgerversammlungen und Ortstermine. Der Schwerpunkt der „KOMPASS“-Arbeit liegt auf nachhaltiger Prävention.
„Mit KOMPASS schlägt die Polizei Südhessen ein weiteres neues Kapitel in der Sicherheitsstrategie des Landes Hessen auf. Die Polizei will, dass hessische Städte und Gemeinden Probleme vor Ort selbständiger angehen und individuelle Lösungen entwickeln können. Damit nimmt sie die Kommunen auch in die Pflicht und bietet zugleich gezielt Anreize, mehr Verantwortung für die Sicherheit zu übernehmen. Die KOMPASS-Spezialisten der hessischen Polizei stehen dabei eng an der Seite der kommunalen Familie.