Heidelberg – Die deutsche 7er-Rugbynationalmannschaft der Männer hat auch das zweite von insgesamt vier Turnieren der europäischen Sevens Grand Prix Series auf dem zweiten Platz abgeschlossen. Das Team von Bundestrainer Vuyolwetu Zangqua war ungeschlagen bis ins Finale durchmarschiert und musste sich dort – wie schon in Moskau – erneut dem Team aus Irland geschlagen geben. In der Gesamtwertung bleibt Deutschland nach der Hälfte der absolvierten Turniere auf Rang zwei hinter den Iren. Das dritte GPS-Turnier findet am 7. und 8. Juli 2018 in Exeter (ENG) statt.
So ganz glücklich war man im deutschen Team nach dem Turnier nicht: „Wir würden lügen, wenn wir sagen, wir sind zufrieden. Wir sind eher ziemlich enttäuscht wegen dieses Endspiels“ gab DRV-Sportdirektor Manuel Wilhelm zu. „Wir haben dem Gegner zuviel Respekt entgegengebracht. In den vorangegangenen Spielen waren wir im Kopf ganz anders eingestellt. Das wurde in und von der Mannschaft auch schon sehr direkt angesprochen. Da erwarten wir jetzt auch eine Reaktion. Unterm Strick muss man aber konstatieren, dass die Entwicklung dieser Mannschaft sensationell ist. Wir haben das zweite Finale in Folge gespielt in einem Turnier, in dem wir Weltserienteams in Bestbesetzung wie Frankreich, Russland oder England, die Vollprofis sind, hinter uns lassen oder sogar schlagen. Wir haben das Vertrauen darin, dass wir diese Entwicklung noch fortführen können. Wir spielen jetzt in Endspielen, der nächste Schritt ist, Finals zu gewinnen.“
Finale: Irland – Deutschland 49:7 (28:0)
Das Endspiel um den Turniersieg war eine Neuauflage des Finals des ersten GPS-Turniers in Moskau (RUS). Wie damals, so erwischten auch diesmal die Iren den besseren Start, schlugen ein enorm hohes Tempo an und erzeugte sofort großen Druck. Der Ball lief schnell und sicher durch die Hände, und Irland brachte sich so immer wieder in gute Positionen, die es auch effektiv zu nutzen wusste. Deutschland hingegen hatte kaum Zugriff auf das Spiel, weil man auch kaum den Ball in die Hände bekam. So war die Partie zur Halbzeit mit 28:0 beinahe entschieden.
Kurz nach Wiederanpfiff hatte die DRV VII Pech: Der Ankick ging durch und landete vor Bastian Himmer, der Ball sprang unglücklich auf, sodass Himmer ihn nicht aufnehmen konnte (8.). Stattdessen lief ein Konter an, den John O’Donnell zum fünften Versuch abschloss. Die Iren holten sich zudem fast jeden Ankick, sodass das DRV-Team weiter kaum mal in die Offensive kam. Nachdem Greg O’Shea und Kicker Billy Dardis auf 42:0 erhöht hatten, gelang dem „Wolfpack“ immerhin der Ehrenversuch. Carlos Soteras Merz fand eine Lücke und stieß mittig hindurch, Bastian Himmer erhöhte umgehend (13.). Doch die Iren hatten noch einen in petto. Adam Leavy und Billy Dardis setzten den Schlusspunkt.
Halbfinale: Deutschland – England 12:10 (0:10)
Im Halbfinale erwartete das deutsche Team ein echter Kampf. Englands Defensive stand sehr kompakt und sicher, sodass das „Wolfpack“ zwar die ersten vier Minuten in Ballbesitz war, aber keine Lücke in Englands Abwehrreihe fand. Die Gegner hingegen nutzten in der 5. Minute ihre erste Aktion zum Versuch, als William Edwards eine große Lücke und den sich dann bietenden Platz für einen langen Sprint über die rechte Seite nutzte. Die Erhöhung misslang. Deutschland tat sich weiter schwer, in die Nähe des englischen Malfelds zu kommen, während England effektiv konterte. Max Calitz war in der 7. Minute nicht schnell genug, um dem letzten Verteidiger noch zu entkommen, verlor den Ball im Kontakt. Stattdessen brach Englands Tom Bowen rechts durch und erhöhte noch vor der Pause auf 10:0.
