Eltville / Geisenheim / Darmstadt. Das Weinbau-Dezernat des Regierungspräsidiums (RP) Darmstadt hat im Rheingau den vorerst letzten Hoftag zum integrierten Pflanzenschutz durchgeführt. Im Weingut Prinz von Hessen in Geisenheim-Johannisberg stellte die Behörde den heimischen Winzern die vorläufigen Ergebnisse des seit 4,5 Jahren laufenden Projekts zur Verminderung des Pestizid-Einsatzes im Weinbau vor. Dieses läuft zum Jahresende aus, soll aber eine Fortsetzung finden und noch um andere ökologische Aspekte erweitert werden.
„Das Projekt hat gezeigt, dass wir mit der heutigen Technik noch nicht ganz auf Herbizide verzichten können“, sagte Projektleiter Bernd Neckerauer. Die Versuche auf den drei teilnehmenden Betrieben – neben dem Hoftag-Gastgeber sind das die Weingüter Paul Laquai (Lorch) und Josef Schönleber (Oestrich-Winkel) – hätten jedoch insgesamt ergeben, dass vor allem in diesem Bereich ein sparsamerer Einsatz möglich sei. So kann das Unkraut auf den Böden unter den Rebstöcken bzw. zwischen den Rebzeilen durchaus auch durch mechanische Verfahren entfernt werden.
Auf dem Hofgut Prinz von Hessen bzw. auf einem unterhalb gelegenen Versuchsfeld im Weinberg wurden den Winzern anschließend teils im Rahmen des Projekts entwickelte Maschinen vorgestellt und vorgeführt, die etwa für die Entblätterung der Stöcke eingesetzt werden können. Diese ist wichtig, damit Schädlinge wie die Kirsch-Essigfliege sich dort nicht niederlassen und ihre Eier in den Trauben ablegen. Außerdem wurden Maschinen wie die Überzeilen-Stockbürste mit speziellen Verstell-Möglichkeiten für den Einsatz in Steillagen wie im Weingut Laquai vorgestellt.
„Ein Allround-Gerät gibt es leider noch nicht“, verwies RP-Mitarbeiter Neckerauer auf die Grenzen des Maschinen-Einsatzes im Weinbau. Andererseits gäbe es schon etliche mechanische Werkzeuge, die heute im Weinbau Standard seien. So wird etwa die Rollhacke von vielen Winzern im Rheingau und an der Hessischen Bergstraße eingesetzt, um den Unkrautbewuchs zu hemmen. Dabei wird der Boden rund um die Rebstöcke aufgelockert. Wenn der Boden infolge von Niederschlägen aufgeweicht ist, kann das Gerät jedoch nicht eingesetzt werden. Auf einigen Versuchsfeldern wurde deshalb mit dauerhafter Begrünung experimentiert.
Die Versuche in den Demonstrationsbetrieben laufen noch bis zum Jahresende. Die drei Weingüter decken aufgrund ihrer Verschiedenheit alle Betriebsarten ab – vom Familienbetrieb bis zum Großwinzer. Anschließend wertet das Julius-Kühn-Institut (Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen) in Berlin die Daten aus. Das RP Darmstadt will das Projekt zur Verringerung des Pestizid-Einsatzes im Weinbau auf jeden Fall fortsetzen und auf andere Bereiche wie den Gewässerschutz und die Biodiversität ausweiten. „Dies sind wir den Menschen, aber auch unserer Umwelt schuldig“, so Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid.
Hintergrund:
Ziel des Projekts „Demonstrationsbetriebe integrierter Pflanzenschutz“ ist, Erkenntnisse über eine mögliche Reduktion des Einsatzes von Pestiziden zu gewinnen und die Fach-Öffentlichkeit (Winzer) darüber zu informieren. Hintergrund ist der Nationale Aktionsplan (NAP) zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln – diese müssen gemäß EU-Vorgaben auf das notwendige Maß begrenzt werden.
Das Projekt läuft in ganz Deutschland bei verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturen wie Gemüse-, Obst- und Hopfen-Anbau (insgesamt 67 Demonstrationsbetriebe). Im Bereich Weinbau wurden deutschlandweit 12 Güter ausgewählt – darunter 3 in Hessen. Diese werden vom RP Darmstadt als Weinbaubehörde betreut.
Mehr Infos über das Projekt: https://demo-ips.julius-kuehn.de