Landau – Zum ersten Mal ist seit ihrer Haltung dort nun auch im Zoo Landau in der Pfalz die Nachzucht einer in der Wildnis bereits ausgerotteten Tierart gelungen! Am 1. Juli 2018 schlüpfte eine kleine Socorrotaube, die glücklicherweise, wie es sich gehört, von beiden Eltern vorbildlich umsorgt wurde und inzwischen aus dem Nest ausgeflogen ist.
Wer als Zoobesucher nach dem Jungvogel Ausschau halten möchte, der sollte auch auf dem Boden der Volieren suchen. Socorrotauben sind flugfähig, halten sich aber auch sehr viel am möglichst deckungsreichen Boden auf. Es handelt sich um eine evolutionäre Anpassung an das Leben auf einer abgelegenen Pazifikinsel, der Insel Socorro vor der Westküste Mexikos, auf der es ursprünglich keine natürlichen Feinde der Tauben gab. Dieses wurde der Tierart zum Verhängnis, als im Jahr 1957 eine Station der mexikanischen Marine auf der Insel errichtet wurde. Eingeschleppte Räuber wie Katzen oder Ratten aber auch Ziegen, die durch Beweidung die Vegetation der Insel sehr stark veränderten, führten binnen weniger Jahrzehnte zur kompletten Ausrottung der wenig scheuen Taube auf Socorro. Da die Tierart auf dieser Insel endemisch war, also weltweit nur dort zu finden, wird sie seit 1994 auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „Ausgerottet in der Wildnis“ geführt. Glücklicherweise hatten Wissenschaftler der kalifornischen Akademie der Wissenschaften bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts einige Socorrotauben nach Kalifornien gebracht. Nachzuchttiere gelangten nach England, und diese Tiere bilden die Basis des Europäischen Ex-Situ-Programms (EEP), das seit 1995 vom Zoo Frankfurt koordiniert wird. Der koordinierten Nachzucht der Art kommt ganz besondere Bedeutung zu, und das Team des Zoo Landau ist hocherfreut, das Programm nun mit dem ersten Küken unterstützen zu können!
Der Zoo Landau hält seit dem Sommer 2016 Socorrotauben, zunächst zwei männliche Tiere. Im Mai dieses Jahres kam ein Weibchen aus dem Zoo Edinburgh dazu, mit dem die Nachzucht bereits wenige Wochen nach der Ankunft nun gelang. Auf der Insel Socorro laufen intensive Bemühungen, den Lebensraum für eine Auswilderung zoogeborener Tauben wiederherzustellen. Im September 2013 wurden die ersten drei Pärchen aus den USA zurück in die Heimat, zunächst aufs mexikanische Festland gebracht. Die Renaturierung der Insel und die Ausrottung eingeschleppter, schädlicher Arten kommen natürlich nicht nur der Socorrotaube sondern vielen weiteren Tier- und Pflanzenarten zugute. Doch der eher unscheinbaren zimtbraunen und grauen kleinen Taube kommt eine wichtige Funktion als Flagschiffart für dieses Projekt zu.