Karlsruhe – Sophia Kaiser ist ein echtes SSC-Eigengewächs: Die 21-Jährige kam schon mit fünf Jahren zur KISS (Kindersportschule) und von dort aus mit sieben zum Geräteturnen, der Sportart, die sie neben Tennis bis zu ihrem Abitur ausübte. Das ist aber nicht die Sportart, in der Sophia Kaiser heute ihre größten Erfolge feiert. Erst seit vier Jahren betreibt sie nämlich Laufen als Leistungssport – bei der LG Region Karlsruhe und natürlich beim SSC, der auch weiterhin ihr Stammverein ist.
Darüber, wie sie zum Laufsport gefunden hat, erzählt sie: „Nachdem ich spaßeshalber 2013 am Forchheimer Silvesterlauf über zehn Kilometer teilgenommen hatte und mit 42 Minuten ohne spezifisches Training sehr erfolgreich war, schrieb mich mein heutiger Trainer Günther Scheefer an, ob ich nicht Lust hätte im Training vorbeizuschauen“ – und das tat sie dann auch und ist geblieben. Mit Recht, denn dass ihr Trainer den richtigen Riecher hatte, zeigen ihre Erfolge: 2016 wurde die Deutsche Meisterin über 10km Straße mit der U23 Mannschaft, Platz zwei erreichte sie 2018 bei den deutschen Halbmarathon Meisterschaften mit der U23 Mannschaft und ebenfalls Platz zwei bei den deutschen Crosslauf Meisterschaften mit der U23 Mannschaft. Ihr jüngster Erfolg war der dritte Platz bei den deutschen Meisterschaften über 10.000m in der U23. „Gerade über die Langdistanzen spielt Talent zwar auch eine Rolle, genauso wichtig sind aber ein überlegter Trainingsaufbau, Konsequenz und Fleiß. Dass man mit Durchhaltevermögen so viel erreichen kann fasziniert mich, genauso wie die messbaren Fortschritte, die man auf der Uhr sehen kann“, erklärt sie, warum solche Erfolge auch bei einem verhältnismäßig späten Einstieg in das Laufen funktionieren können.
Obwohl Sophia in unter der Woche in Mannheim studiert, bleibt sie Karlsruhe und ihrem Wohnort Linkenheim treu: „Auch wenn ich in Mannheim studiere und während des Semesters dort wohne, zieht es mich doch jedes Wochenende und während der Semesterferien zurück nach Linkenheim, dem Wohnort meiner Eltern. Der wohl wichtigste Grund hierfür ist meine Trainingsgruppe bei der LG Region. Ich sehe mich somit absolut als Karlsruherin, da ich den größten Teil meiner Freizeit hier verbringe“, sagt sie mit Überzeugung. Ihr Trainingspensum kann sich – trotz der Doppelbelastung – sehen lassen: „Ich trainiere sechs bis sieben Einheiten in der Woche. Zweimal wöchentlich absolvieren wir Bahntraining im Beiertheimer Stadion. Das bedeutet Einlaufen, Athletik- und Koordinationstraining und anschließend Tempoläufe. Die restlichen Einheiten bestehen aus Dauerläufen oder Fahrtspielen, reinen Athletikeinheiten sowie der ein oder anderen ungeliebten Alternativeinheiten, zum Beispiel Schwimmen. Da wir eine so große Trainingsgruppe sind findet man immer eine Begleitung zum Laufen oder für das Stabi-Training auch abseits der festen Trainingszeiten.“
Aber auch dem SSC bleibt sie weiter treu: „Auch wenn ich nichtmehr direkt beim SSC trainiere, bin ich doch weiterhin sehr mit dem Verein verbunden, denn ich helfe seit ich 16 bin als Betreuerin bei der Kindersommerfreizeit. Über meine Schwester Leonie, die im Jugendkompetenzteam ist bin ich immer informiert was es gerade Neues im Verein gibt“, erzählt sie.
Zur Entlastung geht Sophia ins Wasser, sie schwimmt oder macht Aquajogging. Aber ihre Leidenschaft gehört nach wie vor auch dem Tennis, das sie neben dem Geräteturnen in ihrer Jugend auch im Verein ausgeübt hat: „Ich würde gerne wieder öfter ein paar Bälle auf dem Tennisplatz schlagen, doch das kriege ich in meinem Trainingsplan leider nicht unter“, sagt sie.
Denn neben dem Lauftraining spielt natürlich das Studium die größte Rolle in Sophias Leben: „Das Studium geht für mich auf jeden Fall vor und gerade während des Semesters, wenn ich unter der Woche alleine in Mannheim trainieren muss und es in der Uni stressig wird, fallen die harten Tempoeinheiten am Abend sehr schwer.“ Ein flotter Dauerlauf dagegen könne jedoch sogar sehr entspannend sein und helfe ihr nach einem langen Tag an der Uni den Kopf frei zu bekommen.
Ihr persönliches Motto ist „Ohne Fleiß kein Preis“ – sagt sie und ihre sportlichen Ziele für die Zukunft sind klar definiert: „Im nächsten Jahr die Norm für die deutschen Meisterschaften über 5000m und 10.000m bei den Aktiven zu knacken.“
Gerade jetzt ist die Zeit, die Sophia am meisten genießt: „Am schönsten ist es in den Semesterferien, wenn ich fast täglich mit der Gruppe trainieren kann“, berichtet die 21-Jährige von ihrem Alltag. In ihrer knapp bemessenen Freizeit kocht und backt Sophia Kaiser gerne – dementsprechend nascht sie auch gerne mal: „Kekse, Kuchen, Eis, Schokolade, alles, was süß ist, esse ich gerne. Es stimmt zwar, dass man beim Laufen jedes Gramm spürt, ich lasse mir aber meine Naschereien nicht nehmen und zur ganz zierlichen Sorte gehörte ich noch nie. Einen Ernährungsplan habe ich nicht. Wichtig ist nur, dass wir nach einer harten Einheit die Speicher schnell wieder auffüllen und uns ausgewogen ernähren, aber Ausnahmen müssen sein“.
Was ein Glück, dass Sophia da ihren Leistungssport noch immer als Freizeitvergnügen sehen kann: „Ich sehe mich zwar als Leistungssportlerin, doch auch das Laufen ist weiterhin Freizeit für mich. Nirgends sonst kann ich so gut abschalten wie im Training und ich habe viele gute Freunde über meine Trainingsgruppe gefunden. Nach dem Training bleibt immer Zeit zum Reden und wir treffen uns auch abseits der Laufstrecke. Auch sonst bleibt mir in jedem Fall genug Zeit für andere Freunde und Familie“, ist sie überzeugt.