Pflichtgefühl, Rücksicht, Angst: Zwei Drittel der Berufstätigen gehen auch krank zur Arbeit

Grafik 'Warum krank zur Arbeit' (Quelle: BARMER Hessen)
Grafik 'Warum krank zur Arbeit' (Quelle: BARMER Hessen)

Frankfurt am Main – Zwei Drittel aller Berufstätigen (67 Prozent) gehen trotz einer Erkrankung zur Arbeit. Dies ergab eine Befragung der Universität St. Gallen im Auftrag der BARMER. Als Grund geben 65 Prozent der Befragten an, dies aus Pflichtgefühl getan zu haben, 50 Prozent nahmen Rücksicht auf Kollegen und 28 Prozent waren der Meinung, kein anderer könne die eigene Arbeit erledigen. Angst vor negativen Konsequenzen oder vor Arbeitsplatzverlust gaben zusammen 30 Prozent der Befragten an.

„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, wie weit der sogenannte Präsentismus, also zur Arbeit zu gehen, obwohl man sich krank fühlt, verbreitet ist“, sagt Norbert Sudhoff, Landesgeschäftsführer der BARMER in Hessen. Wie die Auswertungen weiter zeigen, ist Präsentismus bei Frauen mit 72 Prozent weiter verbreitet als bei Männern mit 62 Prozent.

Dominoeffekt vermeiden

„Leichte Kopfschmerzen müssen einen nicht gleich davon abhalten, arbeiten zu gehen. Doch wer stark erkältet ist oder sogar Fieber hat, verzögert dann den Heilungsverlauf und riskiert möglicherweise Folgeschäden, wenn er zu früh an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt“, warnt Sudhoff. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden also umso länger ausfallen. „Und dann besteht häufig noch die Ansteckungsgefahr, die in der Firma zu einem Dominoeffekt mit weiteren Ausfällen führen kann.“

Gesundheitskompetenz verbessern reduziert Kosten

Viele Studien deuten darauf hin, dass Präsentismus ein bedeutender, aber häufig unterschätzter Kostenfaktor für die Unternehmen ist. Die damit verbundenen Produktivitätsverluste werden zum Teil deutlich höher als bei krankheitsbedingten Fehlzeiten angegeben. Hier könne mehr Information und Aufklärung helfen: „Die genannten Hauptgründe für Präsentismus zeigen, dass die Gesundheitskompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter verbessert werden muss. Denn je verantwortungsbewusster die Beschäftigten mit ihrer Gesundheit umgehen, desto weniger ist Präsentismus ein Problem. Dabei stehen insbesondere auch Führungskräfte in der Verantwortung“, so Sudhoff.