Frankfurt am Main – Zum plötzlichen Tod von Oleg Jurjew drückt die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main, Ina Hartwig, seiner Ehefrau und seinem Sohn ihre tief empfundene Anteilnahme aus: „Mit Oleg Jurjew ist ein bedeutender Schriftsteller gestorben, der mit seiner Literatur den Raum zwischen russischer, jüdischer und deutschsprachiger Tradition elegant und innovativ ausgefüllt hat. Zugleich verliere ich einen Freund und bin sehr traurig. Meine Gedanken sind bei seiner Frau, der großartigen Autorin und Lyrikerin Olga Martynova und seinem Sohn. Oleg Jurjew ist viel zu früh gestorben und wird sehr fehlen.“
Oleg Jurjew wurde 1959 in Leningrad geboren. Seit er 1991 zusammen mit seiner Frau, Olga Martynova und seinem Sohn, dem Übersetzer Daniel Jurjew, nach Frankfurt am Main kam, bereicherte er mit seiner Familie das kulturelle Leben der Stadt. Als aufmerksamer und durchaus kritischer Zuhörer und kluger Vortragender, immer interessiert am literarischen Geschehen Frankfurts, war er gern gesehener Gast in der Romanfabrik, wo er auch Veranstaltungen des Lyrik-Nachwuchses „Salon Fluchtentier“ besuchte, im Hessischen Literaturforum und bei den städtischen Literaturreihen und Festivals wie den Frankfurter Lyriktagen. Auf seine Expertise war Verlass. Stets war er nahbar und hatte immer ein offenes Ohr für neue Ideen und Projekte, die eine Vermittlung und beständige Vernetzung zwischen seiner russischen Heimat und seinem Zuhause am Main beförderten.
Zuletzt erschienen „In zwei Spiegeln. Gedichte und Chöre“ (2012), eine überarbeitete Neuausgabe seines Romans „Halbinsel Judatin“ (2014) sowie die Poeme „Von Zeiten“ und „Von Orten“ (jeweils 2015) und im Jahr 2017 schließlich sein erster auf Deutsch verfasster Roman „Unbekannte Briefe“. Seine Texte sind ins Deutsche, Französische, Englische, Italienische, Tschechische, Polnische und Bulgarische übersetzt. 2010 erhielt Jurjew den mit 15.000 Euro dotierten Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil der Stadt Heidelberg. Jurjew wurde 58 Jahre alt.