Heidelberg – Lässt sich Bindung auch anhand physiologischer Daten messen? Inwieweit unterscheiden sich bestimmte körperliche Messwerte zwischen Mutter-Kind-Tandems mit und ohne psychische Erkrankung der Kinder? Wissenschaftler des Zentrums für Psychosoziale Medizin am Uniklinikum Heidelberg suchen für eine aktuelle Studie Teams aus Heranwachsenden ohne psychische Erkrankung und ihre weiblichen Bezugspersonen. Hintergrund sind aktuelle Forschungsergebnisse, die darauf hinweisen, dass Eltern und Kinder sich nicht nur in ihrem Verhalten aneinander anpassen, sondern auch auf körperlicher Ebene.
Ein gutes Team sein – lässt sich das messen?
Zur Studienteilnahme eingeladen sind zwölf bis 17 Jahre alte Jugendliche ohne psychische Erkrankungen und ihre Mütter beziehungsweise ihre weiblichen Bezugspersonen. Die Studienteilnahme beinhaltet zwei Termine von einer beziehungsweise zwei Stunden Dauer, an denen beispielsweise Interviews geführt sowie die Gehirnaktivität, die Herzrate sowie über eine Speichelprobe der Status bestimmter Hormone gemessen werden. Die Studienteilnehmer leisten durch ihre Teilnahme einen wertvollen Beitrag zur Beantwortung der Frage, welche Rolle körperliche Prozesse beim zwischenmenschlichen Funktionieren spielen. Die Studienergebnisse könnten die Grundlage für Maßnahmen bilden, die zu einer Therapie der sogenannten Borderline-Persönlichkeitsstörung beitragen.
Neben Einblicken in ein spannendes Forschungsprojekt erhalten die Mutter-Kind-Tandems auch eine kleine Aufwandsentschädigung in Höhe von insgesamt 60 Euro. Die Studie der Kinder- und Jugendpsychiatrie Heidelberg wird durch das „Physician Scientist“-Programm der Medizinischen Fakultät Heidelberg gefördert.
Über die Borderline-Persönlichkeitsstörung
Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung weisen impulsives Verhalten, Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen und Schwierigkeiten in der Regulation von Gefühlen auf. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung erhalten die Diagnose, Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung stellen jedoch etwa zehn bis 25 Prozent der Patienten in Psychiatrischen Kliniken, was die Schwere der Erkrankung verdeutlicht. Die Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich stellen ein Kernsymptom der Störung dar, weswegen sich die Studie auf dieses Symptom fokussiert. Die Fähigkeit, positive zwischenmenschliche Beziehungen zu bilden und aufrecht zu erhalten, ist essenziell für die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen. Als besonders wichtig gilt hierbei die Interaktion zwischen Kindern und ihren Bezugspersonen, da frühe zwischenmenschliche Erfahrungen als „Blaupausen“ für zukünftige Beziehungen fungieren können. Aus diesem Grund werden in der Studie Jugendliche mit Borderline-Störung und ihre weiblichen Bezugspersonen mit gesunden Jugendlichen und ihren weiblichen Bezugspersonen verglichen.
Ansprechpartnerin:
Dr. phil. Dipl.-Psych. Anna Fuchs
Projektkoordinatorin
Zentrum für Psychosoziale Medizin
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Universitätsklinikum Heidelberg
Tel. 06221 56-32934
E-Mail: bindung.verstehen@med.uni-heidelberg.de