Es blieb ein Kampf um jeden Zentimeter Boden, doch in der 11. Minute belohnte Carlos Soteras Merz sich und sein Team für die Mühen. Aus dem Ruck heraus verwertete er den Ball unter den Stangen zum versuch, den Andrew Nurse sicher erhöhte. Jetzt warf Deutschland noch mal alles nach vorn, verlor den Ball zunächst, holte ihn sich aber gut zurück. Als die Schlusssirene schon ertönt war, kam der Ball noch mal nach ganz links auf Bastian Himmer, der sich gerade noch ins Malfeld warf. Die Schiedsrichter berieten sich kurz, ob alles regelkonform war, und gaben dann den Versuch, der den 12:10-Sieg und den erneuten Finaleinzug bedeutete.
Viertelfinale: Deutschland – Italien 24:0 (17:0)
Die DRV-Auswahl startete so souverän in den zweiten Turniertag, wie es am ersten aufgehört hatte. Von Beginn an dominierte man im Viertelfinale Gegner Italien, immerhin ein Konkurrent um eine erneute Teilnahme am World-Series-Qualifier in Hongkong 2019. Schon die erste Angriffsserie brachte auch den ersten Versuch: Anjo Buckmann hatte sich rechts durchgesetzt und außen abgelegt (2.). Gemeinsam mit Jonathon Dawe bereitete er auch den zweiten Versuch vor. Die beiden trugen den Ball bis kurz vor die Mallinie, wo Dawe noch getackelt wurde. Bastian Himmer nahm den Ball aber auf und machte die letzten Zentimeter zum 10:0 (4.). Deutschland holte sich den Ball direkt vom Ankick zurück und brachte Max Calitz für den dritten Versuch in Position, den Fabian Heimpel diesmal auch sicher erhöhen konnte. Italien war bis dahin praktisch nicht im Spiel. Der erste ernst zu nehmende Angriff der Südeuropäer endete mit einem Vorball, einem deutschen Gedränge und dem Kick ins Seitenaus zur Halbzeit.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs wehrte die DRV VII den ersten Angriffsversuch der Italiener gut ab und legte danach selbst wieder den Vorwärtsgang ein. Beide Mannschaften wechselten durch, was aber kaum Auswirkungen auf den Spielverlauf hatte. Das „Wolfpack“ ließ weiter kaum etwas zu. Italien verlor bei seinem einzigen nennenswerten Vorstoß den Ball, den Dawe aufnahm und an Niklas Koch weitergab. Der legte nach einem langen Sprint unter den Stangen ab, sodass Fabian Heimpel mühelos zum 24:0-Endstand erhöhen konnte (13.).
Ungeschlagen und souverän am ersten Turniertag
Schon am ersten Turniertag in Marcoussis konnte das deutsche Team beinahe nahtlos an die guten Leistungen vom ersten GPS-Turnier in Moskau anknüpfen. Gab es im Auftaktmatch gegen Georgien noch leichte Anlaufschwierigkeiten – man gewann dennoch mit 17:10 – legte das „Wolfpack“ im zweiten Spiel gegen Portugal den Schalter um, dominierte den Gegner und zeigte „ein fast perfektes Spiel“, wie es Co-Trainer Clemens von Grumbkow ausdrückte. Am Ende stand ein klares 38:5 auf der Anzeigetafel, das bereits zum Einzug ins Viertelfinale ausreichte.
Im abschließenden Gruppenspiel gegen Europameister Russland konnte es sich das deutsche Team sogar erlauben, einige Stammkräfte zu schonen und den Bankspielern mehr Minuten auf hohem Niveau zu geben. Dennoch zeigte man in einem hochklassigen Spiel eine starke Leistung und ging schlussendlich mit einem 17:14-Sieg und dem Gruppensieg in der Tasche vom Platz.